Drei Wunder (German Edition)
wenn wir sie sehen. Dass wir helfen müssen.«
»Also wusstest du es«, sagte Olivia jetzt flüsternd. »Als ich mit dem Kleid hereinkam?«
Posey schüttelte den Kopf, ihre kurzen, schiefen Ponyfransen fielen ihr in die Augen. »Ich wusste es, noch bevor du in den Laden kamst.«
»Was heißt das?«, fragte Violet von ihrem kleinen Schreibtisch aus und legte den Kopf zur Seite.
»Das heißt, dass ich sie in der Gegend gesehen habe. Ich wusste es, bevor sie herkam.«
Posey sah Olivia bei dieser Erklärung direkt an, und Violet hüpfte vom Schreibtisch herunter. »Kann sie mich hören?«, flüsterte sie.
Olivia sah von ihr zurück zu Posey. »Kannst du …«, begann Olivia vorsichtig und verbesserte sich dann. »Mit wem hast du gerade gesprochen?«
Posey streckte ihre dünnen Beine vor sich aus. Sie trug alte, ausgeblichene Jeans, die an den Knöcheln etwas kurz waren, aber nicht absichtlich oder weil es gerade Mode war. Es sah eher danach aus, als seien das ihre Lieblingsjeans, die sie einfach nicht wegwerfen konnte.
»Mit deiner Schwester«, beantwortete Posey Olivias Frage. »Sie ist hier, nicht wahr?«
Olivia blickte von Violet zu Posey und von Posey zu Violet. »Aber du kannst nicht …«
»Ich kann sie nicht sehen, nein«, vollendete Posey den Satz und zog erst den einen, dann den anderen Fuß an. » Ich habe sie ja auch nicht hergewünscht, oder?«
»Aber woher wusstest du, dass ich das habe?«, fragte Olivia.
Posey warf ungeduldig die Hände in die Luft. »Deine Schwester ist gestorben. Du hast ein Zauberkleid, das dir einen Wunsch erfüllt«, zählte sie auf. »Was sonst hättest du dir wünschen sollen?«
»Aber du wusstest nicht, dass es ein Zauberkleid war«, warf Violet von der Ecke aus ein.
»Ja«, stimmte Olivia zu. »Ich wusste nicht, dass es ein Zauberkleid war, als ich mir etwas wünschte.«
»Und?«, erwiderte Posey.
»Also woher konntest du wissen, dass ich mir zufällig Violet zurückgewünscht habe?«
»Du meinst, abgesehen von der Tatsache, dass du immer wieder irgendwelche Zeichen aus der Ecke hinter dir empfängst, seit du hereingekommen bist?«
Violet und Olivia sahen sich an, bevor Olivia schnell wieder wegschaute.
»Wie auch immer«, fuhr Posey fort, stand vom Sofa auf und ging langsam zur anderen Seite des Raumes. »Es gibt einige Sachen, über die wir reden müssen.«
»Okay.« Olivia folgte Posey hinter eine Patchworkdecke, die in einer Ecke auf einer Wäscheleine hing. »Was denn zum Beispiel?«
»Zum Beispiel die Regeln«, sagte Posey, kniete sich auf den Boden und öffnete eine verborgene Klappe. Kühle, feuchte Luft strömte heraus und umgab Olivias Füße, als Posey hineingriff. Sie tastete darin herum und zog schließlich ein schweres, ledergebundenes Notizbuch heraus und legte es auf den Boden.
Olivia kniete sich neben Posey, um besser sehen zu können. Lose, vergilbte Seiten rutschten darin herum, und eine kleine Staubwolke stieg auf.
»Warte mal«, mischte Violet sich ein, die hinter Olivia getreten war. »Weiß Harry Potter, dass sie sein Tagebuch geklaut hat?«
»Entschuldige bitte den Staub«, sagte Posey unter heftigem Blinzeln und wedelte mit der Hand die herumfliegenden Staubkörner weg. »Ich glaube, ich habe das Türchen hier nicht mehr geöffnet seit, na ja, seit meine Abuela gestorben ist … meine Großmutter.«
Olivia nickte und beugte sich nach vorne. Das alte braune Leder war mit den Initialen M. M. in glänzendem Golddruck versehen. Posey öffnete das Buch, wobei sich der Einband langsam von der dicken, ausgefransten Bindung löste, und blätterte vorsichtig die Seiten um.
»Das ist das Journal«, erklärte Posey und fuhr mit dem Finger eine Namenliste entlang, die immer die gleiche elegante Handschrift aufwies. »Ich muss dich eintragen.«
Olivia blickte zu Violet hoch.
»Vielleicht will sie dir eine Weihnachtskarte schicken?«, meinte Violet.
Olivia schnitt ihr eine Grimasse. »Also«, sie wandte sich wieder Posey zu. »Die Regeln?«
»Richtig«, sagte Posey. »Es sind nur ein paar, aber sie sind sehr wichtig. Besonders die erste.« Posey nahm den Stift, der hinter ihrem Ohr klemmte, und trug in der nächsten freien Zeile das Datum ein. »Die erste Regel des Wunschklubs«, sagte sie, »ist, dass du nicht über den Wunschklub sprichst.«
Olivia nickte, Violet sah genervt zur Decke. »Wunschklub?«, warf sie ein. »Wenn sich nicht Brad Pitt irgendwo im Schrank versteckt, finde ich die Anspielung auf Fight Club nicht so passend. Weißt
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