Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
aus, bis ich den Eindruck habe, darin zu ertrinken.
Lawrence legt eine Hand um ihr Gesicht und dreht ihren Kopf zu sich herum. Er atmet aus, dann beugt er sich vor und drückt seine Lippen auf ihre, als sei sie der einzige Mensch, den er für den ganzen Rest seines Lebens zu küssen vorhat. Sie erwidert den Kuss.
Tu’s. Bitte. Wünsch es dir. Viola macht sich los und seufzt leise, als sie Lawrence in die Augen sieht.
»Bitte«, sage ich fast unhörbar. Bitte.
Ihr Blick wandert zu mir zurück, und ihre Augen glänzen hell und wässerig im Feuerschein. »Ich liebe dich«, flüstert sie.
Ein kleiner Aufschrei bricht aus mir heraus, und ich kann nicht mehr atmen – meine Brust kommt mir vor wie ein Sieb, das sich mit Wärme füllt und das sich so schnell wieder leert … Ich zwinge mich zu schlucken.
Bitte, Viola. Geh. Sei glücklich. Liebe Lawrence, weil ich nicht da sein werde, um von dir geliebt werden zu können.
Sie holt tief Atem und schließt die Augen. »Ich wünsche mir, dass Lawrence von diesem Drücker befreit wird.«
Ihre Stimme ist so winzig und so leise, dass ich sie fast nicht verstehe, aber der Sog des Wunsches zerrt an mir, als sei ein Damm gebrochen. Dies ist der falsche Wunsch, es ist nicht das, was sie hätte sagen sollen, aber ein Teil von mir möchte gleichzeitig weinen und vor Glück brüllen – mich hat sie gewollt, mich , nicht Lawrence, nicht einen Dschinn, sondern mich . Die Gewalt der Magie zerrt mich nach unten, und ich kämpfe darum, sie nicht ausbrechen zu lassen. Der letzte Wunsch. Es ist vorbei, und ich kann es weder verhindern noch ändern. Ich zucke vor Schmerz, als der Zauber an mir reißt, und ich muss es aussprechen, bevor die Magie mich überwältigt. Ich öffne die Lippen, und die Worte kommen als erzwungenes Flüstern heraus.
»Wie du wünschst.«
27
Viola
I ch atme aus und öffne die Augen. Etwas kommt mir falsch vor, aber ich kann es nicht genau bestimmen – es ist, als hätte ich kurz geschlafen und wäre noch zu benommen, um wirklich zu wissen, wo ich bin. Vor mir flackert das Lagerfeuer, und ich beuge mich nach vorn, um mir die Hände zu wärmen. Dabei atme ich den Geruch nach verbranntem Zucker von den Marshmallows ein, die zwischen die Scheite gerollt sind. Lawrence sitzt auf der anderen Seite, und auch er sieht eine Spur benommen aus. Wir studieren einander, als glaubte jeder von uns, der andere könnte eine Erklärung für die eigene Verwirrung haben.
Rechts von mir bricht ein Stock. Lawrence und ich drehen gleichzeitig den Kopf und ziehen im selben Moment scharf die Luft ein. Dschinn kniet gerade eben außerhalb des Feuerscheins, einen verlorenen Ausdruck im schweißnassen Gesicht. Er hat noch nie so menschlich gewirkt wie jetzt, aber zugleich hat er auch noch nie so übel ausgesehen. Er zittert. Er späht zu mir herüber. Seine Lippen lächeln leicht, aber seine Augen tun es nicht – tatsächlich macht er den Eindruck, als würde er am liebsten weinen.
Dann fällt es mir wieder ein. Ich höre meinen eigenen leisen Aufschrei, ohne in der Kehle die Worte bilden zu können, die ich sagen möchte – es tut mir leid, ich hab es nicht tun wollen, ich habe es nicht so gemeint . Dschinns Blick fängt meinen auf, und ich habe entsetzliche Angst zu blinzeln, weil er dann verschwinden könnte. Er steht auf und kommt die letzten paar Meter auf mich zugerannt, greift nach meiner Hand, reißt mich hoch und nimmt mich in seine Arme. Ich atme seinen Geruch ein und schließe die Augen, lasse den Kopf an seine Brust fallen. Hinter uns stammelt Lawrence Entschuldigungen, aber ich höre nicht allzu viel, außer dem leisen Schlagen von Dschinns Herzen und dem Klang seines Atems. Ich grabe die Finger in sein T-Shirt und lege die Arme fester um ihn.
»Viola.« Er flüstert meinen Namen, als sei er etwas sehr Kostbares.
»Ich konnte nicht … ich habe das beenden müssen, aber ich konnte nicht zulassen, dass Lawrence einfach …«, sage ich durch das schmerzhafte Gefühl hinten in der Kehle hindurch.
»Ich weiß«, erwidert Dschinn.
»Du bist noch da. Du bleibst. Du musst einfach bleiben.« Meine Stimme schwankt.
»Nur einen Moment noch«, sagt er, und auf einmal stelle ich fest, dass er schimmert. Es ist ein ständig stärker werdendes Leuchten, das aus dem Inneren seines Körpers zu kommen scheint. Seine Haut verströmt Wärme und Licht, bis der Feuerschein neben ihm armselig wirkt. Er geht. Meine Augen füllen sich mit Tränen, und ich mache mir nicht die
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