Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
sich mit der Hand übers Gesicht. »Viola … das mit Ollie war ein Drücker. Ich hab einen anderen Dschinn gebeten, dich dazu zu bringen, dass du dir etwas wünschst. Ich war durcheinander. Ich war eifersüchtig. Ich habe absolut nichts verstanden. Ich habe gedacht, ich müsste irgendwie nach Hause kommen, ich habe gedacht, es wäre unbedingt nötig, dass du dir was wünschst.«
Der Atem zittert mir in der Kehle, während das Wasser mir aus dem Haar und den Rücken hinunterläuft. Er hat was mit mir gemacht?
»Das verstehe ich nicht«, flüstere ich.
Dschinn beißt sich auf die Lippe und beginnt dann mit einer Erklärung: Ifrit, Drücker, Zeit, Wünsche, Caliban. Die Worte laufen ineinander wie der Geruch nach Alkohol und Rauch vom Haus her. Er wollte gehen. Er wollte, dass ich irgendwas wünsche, damit er zurückkann. Das Wissen dreht sich in mich wie ein Messer, denn er hat gesagt, es gefiele ihm, hier zu sein. Ich hatte gedacht, es gefiele ihm, in meiner Gesellschaft zu sein. Ich hatte gedacht, er wollte nicht mehr gehen. Ich zwinge mich zum Schlucken.
»Ich hab ihm gesagt, er soll dir nicht wehtun, also hat er es so gemacht, dass Ollie die Trennung von Aaron wehtut, um an dich heranzukommen. Es ist meine Schuld. Es tut mir so leid, Viola«, sagt Dschinn laut, um sich über den Lärm des Wolkenbruchs ringsum verständlich zu machen.
Dschinn hat dies getan. Mit Absicht. Ich finde meine Stimme nicht, und ich kann kaum noch etwas sehen – alles ist verschwommen und undeutlich durch den Regen hindurch. Alles außer Dschinn. Er atmet tief durch und blickt mir direkt in die Augen, während er spricht. Seine Stimme ist rau und leise, und seine Finger zucken, als sehnte er sich danach, sie nach mir auszustrecken. Ich trete einen Schritt von ihm zurück und verschränke die Arme vor dem Körper. Über uns kracht ein Donnerschlag.
Endlich finde ich doch noch Worte. »Ich hätte … du willst gehen. Du wolltest, dass ich unglücklich bin, damit du …« Ich verstumme, als ein Blitz den Garten erleuchtet. Ich schaudere, obwohl ich mir nicht sicher bin, dass es an der Kälte liegt.
»Nein, Viola, bitte. Es war ein Irrtum. Ich hatte Angst, weil …« Er starrt auf den Boden. »Weil ich anfange, das Gefühl zu haben, dass ich zerbrochen bin ohne dich. Als ob irgendwas an mir und daran, wer und was ich bin, verloren sein wird, wenn ich dich zurücklasse. Bei dir bin ich nicht einfach nur ein Wünschegewährer. Dabei habe ich das einfach nicht zu empfinden. Ein Wünschegewährer, das ist es, was ich bin. Ich bin kein Sterblicher, aber ich … es ist beinahe, als wünschte ich mir, einer zu sein.« Er sagt es mit einem verwirrten Ausdruck im Gesicht, und ich kann nicht anders, als mich zu fragen, ob er selbst jemals zuvor einen Wunsch gehabt hat.
Mein Name schallt in etwas undeutlicher Aussprache durch den Garten. Aaron steht in der Tür, ein Bier in der Hand. Ich stöhne.
»Viola! Kommst du wieder rein?«, schreit er. Ich drehe mich zu Dschinn um.
Du hast mich hintergangen.
»Viola?« Wieder Aarons Stimme. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Bestens!«, lüge ich mit einem Seitenblick auf Aaron. Als ich mich wieder zu Dschinn umdrehe, ist er verschwunden.
Ich atme aus und zwinkere mir die Tränen aus den Augen, dann drehe ich mich um und gehe zu Aaron hinüber.
»Warum bist du nicht reingekommen, als es angefangen hat zu regnen, Baby? Du bist klatschnass«, sagt Aaron, als er mir die Tür aufhält. Er reibt mir mit beiden Händen die Schultern, um sie zu wärmen.
»Hab mir da draußen was angesehen«, murmele ich.
Aaron schreit etwas zu einem seiner Gefolgsleute hinüber, der daraufhin ein Handtuch besorgt. Aaron rubbelt mir damit übers Haar – und bringt es durcheinander – und legt mir das Tuch dann um die Schultern, obwohl ich mich so erstarrt fühle, dass ich es kaum spüren kann. Er führt mich aus der Küche, und wir fallen zusammen auf ein Sofa. Irgendwo hinter mir höre ich zwei Mädchen reden und schnappe den Ausdruck »Aarons Moors Freundin« auf.
Genau das , denke ich. Dies ist eine Party für Aaron Moors Freundin. Für die glitzernde Viola. Ich habe gedacht, das wäre ich, aber … ich bin’s gar nicht. Ich bin gar nicht wirklich die glitzernde Viola, und die alte Viola bin ich auch nicht mehr. Ich bin nicht mal mehr ein unsichtbares Mädchen. Ich bin einfach …
»Viola?« Eine Stimme ruft meinen Namen, und ich blicke auf.
Es ist Lawrence, einen besorgten Zug um die Augen, einen
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