Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
die Stirn und zuckt die Achseln. »Du weißt schon … Sexgespräche. Alkoholgespräche. Liebesgespräche. Wir haben uns nie über all diese Sachen unterhalten. Nur – bitte glaub nicht, ich hätte zu viel zu tun, mit der Arbeit oder so, um mit dir drüber zu reden, wenn du es brauchen kannst. Ich könnte auch eine DVD über Sexualität im Teenageralter bestellen. Ich nehme mal an, ich hätte es tun sollen, als du mit Lawrence zusammen warst, na ja … besser spät als gar nicht, oder?«
Wenn es einen Ausdruck gibt, den ich aus dem Mund meiner Mom nie wieder hören will, dann ist es Sexualität im Teenageralter . Am liebsten würde ich in schallendes Gelächter ausbrechen, aber meine Mom sieht so ratlos und aufrichtig aus, dass ich sie nicht in Verlegenheit bringen will. Stattdessen schüttele ich wie wild den Kopf, als ich meine Zimmertür öffne. »Alles in Ordnung, Mom. Ich sage Bescheid, wenn ich über irgendwas reden muss.«
»Reden muss?«, fragt Dschinn, als ich die Tür hinter mir schließe. Er lehnt neben dem Fenster an der Wand, die Arme verschränkt, ein amüsiertes kleines Grinsen im Gesicht.
»Über Sex«, erkläre ich meinerseits mit einem Grinsen. »Anscheinend gibt es dafür eigens eine DVD.«
»Du, Aaron und deine Mom, ihr solltet sie euch zusammen ansehen. Du weißt schon, als Bildungserlebnis«, sagt er mit ernsthaftem Gesichtsausdruck.
Ich werfe ein Kissen nach ihm, aber er weicht im letzten Moment aus.
»Wie war das heiße Date?«, erkundigt er sich, während ich mich aufs Bett fallen lasse und den Geruch von alten Patchworkdecken einatme.
Ich lächle. »Es war … merkwürdig. Und es war fantastisch.«
»Okay«, antwortet er so rasch, dass mir vollkommen klar ist, er will die genauen Details meines Nachmittags gar nicht hören. Dschinn fährt sich mehrere Male mit der Hand durchs Haar, wobei er mit besonderer Aufmerksamkeit auf den Moment achtet, in dem ihm die Strähnen aus den Fingern rutschen.
»Vier Tage«, sagt er halblaut. Ich setze mich auf und sehe ihn an. »Ich bin jetzt seit vier Tagen hier.«
»Das kommt mir irgendwie falsch vor«, sage ich, während ich in Gedanken die Tage zusammenzuzählen versuche. »Es kommt mir vor, als wärst du schon wochenlang hier.«
Dschinn macht eine Handbewegung, als wäre er verärgert, aber seine Stimme klingt sanft. »Es wirkt nur deshalb länger auf dich, weil wir so viel Zeit miteinander verbracht haben.« Er fährt sich wieder durchs Haar. »Meine Haare sind gewachsen. Ein ganzes Stück. Vier Tage ist eine Menge Zeit, wenn man nicht daran gewöhnt ist zu altern.«
»Vier Tage … nur vier Tage.« Ich spreche es wirklich nicht gern aus. Ich sehe zu, wie er wieder sein Haar befingert. Wir lächeln beide.
12
Dschinn
I ch kann sie dir schneiden«, sagt Viola von ihrem Nest aus Patchworkdecken aus, einen etwas tückischen Ausdruck in den Augen.
Ich lache. »Kein Wunsch der Welt wird mich dazu bringen, dich mit einer Schere in der Hand auch nur in die Nähe meines Kopfs zu lassen.«
»Nein, ich mein’s ernst! Lawrence habe ich immer die Haare geschnitten.«
»Das ist mir vollkommen egal, und wenn du Keanu die Haare geschnitten hättest. Halt dich ja von mir fern«, sage ich und verschränke sicherheitshalber die Arme vor der Brust.
»Nein? Na schön. Dann nehme ich an, du willst alles über meinen Nachmittag mit Aaron wissen …«, beginnt sie vorsichtig.
»Nicht unbedingt.«
»O nein, es war wunderbar. Ich werde dafür sorgen, dass ich kein einziges schnulziges Detail auslasse … Ich meine, es ist nur gut, dass du mir nicht weit genug vertraust, um dir von mir die Haare schneiden zu lassen, denn wenn du’s tätest, müsste ich mich zu sehr konzentrieren, um noch reden zu können. Aber so …«
»Du kannst wirklich Haare schneiden? Dein Wort drauf?« Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch ein paar Stunden ihrer Erzählungen von Aaron ertrage. Die beim Frühstück haben mir gereicht.
»Ich würd’s dir nicht anbieten, wenn ich vorhätte, deinen Kopf zu massakrieren. Wirklich. Wenn sie dir zu lang sind, lass sie mich dir schneiden.«
Ich mustere Viola aufmerksam. Ihre Augen bitten, ihre Lippen sind zu einem kleinen Lächeln verzogen, und in ihren Fingern, das weiß ich einfach, juckt es nach der Schere.
Angesichts der Tatsache, dass wir unsere Herren nicht mit dem Vornamen anzureden haben, bin ich mir ziemlich sicher, dass Haareschneidenlassen überhaupt nicht in Frage kommt. Trotzdem seufze ich und nicke. Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher