Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
bloß? Was habe ich getan? Sie ist meine Freundin.
Die Worte kommen in einem Flüstern heraus. »Sie ruft gerade nach mir.«
»Sie ist bei Aarons Party. Wir treffen uns dort«, sagt Lawrence, während er sich die Autoschlüssel vom Schreibtisch schnappt. Ich nicke, als die Welt um mich herum verschwimmt, und ich verschwinde.
Ich habe erwartet, mitten in der Party zu landen, wie damals, vor Violas erstem Wunsch – überall rote Becher, hämmernde Musik, Aaron mit Mädchen behängt wie mit menschlichem Efeu. Stattdessen finde ich mich in einem von Sternenlicht erhellten Garten wieder. Die Musik pocht gedämpft durch die Wände des Hauses weiter vorn, und dazu höre ich das Summen von Unterhaltungen, fast übertönt vom Zirpen der Grillen. Viola kniet neben einem Beet voller Tulpen und Hortensien, den Kopf von mir abgewandt. Sie merkt nicht einmal, dass ich hinter ihr stehe. Bevor ich etwas sagen kann, kommt mir eine andere Stimme zuvor.
»Ich hab versucht, mit ihm zu reden, aber er hat gesagt, ich soll mich verpissen. Was hab ich eigentlich getan? Ich verstehe es nicht. Das mit uns war doch angeblich für die Ewigkeit«, schluchzt die Stimme irgendwo zwischen den Reihen von Cannalilien. Die Sprecherin ist … nein.
Es ist Ollie. Allerdings nicht die schöne, geheimnisvolle und sprühende Ollie, an die ich mich von der vergangenen Woche her erinnere.
Diese Ollie hat Mascaraspuren auf den Wangen. Ihre Augen sind rot und glasig vom Weinen, und ihr Gesicht ist hässlich vor lauter Kummer. Sogar ihre Kleider fallen auf einmal anders an ihr – sie kommt mir vor wie ein verstörtes kleines Mädchen in den abgelegten Sachen seiner Mutter. Eine Regenwolke schiebt sich vor den Mond, und die Gesichter von Ollie und Viola versinken im Schatten.
»Herrin«, sage ich, wobei ich den Titel herauswürge, nicht den Namen.
Denk dran, es ist einfacher, wenn sie nur deine Herrin ist, wenn sie nicht »Viola« ist. Protokoll. Viola dreht sich zu mir herum, das Gesicht verzerrt vor Kummer. Ich möchte sie beim Namen rufen, so sehr. Und ich will, dass sie meinen sagt. Ich hole Luft.
» Viola , bitte«, sagt sie, und ihre Stimme zittert.
Plötzlich zählt nichts anderes mehr – der Ifrit, Caliban, das Altern. Wie konnte ich mir einbilden, dass irgendetwas davon wirklich wichtig ist? Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll – die Hand nach ihr ausstrecken? Einfach dort stehenbleiben? Weiterreden, stumm bleiben? Was kann ich machen, um ihrem Kummer abzuhelfen?
Plötzlich scheint mein Körper zu wissen, was da zu tun ist, obwohl mein Kopf es nicht tut. Ich falle neben ihr auf die Knie und lege eine Hand über ihre, gerade als es aus den Wolken zu tropfen beginnt. Eine Bewegung hinter den Rosenbüschen erregt meine Aufmerksamkeit – es ist der Ifrit. Seine seidene Jacke schimmert in dem Licht vom Haus her, und er verschränkt die Arme und wirft mir einen langen, ratlosen Blick zu. Ich lasse meine Hand entschlossen auf Violas liegen und wende den Blick von ihm ab.
»Es ist meine Schuld, dass sie so ist. Ich habe Ollie ruiniert. Sieh sie dir doch an«, murmelt Viola, während Ollie das Gesicht in den Händen vergräbt. Die weiße, tätowierte Palette auf ihrem Schulterblatt sieht verblichen und kränklich aus. In der Ferne grollt ein Donnerschlag. Ein paar Leute, die im Freien gefeiert haben, rennen zum Haus, und die Musik wird lauter.
»Ich verstehe es nicht«, weint Ollie. »Ich fühle mich so … so …«
»Zerbrochen«, flüstert Viola. Sie setzt sich auf die Fersen zurück und legt ebenfalls die Hände vors Gesicht. »Was hab ich bloß getan?«
Grimmig antworte ich: »Du hast einen Wunsch ausgesprochen.«
Und ich habe um einen Drücker gebeten.
»Aber ich habe niemals Ollie wehtun wollen. Ich habe niemals irgendwem wehtun wollen. Ich habe mich doch nur wieder ganz fühlen wollen. Aber ich tu’s nicht, obwohl ich jetzt dazugehöre.«
Der Regen beginnt sich von einem leichten Tröpfeln zu einem harten sommerlichen Wolkenbruch zu entwickeln. Regen gibt es in Caliban auch nicht. Wassertropfen fallen Viola in die Wimpern und mischen sich dort mit ihren Tränen.
»Kann ich ihn zurücknehmen? Mir wünschen, den ersten Wunsch rückgängig zu machen?«, fragt sie.
»Nein. Nein, das geht nicht«, flüstere ich. »Du kannst einen Wunsch nicht ungewünscht machen.«
Violas Blick fällt wieder auf Ollie.
»Ich muss das in Ordnung bringen«, sagt sie angstvoll. »Was muss ich tun?«, fragt sie mit einem Blick zurück zu
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