Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
hebt, um mich zurückzuhalten.
»Lawrence«, sage ich gereizt. »Sag mir endlich, was los ist.«
Er fährt sich mit der Hand durchs Haar und ruiniert damit die ganze durchgestylte Pracht, dann lässt er das Gesicht in die Hände sinken, als hätte er Schmerzen. Ich falle neben ihm auf die Knie und spüre, wie die Nässe der kalten Gartenerde durch meine Jeans dringt. Besorgt lege ich ihm eine Hand auf die Schulter.
»Vi, ich muss dir was sagen«, murmelt er in seine geballten Fäuste.
»Lawrence, bitte«, flüstere ich durch den Klumpen der Furcht hindurch, der in meiner Kehle anschwillt.
»Okay«, antwortet er atemlos. »Okay. Ich muss es dir sagen.« Ohne den Kopf zu heben, zieht er meine Hand behutsam von seiner Schulter und schließt sie zwischen seinen schweißnassen Handflächen ein. Er streicht mit dem Daumen sacht über meine Fingerspitzen, hebt meine Hand an die Lippen und küsst sie leicht.
Meine Hand zuckt vor Unbehagen, als seine Lippen meine Haut berühren, und ich kann mir die Grimasse nicht verkneifen, die über mein Gesicht huscht. Ich ziehe die Hand mit einem Ruck fort und runzele die Stirn. Lawrences Kopf fährt hoch, und er sieht zu, wie ich die Hand hinter dem Rücken verstecke, bevor er aufblickt und meinen Blick auffängt.
»Vi, Liebes … ich hab einen Fehler gemacht. Ich habe einen fürchterlichen Fehler gemacht«, flüstert er mit weit aufgerissenen, angsterfüllten Augen.
»Was für einen Fehler?«, frage ich mit hohler Stimme. Ich kann immer noch spüren, wo seine Lippen meine Hand berührt haben, aber es ist ein seltsames Gefühl, das ich gern fortwischen würde. Das hier ist Lawrence. Er ist mein bester Freund, er hat mir nicht die Hand zu küssen und mich auch nicht so anzusehen, wie er mich gerade ansieht. Ich verschränke die Arme vor der Brust und setze mich nach hinten auf die Fersen.
Er spricht die Worte wie ein Gedicht, das er sich sorgsam eingeprägt hat, eine seit langem eingeübte Ansprache voller Worte, von denen er fürchtet, sie zu vergessen. »Ich liebe dich, Vi. Ich habe niemals aufgehört, dich zu lieben.«
Ich höre auf zu atmen.
Seine Augen schwimmen vor Schmerz, und mein Körper verspannt sich beim Klang seiner Worte. Worte, von denen ich mir erträumt habe, er würde sie sagen, beinahe jeden Abend nach unserer Trennung. Er streckt den Arm aus und lässt die Finger behutsam durch mein Haar gleiten, streift mit dem Handrücken meine Wange. Sein Atem zittert – vor Furcht oder vor Begehren. Ich würde gern zurückweichen, aber in seinen Augen erkenne ich einen Schmerz, der mich an Ort und Stelle bannt. Ich grabe die Finger in die Erde vor Ratlosigkeit und versuche mich auf die Füße zu zwingen, aber es ist vollkommen zwecklos.
Vom Wintergarten her kommt ein scharfer Knall, und endlich höre ich mich selbst keuchen, als hätte ich die Luft angehalten und könnte nun wieder durchatmen. Lawrence und ich sehen uns beide um, und unsere Köpfe stoßen dabei fast zusammen, so dicht sind wir beieinander. Es ist Dschinn, der in der offenen Tür steht. Der leichte Wind lässt die Tür zum zweiten Mal gegen die Hauswand krachen. Dschinns Blick fängt meinen auf und zieht ihn in sich hinein auf eine Art, die ich atemberaubend finden würde, wenn da nicht diese tiefe Traurigkeit in seinen Augen wäre. Angesichts dieses einen Blicks verstehe ich.
Der Drücker. Dies ist der Drücker.
Lawrence dreht mein Gesicht wieder zu sich herum und legt die Arme um mich. Er zieht mich an sich und drückt seine Lippen auf meine, so schnell, dass ich zunächst nicht einmal merke, dass wir uns küssen. Seine Lippen bewegen sich rasch und sanft, aber hungriger als in meiner Erinnerung, und ich schreie auf, so gut das geht, wenn er mich fest an sich gedrückt hält. Ich manövriere die Hände zu seinen Schultern hinauf und versuche mich loszumachen, aber er zieht mich nur noch dichter in seine Arme. Den Ort, von dem ich mir so viele Stunden lang erträumt habe, ich könnte an ihn zurückkehren, und von dem ich jetzt nur noch entkommen will. Das alles ist nicht so, wie ich gedacht habe, dass es sein würde, ist nicht so, wie ich es jemals haben wollte … und Lawrence ist auch nicht derjenige, den ich küssen will . Ich presse die Lippen fest zusammen, um dem Kuss ein Ende zu bereiten. Dschinn, bitte hilf mir hier raus, bitte bring das in Ordnung. Bitte, ich wünsche mir …
Nein. Ich wünsche mir nichts. Das Wort wünsche legt sich in meinen Gedanken quer und löst eine Furcht aus,
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