Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
festhält, bringt mich zu Fall, und ich schlage mit der Brust hart in der Schicht von totem Laub auf dem Boden auf. Ich höre, dass Viola zu schluchzen beginnt, und als ich den Kopf hebe, macht sie sich gerade behutsam von Lawrence los. Sie wischt sich Tränen aus den Augen und weicht zurück bis zu dem soliden Stamm einer Eiche. Ihre Hände greifen nach hinten und packen ihn, als könnten die Äste sie schützen. Lawrence sieht völlig vernichtet aus, und dann folgt er der Richtung ihres Blicks bis zu mir.
»Ist es seinetwegen?«, fragt er, während sein Blick zwischen Viola und mir hin und her geht. Seine Augen sind erfüllt von schmerzlichem Verlangen und Ärger – er hat kaum noch Ähnlichkeit mit dem Lawrence, den ich kenne. »Du siehst ihn an … Viola, du siehst ihn auf die Art an, wie du mich früher angesehen hast. Bitte, du kannst nicht …«
»Lawrence, es ist …«, beginnt Viola, aber er setzt sich in Bewegung und kommt mit schweren Schritten keuchend auf mich zu.
»Er kann dich nicht so lieben wie ich, Vi. Er ist ja nicht mal ein Mensch«, fleht er. »Aber wir, Vi – wir können die Liebesgeschichte haben. Die epische Liebesgeschichte, die du dir immer gewünscht hast.«
»Aber das ist alles nicht echt«, flüstert Viola. Ich bin nicht sicher, ob sie es zu Lawrence sagt oder zu mir.
Lawrence dreht den Kopf und stiert mich wütend an. »Es ist deine Schuld. Du bist aufgetaucht und hast alles ruiniert.«
»Hörst du dich eigentlich reden?«, antworte ich fest, während ich mich zugleich einen Schritt aus seiner Nähe entferne. Da blitzt etwas von dem alten Lawrence in seinen Augen auf. Er kämpft gegen den Drücker an. Er wird verlieren, aber er kämpft dagegen an – der Ifrit tritt auf der anderen Seite des Lagerfeuers schon unruhig von einem Fuß auf den anderen. Ich presse die Lippen aufeinander, als Lawrence die Fäuste ballt und einen weiteren Schritt auf mich zumacht.
»Es ist deine Schuld. Du kannst sie nicht so lieben wie ich, du Dschinn! «, brüllt er, ehe er sich auf mich stürzt.
Viola stößt einen Schrei aus und beginnt zu schluchzen. Lawrences erster Schlag erwischt mich am Kopf und jagt einen reißenden Schmerz durch mein Ohr und meinen Kiefer. Ich falle rückwärts gegen den nächststehenden Baum und strecke abwehrend die Hände aus. Er ist stark – sehr stark sogar – und bricht durch meine Verteidigung hindurch, um mir den nächsten Faustschlag in die Magengrube zu versetzen. Es fühlt sich an, als würde mir jedes Molekül Luft aus den Lungen geschlagen, und ich falle keuchend auf die Knie.
Ich versuche seinen Namen zu sagen, aber ich kann nicht einmal genug Luft holen, um zu sprechen. In seinem Schatten sehe ich, wie er wieder den Arm hebt. Ich drehe mich eben noch rechtzeitig zur Seite, um ihn zu packen und auf den Boden zu reißen.
»Ich schlage mich nicht mit dir, Lawrence. Du bist mein Freund«, sage ich heiser, während er wieder aufspringt. Ich schließe die Augen und warte auf neue Schmerzen. Ich weiß, dass ich nicht imstande sein werde, zurückzuschlagen. Doch ich kann nicht einfach verschwinden – um Violas und Lawrences willen.
Ich habe die Macht, anderen ihre Wünsche zu gewähren, aber in diesem Augenblick bin ich vollkommen hilflos.
Plötzlich stürzt Viola vor und wirft sich zwischen Lawrence und mich. Sie legt ihm beide Hände auf die Brust und schiebt ihn mit einem heftigen Kopfschütteln nach hinten. Ihr tränenfleckiges Gesicht hat jetzt einen entschiedeneren Ausdruck angenommen.
»Hast du das gehört, Vi? Er will nicht mal für dich kämpfen. Ich würde für dich kämpfen. Ich würde alles für dich tun.«
»Hör auf damit, Lawrence. Bitte hör endlich auf damit«, verlangt sie, obwohl ihre Stimme eine Spur zittert dabei.
Ich stehe auf und zucke vor Schmerz zusammen – der Ifrit schüttelt betrübt den Kopf, als er es sieht. Tapfer beiße ich die Zähne zusammen und sehe wieder zu Viola hinüber. Lawrence hat beide Hände behutsam an ihre Wangen gelegt und wischt mit den Daumen die Tränen fort.
»Vi, bitte. Ich hatte nie vor, dich zu verletzen, aber … ich musste es dir einfach sagen. Ich liebe dich, Vi«, flüstert er, während er nach ihr greift.
Sie unterdrückt ein Aufschluchzen. »Nein, Lawrence. Du bist mein bester Freund«, fleht sie, und ihre Entschlossenheit verfliegt zusehends. »Ich will dir nicht wehtun. Das bist nicht du. Zwing mich bitte nicht dazu, es zu tun.«
»Mach, dass es aufhört!«, brülle ich dem Ifrit
Weitere Kostenlose Bücher