Drei Wunder zum Glück (German Edition)
Ärzte sind sich trotzdem nicht sicher, ob sie anschlagen werden.«
Hazel starrte an Luke vorbei auf die Bäume und nahm ihn nur noch verschwommen an ihrer Seite wahr. Plötzlich erfasste sie eine Welle der Erleichterung, die Anspannung, die sie vorher gar nicht bemerkt hatte, wich von ihr, und ihre Stirnfalten glätteten sich.
Sie werden anschlagen, dachte sie. Die Ärzte täuschen sich! Rosanna würde es nicht schlechter gehen, zumindest eine ganze Weile nicht. Sie hatte noch achtzehn Jahre vor sich. Und wenn die Alternative schon morgen hieß, schienen achtzehn Jahre eine sehr lange Zeit.
Hazel sah schnell zurück zu Luke, ihre Augen waren groß und voller Hoffnung.
Aber es gab absolut nichts, was sie sagen konnte. Sie konnte nicht erklären, woher sie die Dinge wusste. Nicht, ohne völlig verrückt zu klingen.
»Es tut mir leid«, schaffte sie es schließlich zu sagen. Es tat ihr wirklich leid. Es tat ihr leid, ihn nicht wissen lassen zu können, dass die Situation nicht so schlimm war, wie sie alle fürchteten.
»Da ist noch etwas«, sagte Luke leise. »Sie werden das Anwesen verkaufen. Rosanna muss jetzt ständig in San Francisco bleiben, bis ihre Behandlungen vorbei sind. Und danach wird es wohl zu anstrengend für sie, hin und her zu reisen. Meine Mom war sogar überrascht, dass Rosanna dieses Jahr die Reise hierher machen wollte«, erklärte er und sah auf den Teich hinaus. »Aber sie wollten sich wohl verabschieden.«
Hazel umklammerte den Rand der Holzbohlen auf einmal ganz fest. Sie wünschte sich so sehr, Luke sagen zu können, dass er sich nicht verabschieden musste. Noch nicht. Sie wäre sogar am liebsten losgelaufen, um auch Jaime die guten Nachrichten zu überbringen.
»Jaime nimmt es wohl am schwersten«, sagte Luke, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Sie ist die Einzige von uns, die das ganze Jahr hier lebt. Und sie und Rosanna standen sich immer nahe.«
Hazel nickte. Ihr fiel ein, was sie selbst empfunden hatte, als sie von der Veranstaltung weggerannt war und auf der Fähre geweint hatte. Sie hatte gedacht, es könnte nichts Schlimmeres geben, als jemanden zu verlieren, bevor man diesen Menschen überhaupt hatte kennenlernen können. Jetzt fragte sie sich, ob sie sich vielleicht täuschte. Vielleicht war es noch schlimmer, wenn man den Menschen gut kannte.
Luke beugte sich nach vorne, um den Zweig stückchenweise in den Teich zu werfen. »Jedenfalls dachte ich, du solltest es wissen«, sagte er. »Es ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sie dir den Job gegeben hat. Rosanna und Jaime werden viel Hilfe brauchen, um alles vorzubereiten. Es wird nicht leicht sein.«
Seine Stimme war freundlich, doch es lag eine gewisse Distanz darin, als spräche er mit einer Kollegin. Hazel sah ihn an. Das Funkeln in seinen Augen war immer noch da, aber es wurde zurückgehalten, unterdrückt. Luke fühlte sich gehemmt, wenn er mit ihr sprach, und Hazel wusste, warum.
»Luke«, sagte sie und drehte sich zu ihm. »Es tut mir leid wegen gestern Abend.«
Sofort überzog eine leichte Röte seine glatte, gebräunte Haut, und er blickte wieder zurück zum Teich. »Keine Sorge«, stieß er hervor. »Ich verstehe schon.«
Hazel lachte kurz auf. »Nein«, widersprach sie. »Das tust du nicht. Aber das ist schon okay. Ich möchte nur, dass du weißt, dass es nicht das ist, was du denkst. Du bist … toll. Ihr alle seid toll. Und natürlich werde ich helfen. Ich werde alles tun, was ich kann. In Ordnung?«
Er sah sie an und runzelte verwirrt die Stirn. »Sicher«, antwortete er zögernd. »Okay. Danke.«
Hazel drehte sich zurück zum Teich, biss sich auf die Lippe und ließ die Beine hin und her schwingen.
»Ich glaube, ich muss wieder zur Arbeit«, sagte Luke und stand auf. »Wir sehen uns?«
Hazel blickte zu ihm hoch und lächelte. »Ich bin da«, sagte sie.
Luke hob die Hand zu einem Abschiedsgruß und machte sich auf den Rückweg.
»Luke?«, rief Hazel ihm nach.
Er drehte sich um. »Ja?«
Hazel schluckte und zupfte an einer Haarsträhne, die an ihrer Wange klebte. »Es wird alles gut werden«, sagte sie. »Okay?«
Luke nickte und winkte noch einmal, bevor er zwischen den Bäumen verschwand.
Hazel blickte zurück aufs Wasser. Sie ließ ihre Beine heftiger baumeln und merkte, wie ihre nackten Fußsohlen die kühle Wasseroberfläche berührten.
Jetzt machte alles Sinn. Rosanna wusste bereits, dass sie krank war. Sie dachte, sie hätte nicht mehr viel Zeit. Deshalb hatte sie Hazel weggegeben.
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