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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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schüttelte den Kopf, während Olivia versuchte, nicht zu hyperventilieren. »Du und deine Schwester. Wow. Ich meine, normalerweise unterscheiden sich Zwillinge doch immer ein wenig, aber ihr beide seht auf dem Foto ja total gleich aus.«
    Olivia blickte aus dem Fenster. Er hatte recht. Selbst für Leute, die sie seit Jahren kannten, war es eine Herausforderung, die Zwillinge auf Fotos auseinanderzuhalten. Sie hatten ihre rotblonden Locken immer gleich lang getragen. Ihre blaugrauen Augen spiegelten das Licht auf die gleiche Weise, und keine von ihnen hatte irgendein besonderes Merkmal im Gesicht – auch wenn Violet ein paar Wochen lang einen Nasenring getragen hatte (bis Bridget sie unter Druck gesetzt hatte, ihn wieder abzunehmen).
    »Und deine Eltern sehen richtig fröhlich aus«, stellte Miles fest. »Es ist schön, wenn man so viel zusammen macht.«
    Olivia sah Miles durchdringend an und atmete langsam aus. Viel zusammen macht?
    »Tun wir nicht«, sagte sie. Es kam rauer heraus, als sie beabsichtigt hatte, und so versuchte sie, es zu relativieren. »Ich meine, im Moment. Meine Mom ist kaum zu Hause, und mein Vater ist immer mit dem Haus beschäftigt.«
    Miles nickte und reichte Olivia das Foto zurück. »Oh«, sagte er. »Ich dachte nur, ich meine, kürzlich bei uns hast du gesagt, ihr esst immer zusammen.«
    Olivia warf das Foto zurück auf ihren Schreibtisch und ging mit raschen Schritten zur Tür. »Wir sollten lieber mit dem Filmen anfangen, solange es noch hell genug ist«, sagte sie und wartete auf Miles. Sie war bei einer albernen, sinnlosen Lüge erwischt worden und wollte jetzt nur noch weglaufen, selbst wenn es nur bis in den Garten war.
    »Hey«, sagte Miles leise. Er saß immer noch auf ihrem Bett und machte keine Anstalten aufzustehen. »Nachdem du mir davon erzählt hast, du weißt schon, von deiner Schwester … da wusste ich nicht genau, was ich sagen sollte. Ich wollte gerne, aber ich wusste nicht wie. Ich meine, ich möchte nicht, dass du meinetwegen an etwas denken musst, was du lieber vergessen möchtest, verstehst du?«
    Olivia sah auf ihre Füße. Sie war es gar nicht gewöhnt, in Schuhen in ihrem Zimmer zu sein, doch sie hatte unten vergessen, sie auszuziehen. Jetzt war sie irgendwie froh, sie noch zu tragen, als wären sie eine Rüstung, ohne die sie sich nackt vorkäme.
    »Das soll nicht heißen, dass du sie vergessen willst. Deine Schwester, meine ich. Ich wollte einfach nur sagen, dass ich da bin, weißt du?« Miles sah zu ihr auf und lächelte auf eine Weise, die Olivia schmerzte. Nicht, dass er nicht ernst meinte, was er sagte; es sah einfach nur nach einer solchen Anstrengung aus. »Ich meine«, fuhr er fort und umklammerte den geschnitzten Bettpfosten, »wenn du reden möchtest, oder so …« Er brach ab, und sein Blick wanderte zum Fenster und dann wieder zur Tür, als wisse er nicht genau, wohin.
    Olivia wurde klar, dass er sich genauso unwohl fühlte wie sie selbst, und sie wurde nachgiebiger. »Danke, Miles«, sagte sie und meinte es auch so.
    Miles nickte nachdrücklich, wie ein Geschäftsführer, der seine Liste bei einer Konferenz abhakt. Er erhob sich, drückte sich an ihr vorbei durch die Tür und ging die Treppe hinunter.
    Eigentlich war es ja ganz nett von ihm, das noch einmal anzusprechen.
    ***
    »Wie geht es meinem Lieblingsfilmstar denn heute?«
    Olivia saß im Bett, ihre Bio-Hausaufgabe auf dem Schoß, als Violet von ihrem Kulturausflug zurückkehrte.
    »War es eine oscarreife Vorstellung?«, witzelte Violet vom offenen Fenster aus, ein Bein hing hinaus auf den Balkon, das andere schwang gegen die Innenwand. Olivia lächelte und schüttelte den Kopf. Seit Miles nach Hause gegangen war, hatte sie versucht, sich auf ihre Hausaufgaben zu konzentrieren, doch sie hatte nicht aufhören können, an Soren zu denken. Schildkröten und Belugawale waren nicht unbedingt die beste Ablenkung, und sie war froh, dass Violet zurück war.
    »Wir haben nur die Szene gedreht, wie Lily malt«, erzählte Olivia und legte ihren Stift zwischen die Seiten ihres Buches. »Sie wäre gerne eine Künstlerin, aber sie ist sehr befangen. Sie arbeitet an diesem Gemälde schon, keine Ahnung, das ganze Buch, aber schafft es einfach nicht, die letzten Pinselstriche zu machen. Es ist, als hätte sie Angst, fertig zu werden und etwas Neues anzufangen.«
    Violet nickte, sprang vom Fensterbrett und nahm das Familienfoto in die Hand, das Olivia auf dem Schreibtisch liegengelassen hatte. »Was ist das

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