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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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lang sagte keiner ein Wort, und Olivia verlagerte unsicher ihr Gewicht von einem auf den anderen Arm. War das alles, was Soren zu Graham gesagt hatte?
    »Na ja«, sagte Calla dann und stapelte die CD-Hüllen so, dass alle haargenau übereinander lagen. Sie blickte die drei Mädchen an und lächelte, ein winziges, herzzerreißendes, hilfloses Lächeln, das bei Olivia den Wunsch auslöste, ihr Gesicht in einem der Kissen zu vergraben und sich selbst zu ersticken.
    »Was du brauchst, ist Ablenkung«, sagte Eve abrupt. »Vielleicht ist es wirklich nur eine Pause mit Soren, aber du kannst nicht hier sitzen und Trübsal blasen, während er jede Menge Spaß hat.«
    »Wer bläst denn Trübsal?«, fragte Calla, doch selbst Olivia ließ sich von ihrer gezwungenen Munterkeit nicht täuschen.
    »O mein Gott!«, kreischte Lark. »Das habe ich ja ganz vergessen. Erinnert ihr euch noch an meinen Cousin Farley?«
    »Ist das der, der bei deinen Partys immer Sonette geschrieben und vorgelesen hat?«, fragte Eve und verdrehte ihre Mandelaugen.
    »Ja«, antwortete Lark ungeduldig, »aber das war während seiner gehemmten Selbstfindungsphase in der Highschool. Er ist jetzt an der Uni, und wir sind ihm doch mal in diesem Café begegnet, weißt du noch, Calla?«
    »Klar.« Calla nickte, sah weiter die CDs durch und nahm irgendeine aus ihrer Hülle. »Er war ziemlich süß, oder?«
    »Hey, er ist mein Cousin«, erwiderte Lark spöttisch und mit gespieltem Widerwillen, »also erwarte von mir kein sexistisches Rating. Aber eigentlich hast du recht, er ist der totale Wahnsinn. Auf diese ruhige, klug-aber-nicht-streberhafte Art. Außerdem rudert er, also hat er einen tollen Körper.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Eve misstrauisch. »Hält er seine Lesungen neuerdings mit nacktem Oberkörper ab?«
    Lark warf ein Kissen nach ihr, und Eve tat so, als falle sie rückwärts vom Bett. »Egal«, fuhr Lark fort, »er hat jedenfalls seitdem öfters nach dir gefragt, und sagen wir mal so: Er war sehr interessiert, von eurer Trennung zu hören.«
    »Pause«, korrigierte Calla, legte eine CD in die Stereoanlage und schloss die Klappe, »nicht Trennung.«
    Eve und Lark tauschten einen vielsagenden Blick. Olivia merkte, dass sie schon eine ganze Weile die Luft anhielt, und sah mit schlechtem Gewissen in Callas versteinertes Gesicht.
    Calla drückte auf einen Knopf, und es kam laute elektronische Musik aus den Lautsprechern. Schnell drückte sie erneut auf einen Knopf, und es herrschte wieder absolute Stille.
    Calla holte tief Luft und drehte sich zu Lark.
    »Und?«, fragte sie, ein wehmütiges Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. »Hast du ihm meine Nummer gegeben, oder was?«
    Lark und Eve lächelten, und Olivia fühlte eine Veränderung der Atmosphäre im Raum, als wäre ein Fenster geöffnet.
    »Betrachte es als erledigt«, sagte Lark. »Vielleicht könnte ich ihn sogar überreden, nächstes Wochenende ins Strandhaus zu kommen.«
    Calla zuckte mit den Schultern, während Eve ihr eine weitere CD reichte, und öffnete die Stereoanlage. »Ja«, stimmte sie vage zu. »Vielleicht.« Sie steckte einen Finger in das Loch der metallenen Scheibe und hielt sie hoch, bevor sie sich abrupt zu Olivia drehte, die am Fußende des Bettes saß. »Madonna, das hätte ich beinahe vergessen. Nächstes Wochenende werden wir Lark helfen, das Haus ihrer Eltern am Stinson Beach für den Sommer zu öffnen. Du musst unbedingt auch kommen.«
    Olivia merkte, wie sich ihr Magen drehte. Sie versuchte, ein Lächeln aufzusetzen, als Eve in das gleiche Horn stieß.
    »Wir machen das jedes Jahr«, sagte sie und steckte ihr Haar mit einer silbernen Haarklemme zurück. »Das ist ein Wahnsinnsspaß.«
    Olivia nickte und schluckte. Sie hatte das Gefühl, als ob tausend winzige Hände sie in die verschiedensten Richtungen zerrten.
    »Meine Eltern kommen nicht vor Samstag«, erzählte Lark. »Also haben wir das Haus am Freitagabend ganz für uns.«
    »Nur wir, oder?«, fragte Calla, und ihre Stimme klang ein wenig besorgt. »Letztes Jahr verwandelte es sich in diese riesige Party – fast alle waren da. Wäre es nicht schöner, wenn wir unter uns bleiben, nur die engsten Freundinnen?«
    Die … engsten … Freundinnen? Olivia bekam kaum mehr Luft und hatte das Gefühl, ihr Herz sei wie eingefroren. Sie stellte sich vor, wie sie alle um ein Lagerfeuer saßen und bis spät in die Nacht aufblieben, am Strand schliefen und mit Sand im Haar aufwachten …
    Aber sie wusste, es war unmöglich.

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