Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
die mir ganz neue Kräfte verleiht. Ich stoße Lawrence mit einem scharfen Ausruf von mir und springe auf die Füße, wobei die Bewegung ihn rückwärts in das tote Laub schleudert, mit dem der Boden bedeckt ist.
»Nein«, sage ich leise, als ob es mir Kraft geben würde, das Wort auszusprechen. Keine Wünsche. Ich kann nicht – wenn ich es tue, wird das der letzte Wunsch gewesen sein. Der Abschiedswunsch. Der Wind dreht, und der Rauch unseres Lagerfeuers wirbelt um mich herum, bis meine Augen zu tränen beginnen.
»Bitte, Viola«, stöhnt Lawrence, während er sich den Hinterkopf an der Stelle reibt, wo er auf dem Boden aufgeschlagen ist. Ich sehe zu Dschinn hinüber, der wie eine schwarze Silhouette in der Tür des Wintergartens steht. Er atmet schwer, dann ballt er die Hände zu Fäusten und stürzt auf mich zu. Ich möchte die Arme nach ihm ausstrecken, ich möchte, dass er mich festhält. Aber nein – er wird sich da heraushalten müssen. Ich kann die Sache in Ordnung bringen, ohne ihn hineinzuziehen, ohne dass ein Wunsch ins Spiel kommen muss. Ich schlucke krampfhaft und zwinge mich zum Sprechen, als ich bereits sehe, wie seine goldbraune Haut den orangefarbenen Schein des Feuers reflektiert.
»Nein! Komm nicht näher!« Ein direkter Befehl. Ich hasse mich dafür, dass ich ihn ausspreche, und in meiner Brust schmerzt es, als treibe jemand ein Messer durch mich hindurch. Dschinn erstarrt an Ort und Stelle und stiert mich an – eine wortlose Bitte. Ich schüttele den Kopf und wende den Blick ab, während Dschinn gegen den Bann ankämpft und versucht, einen Fuß zu heben, um den nächsten Schritt zu tun, wobei er leise vor sich hin flucht. Ich drehe mich zu Lawrence um und bemühe mich, so etwas wie Mut aufzubringen.
»Lawrence, das bist nicht du«, sage ich heiser. »Hör auf damit.«
Lawrence schüttelt den Kopf und will auf die Füße kommen, setzt sich aber wieder hin, weil ihm schwindlig wird, und reibt sich den Hinterkopf. Er verzieht das Gesicht vor Schmerzen, aber irgendwann bringt er es fertig zu sprechen. »Viola, das hier bin mehr ich, als ich es seit Monaten gewesen bin. Du musst mir glauben. Ich halte es einfach nicht mehr durch, ich kann ohne dich nicht sein. Bitte.«
»Das bist du nicht«, wiederhole ich, aber meine Stimme schwankt, und meine Beine kommen mir zu schwer vor, als dass ich sie bewegen könnte. Lawrence packt einen Baumstamm und zerrt sich auf die Füße – ich habe das instinktive Gefühl, ich sollte hinstürzen und ihm dabei helfen, aber ich fürchte mich davor. Lawrence hebt langsam den Kopf und lässt den Birkenstamm los, um einen unsicheren Schritt in meine Richtung zu machen. Ich bin im Begriff, zurückzuweichen, da kippt er plötzlich nach vorn, und ich habe keine Zeit mehr, die Sache zu analysieren – ich greife hastig nach ihm, weil ich fürchten muss, dass er im Feuer landet, wenn ich ihm nicht helfe.
Lawrence fällt gegen mich und zieht mich wieder in seine Arme, beides zugleich, als wären wir gefangen in einem merkwürdigen und dabei irgendwie vertrauten Tanz. Er findet das Gleichgewicht wieder, und ich brauche ihn nicht mehr aufrecht zu halten, daher halten wir einander jetzt einfach fest. Er legt das Kinn auf meinen Scheitel, als hätten wir uns nach einer Ewigkeit der Trennung wieder gefunden, und seufzt. Er hört sich so erleichtert an, dass ich es nicht über mich bringe, ihn wegzustoßen, ihn zu verletzen oder ihn zu bitten, er solle damit aufhören. Zumindest kann ich es nicht tun, ohne einen Wunsch auszusprechen. Ich halte den Atem an, um das Schluchzen zu unterdrücken, das sich aus meiner Kehle ins Freie kämpfen möchte.
26
Dschinn
I ch wende den Blick ab, als Lawrence und Viola sich umarmen. In meinem Magen rumort es, und ich zittere am ganzen Körper. Ich versuche einen Schritt vorwärts zu machen, zu ihr hinzurennen, aber ihr Befehl, mich von ihr fernzuhalten, nagelt meine Füße am Boden fest. Ich muss zu ihr hin, ich muss ihr helfen … Wütend brülle ich in die Nacht hinaus und starre auf meine Füße hinunter. Als ich wieder aufblicke, macht mein Herz einen Satz vor Wut.
Der Ifrit steht auf der anderen Seite des Lagerfeuers, und im Licht der Flammen wirkt er dunkel und unheimlich. Sie schimmern auf seiner seidenen Jacke und lassen ihn älter erscheinen als je zuvor, sie heben die kantigen Umrisse seines Kinns und die Höhlungen in seinen Wangen hervor. Ich werfe mich vorwärts, auf Viola zu, aber die Kraft, die meine Füße am Boden
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