Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
wirft mir einen gespielt empörten Blick zu. Dabei fällt ihr das Haar vor die Augen, auf eine Art, die keinerlei Ähnlichkeit mit einem weiblichen Dschinn hat. »Blöde Anti-Nixen-Vorschriften«, murmelt sie, und ihre Augen funkeln dabei.
»Ganz meine Meinung«, sage ich. Viola beugt sich vor, um sich die Hände am Feuer zu wärmen.
»Ist dir kalt?«, frage ich. Sie nickt, und ich hebe eine Hand, um eine Decke heraufzubeschwören.
»Moment«, sagt Lawrence. »Ich besorge dir eine aus dem Haus. Nach dieser Marshmalloworgie brauche ich sowieso was zu trinken.«
»Das kann ich auch erledigen«, sage ich und hebe die andere Hand.
»Nein.« Lawrence winkt ab. »Ist mir egal, was du für Superkräfte hast. Meine Mutter neigt vielleicht zu einer gewissen Homophobie, aber sie macht unglaublichen Eistee, an den nichts anderes rankommt.«
»Ich gehe«, sage ich. Aus irgendeinem Grund komme ich mir eine Spur nobel vor, weil ich mich um Viola kümmere. Albern, ich weiß, aber ich mag das Gefühl.
»Wirklich? Danke. Neben der Tür liegt eine Decke«, sagt Lawrence.
Ich klopfe mir die Nadeln von den Kleidern und gehe zurück in Richtung Wintergarten. Viola lacht – das tiefe Lachen, das sie Aaron gegenüber nie hat hören lassen. Es ist beruhigend, wie ein Mittel gegen die Sorgen, die ich mir wegen des letzten Wunsches mache. Ich zögere, bevor ich die Wintergartentür hinter mir schließe, und warte, bis das Lachen verklungen ist. Dann greife ich nach der nächstbesten Decke, die ich finde – sie ist mit einem Cockerspanielwelpen bedruckt –, und wende mich in Richtung Küche, um Lawrences Eistee zu holen.
»Es tut mir so leid, mein Freund.«
Ich kenne diese Stimme. Jede Silbe ist ein elegant artikulierter Ton. Ich hasse diese Stimme. Sie greift in mich hinein und erstickt die Wärme, die Viola dort geschaffen hat, zerstört die Hoffnung, dass mir noch etwas Zeit mit ihr bleibt. Ich lasse die Cockerspanieldecke fallen und drehe mich um.
Seine Augen sind dunkel, und sein Mund ist zu einer harten Grimasse verzogen. Die seidene Jacke wirkt abnormal und fremdartig in Lawrences Wohnzimmer, und ich kämpfe gegen das sinnlose Bedürfnis an, ihn anzubrüllen, er sollte von hier verschwinden, von mir, von ihr. Die Augen des Ifrit wandern von meinen Augen zum Fenster des Wintergartens und weiter zu der Feuerstelle. Mir stockt der Atem, als ich sehe, wie Lawrences Kopf zu mir herumfährt, die Augen voller Verzweiflung und Widerwillen, als bitte er mich wortlos um Hilfe.
25
Viola
D ie Sterne über uns sind nicht so hell wie diejenigen, an die ich mich aus der Nacht im Garten mit Ollie erinnere. Es sind dieselben Sterne, ich weiß, trotzdem … Ich nehme an, es ist der dünne Wolkenschleier, der zwischen ihnen und mir liegt. Das Feuer knackt laut, und ich sehe zu Lawrence hinüber und warte darauf, dass er die Geschichte zu Ende bringt, die er mir gerade erzählt hat.
»Lawrence?«, sage ich langsam. Er scheint irgendwohin abgedriftet zu sein. Seine Augen wirken so trüb wie die Sterne, das fröhliche Lächeln ist verschwunden, und seine Kiefermuskeln sind angespannt. Ich schwenke eine Hand, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, und lache über seinen Gesichtsausdruck, aber er reagiert nicht.
»Äh … Laurie?« Ich verwende seinen Kleinkindernamen, der immer für eine Reaktion gut war, als wir noch zusammen waren. Verunsichert werfe ich einen Blick zum Haus zurück und hoffe, Dschinn auf uns zukommen zu sehen, aber nein. Wir sind allein.
»Vi«, sagt er schließlich in einem angespannten Ton, als versuchte er mir etwas von unvorstellbarer Bedeutung mitzuteilen. Dann bricht er ab, und ich sehe seine Wangen rot werden, während er den Kopf schüttelt und etwas vor sich hin murmelt. Er reibt die Handflächen gegeneinander, und ich stelle fest, dass sich auf seiner Stirn Schweißtropfen gebildet haben. All das sieht Lawrence nicht ähnlich – er wirkt niemals nervös, außer an dem Tag, an dem wir uns getrennt haben. Er ist doch derjenige, der immer ruhig und gefasst bleibt. Plötzlich scheinen meine Nerven unter Strom zu stehen.
»Stimmt irgendwas nicht?«, frage ich. »Hat dich eine Biene gestochen, ist es das? Ich weiß, wo der Autoinjektor ist.«
Ich springe auf, um zum Haus zurückzustürzen, und frage mich bereits, wie lange jemand, der hochgradig allergisch gegen Bienengift ist, es durchhält, wenn er gestochen wurde. Aber ich bin erst einen Schritt weit gekommen, als Lawrence den Kopf schüttelt und die Hand
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