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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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gutging, würden sie das Boot kaufen. Als Mac protestierte, hatte Bridget noch mehr Munition: »Vielleicht müssten wir es nicht verkaufen, wenn du arbeiten würdest!«
    Olivia und Violet konnten sich nicht vorstellen, ihre Zuflucht im Hafen von Sausalito nicht mehr zu haben, und beschlossen, von nun an jede Minute dort zu verbringen, die ihnen noch blieb.
    Olivia schauderte bei dem Gedanken, nach Hause zurückzukehren, wo sie sich weiteres Streiten und Türenschlagen würden anhören müssen. Sie war so beschäftigt gewesen mit allem, was in ihrem eigenen Leben vorging – die unglaubliche Rückkehr Violets, die Gratwanderung zwischen Soren und Calla –, dass sie kaum bemerkt hatte, wie ihre Eltern sich voneinander entfernt hatten. Sie waren immer sehr unterschiedlich gewesen, aber bisher hatten sie sich gegenseitig ergänzt. Inzwischen pendelte ihre Kommunikation zwischen zwei Extremen: lautstarke Streitereien und wortloses, verletzendes Schweigen.
    »Ich mache mir Sorgen um sie«, sagte Violet leise.
    Olivia ließ den Blick auf den nächtlichen Himmel gerichtet, aber sie merkte, wie ihre Wangen und ihr Hals heiß wurden. »Ich mir auch«, flüsterte sie.
    Ihre Augen brannten, als sie das Gesicht in die salzige Brise hielt. Sie lauschte dem Schlagen der Wellen, während sich ihre Brust mit gleichmäßigen Atemzügen hob und senkte. Plötzlich waren fröhliche, übermütige Stimmen zu hören, die sich vom Ende des Docks näherten. Olivia drehte sich um und sah zwei Schatten auf das Boot zukommen.
    »O nein«, flüsterte sie, als ein Pärchen unter den Laternen zu erkennen war, das über die wackeligen Planken gelaufen kam und direkt … auf sie deutete. »Sollen wir uns verstecken?«
    Violet drehte sich um und zeigte auf einen Spalt zwischen einer eingebauten Bank und der glänzenden weißen Wand der oberen Kabine. »Quetsch dich da rein«, befahl sie.
    »Was ist mir dir?«, fragte Olivia und kroch in die schmale Aussparung.
    Violet, die oben auf der Bank saß, senkte den Kopf und sah Olivia in die Augen. »Ich denke, ich komme klar«, sagte sie trocken, und Olivia lächelte.
    Richtig. Sie war ja ein Geist. In solchen Momenten ganz praktisch.
    Olivia hielt die Luft an, als die Stimmen immer lauter wurden. Der Mann hatte einen leichten britischen Akzent, und die Frau war definitiv angeheitert.
    »Ich wollte es mir nur noch einmal ansehen«, sagte sie undeutlich. »Ich kann das Wochenende kaum erwarten. Ich habe immer davon geträumt, die Küste entlangzusegeln.« Sie kicherte, als der Mann sie an sich zog.
    »Und ich habe immer davon geträumt, deine Träume wahr werden zu lassen«, sagte er.
    Olivia musste schlucken, um nicht laut zu stöhnen.
    »Komm jetzt«, sagte der Mann, und die Bretter der Anlegestelle knarrten unter ihnen. »Ich bring dich ins Bett.«
    Die Schritte verklangen in Richtung Parkplatz, und Violet blickte kopfüber nach unten zu Olivia.
    »Die Luft ist rein«, flüsterte sie, und Olivia streckte die Beine aus und schob sich heraus.
    »Furchtbar«, murrte Olivia, klopfte sich die Jeans ab und beugte sich hinaus, um gerade noch zu sehen, wie das Paar in ein schwarzes Cabrio stieg. »Ich kann gar nicht glauben, dass wir unser Boot an solche Leute verlieren.«
    Violet stand an der Reling und blickte auf die sanften Wellen, die gegen das Dock schlugen. »Sie sind einfach nur aufgeregt. Das wäre ich auch, wenn ich bald auf meine Traumreise gehen dürfte.«
    Olivia stand neben Violet und warf ihrer Schwester im blassen Mondlicht von der Seite einen Blick zu. Manchmal vergaß Olivia, dass ihre Schwester die Dinge nun immer von außen sah, als jemand, der früher ein Teil von allem, doch jetzt nur eine Beobachterin war. Es musste furchtbar sein zu wissen, dass man all die Dinge, von denen man geträumt hatte, nicht mehr tun konnte.
    Violet holte tief Luft, bevor sie sich zu ihrer Schwester drehte. »Egal«, sagte sie und wedelte diesen nachdenklichen Moment mit der Hand fort. »Was steht dieses Wochenende an? Irgendwas Lustiges?«
    Olivia lehnte sich zurück auf die Fersen und balancierte gegen das kühle Metallgeländer. »Nicht wirklich«, sagte sie. »Calla fährt weg, also habe ich vorstandsmäßig nichts zu tun.«
    »Sie fährt eine Woche vor der Modenschau weg?«, fragte Violet und spielte übertriebenes Entsetzen vor.
    Olivia lächelte und zuckte mit den Schultern. »Genau«, sagte sie. »Ich glaube, es ist etwas, was sie jedes Jahr machen. Sie fahren alle gemeinsam zu Larks Strandhaus und

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