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Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Titel: Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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jeden Rest von Ärger unter sich begräbt, den ich mir vielleicht noch erhalten habe. Sie haben einen Platz in mir in Besitz genommen, den Aaron und meine neue königliche Familie mit Lipgloss und Bier nicht füllen können, einen Platz, der wund ist und schmerzt. Als würde ich gerade wieder zerbrochen.
    Der Samstagvormittag kommt viel zu früh. Als ich aufwache, gleitet mein Blick augenblicklich zu dem Sessel hinüber. Immer noch leer. Ich seufze und zwinge mich dazu, woanders hinzusehen, und dabei bemerke ich ein paar alte, unfertige Gemälde, die in einer Ecke meines Zimmers aufgestapelt sind.
    Plötzlich geht mir auf, dass ich seit Tagen nicht mehr gemalt habe. Plötzlich vermisse ich das Gefühl des Malens mehr, als mir bis zu diesem Moment klar war, und das Bedürfnis, nach einem Pinsel zu greifen, geht durch mich hindurch wie das Bedürfnis nach Essen oder Trinken. Aber meine Farben sind alle in der Schule.
    Ich könnte in die Schule gehen, wegen der vielen Wochenendaktivitäten bleibt dort immer eine Tür offen. Den ganzen Nachmittag malen. Die Party heute Abend schwänzen. Natürlich ist es nicht ganz das, was die neue, glitzernde Viola tun sollte. Aber es würde mir für heute etwas zu tun geben – etwas anderes, als mir den ganzen Tag lang Gedanken wegen der Tatsache zu machen, dass ich nicht mit Dschinn oder Lawrence reden kann.
    Jawohl. Ich gehe. Ich nehme mir die Autoschlüssel meiner Mutter, ohne zu fragen, und schleiche mich eine halbe Stunde später in die Schule. Meine Bilder für die Ausstellung warten geduldig unter ihren Abdeckungen aus zerrissenen Bettbezügen. Ich zerre die Bezüge herunter.
    Ich mag diese Bilder nicht. Es sind einfach Gemälde. Hübsch anzusehen, aber einfach nur Gemälde. Sie stellen weder Aussagen noch Emotionen dar … noch mich. Ich meine damit – sie hatten uns gesagt, wir sollten Landschaften malen, und ich habe mich dran gehalten. Ich habe Landschaften gemalt. Landschaften, die an Wohnzimmerwände gehören oder über Schlafzimmerkommoden. Mir gehören sie nicht. Es sind keine Bilder, die der Welt mitteilten, wer oder was ich bin. Ich nehme alle fünf Leinwände von ihren Staffeleien, lege sie in einem Stoß auf den nächsten Tisch und stelle fünf neue Leinwände auf die Staffeleien – leere Tafeln, die nur darauf warten, beschrieben zu werden.
    Die Ausstellung findet in wenigen Tagen statt. Ich bin einfach nicht talentiert genug, um mir in dieser kurzen Zeit noch etwas Unglaubliches einfallen zu lassen. Es ist Unfug, so spät noch mal von vorn anfangen zu wollen. Aber das Bedürfnis, die leeren Flächen mit Farbe zu füllen, zittert mir in der Brust und an den Armen entlang, bis ich das Gefühl habe, es würde mir durch die Fingerspitzen brechen. Ich greife nach einem Pinsel und klatsche Farbe auf das Weiß.
    Stunden vergehen, obwohl ich es kaum zur Kenntnis nehme. Meine Hände sind mit Klecksen bedeckt, die es mit dem leuchtenden Sonnenuntergang draußen aufnehmen könnten. Die Bilder sind seltsam; sie haben etwas mit mir zu tun, mit Ollie, Lawrence, Aaron … aber auch etwas mit Dschinn. Damit, dass ich pinkfarbenes Haar, Kettengürtel und französisch manikürte Nägel studiere, und damit, wie alles und jedes als Hinweis dient darauf, wer man ist oder wo man hingehört. Die Emotionen strömen hinaus auf die weiße Fläche, bis sie mich nicht mehr auffressen, bis es mir egal ist, ob die Bilder gut sind oder nicht.
    Mein Handy klingelt, und mein Pinsel landet klappernd auf dem Zementboden.
    »Hallo?«, sage ich, während ich mir zugleich das Gesicht reibe und mich dabei wahrscheinlich mit Farbe beschmiere.
    »Hey, meine Schöne«, sagt Aaron.
    Viola. Mein Name ist Viola.
    »Soll ich dich immer noch abholen?«
    Ich sehe sehnsüchtig zu meinem Bild hinüber, das noch nicht ganz fertig ist. »Um ehrlich zu sein … ich arbeite gerade an einem Bild. Ich kann nicht gehen«, sage ich.
    Aaron seufzt tief. »Aber Baby, ich möchte heute Abend mit dir zusammen sein, weißt du? Ich liebe dich.«
    »Yeah.« Allerdings nur, weil ich es mir gewünscht habe.
    »Kannst du nicht auch an einem anderen Tag an dem Gemälde arbeiten?«
    Doch, kann ich. Ich kann das tun, nur will ich es nicht. Ich will jetzt malen, solange die ganzen Emotionen noch aufgewühlt sind. Dschinn würde das verstehen. Lawrence auch. Aber ich kann gehen. Ich seufze, als mich das schlechte Gewissen wieder einholt. Es ist meine Schuld, dass er mich liebt, dass er mich bei sich haben will. Es ist nicht

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