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Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Titel: Drei Wunder zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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gelassen werden. Sie war den ganzen Tag schon abweisend gewesen und hatte sich, sobald es nur ging, zurückgezogen. Vielleicht konnte sich Hazel wegschleichen, ohne dass Jaime je erfuhr, dass sie hier gewesen war.
    Doch es war, als ob ihre Füße sich weigerten, sich in eine andere Richtung als zu dieser Bank zu bewegen. Und insgeheim wusste Hazel, warum. Sie selbst hatte oft genug alleine geweint, und niemals war sie froh darüber gewesen, allein zu sein. Selbst jemand, der zufällig vorbeikam und helfen wollte, war besser als gar niemand.
    »Jaime?«, begann Hazel vorsichtig und verharrte am anderen Ende der Bank. Es war keine wirklich bequem aussehende Sitzgelegenheit, und Hazel sah, wie klein Jaime sich dort im Eck zusammengekauert hatte. »Alles okay mit dir?«
    Jaimes Kopf war im Ärmel ihres Kapuzensweaters vergraben, und sie bewegte sich nicht, als sie antwortete: »Sehe ich vielleicht so aus?«
    Hazel blickte zurück zum Teich, das Dach des Gästehauses war auf der anderen Seite zu erkennen. Sie hätte inzwischen ihren Wunsch aussprechen können und wäre schon wieder auf dem Weg in ihr Zimmer. Wenn sie nicht hierhergekommen wäre.
    »Möchtest du, dass ich jemanden hole?«, fragte Hazel. Vielleicht konnte sie Jaime an jemand anderen weiterreichen, jemanden, mit dem Jaime auch wirklich redete, so dass sie danach alle so tun konnten, als wäre dies hier gar nicht passiert. »Rosanna vielleicht?«
    Jaime schnaubte, ihre Schultern hoben sich zu einem sarkastischen Glucksen, das sich in längere Schluchzer verwandelte. Hazel sah weg. Jemand wie Jaime, die sich immer so tough gab, weinen zu sehen, fühlte sich nicht richtig an, als dürfe es gar nicht sein. Es war das erste Mal, dass Jaime sich eine Blöße gab, und selbst wenn Hazel das nur zufällig mitbekam, war ihr klar, dass sie jetzt nicht mehr einfach weggehen konnte.
    Vorsichtig setzte sie sich neben Jaime auf die Bank. Auch wenn manche Leute wohl zum Typ »setz dich einfach neben mich, während ich weine« gehörten, fiel Jaime sicher nicht unter diese Kategorie. Hazel musste irgendetwas sagen.
    »Luke hat mir das von Rosanna erzählt«, begann sie mit leiser Stimme. So leise, dass sie sich fragte, ob Jaime sie überhaupt gehört hatte, da sie nicht antwortete. »Es tut mir leid«, fügte sie etwas lauter hinzu, und ihre Stimme zitterte.
    Jaime drehte sich weg, ihr Atem kam abgerissen und ungleichmäßig. Hazel drückte nervös ihre Knie zusammen und versuchte es noch einmal. »Du lebst schon eine ganze Weile hier, oder?«, fragte sie. »Es muss schwer sein, ans Weggehen zu denken.«
    »Es ist mir total egal, ob ich weggehe«, fuhr Jaime sie an, schniefte und fuhr sich grob über die nassen Augenwinkel. »Alles ist mir total egal, okay?«
    Hazels Puls pochte. Etwas in Jaimes Stimme klang so vertraut. Kühl, verloren und schnippisch. Das war die Stimme, die sie selbst in sich vernommen hatte, in all den Nächten, in denen sie allein gewesen war. In den Momenten, in denen sie sich selbst gesagt hatte, dass ihr alles egal war. Niemand kümmerte es. Warum sollte es sie selbst kümmern?
    »Jaime«, begann Hazel wieder und fasste die kühle Armlehne der Bank. »Ich weiß, es kann einem Angst machen, dass Rosanna krank ist. Und ich weiß, wie viel sie dir bedeutet, aber …«
    »Du weißt gar nichts«, fiel Jaime ihr ins Wort und drehte das Gesicht zur Seite, Richtung Wald, während ihre Schultern immer noch zuckten.
    Hazel saß schweigend neben ihr. Jaime täuschte sich! Hazel wusste sehr wohl über vieles Bescheid. Aber es gab nichts, was sie sagen konnte, und ihr Mitgefühl machte die Situation anscheinend nur noch schlimmer. Hazel seufzte und wollte gehen, doch etwas drängte sie zu einem letzten Versuch.
    »Hör mal, ich weiß, du magst mich nicht besonders. Aber falls du doch mal darüber reden willst …«
    »Will ich nicht«, fuhr Jaime sie an, hob den Kopf und drehte ihr das Gesicht mit den geschwollenen, geröteten Augen zu. »Ich will nicht darüber reden. Und ich kenn dich ja nicht einmal. Wie sollte ich dich denn da mögen? Lass mich einfach in Ruhe!«
    Hazels Gesicht brannte, und sie stand auf. Es fielen ihr auf der Stelle tausend Dinge ein, die sie lieber machen würde, als Jaime hier draußen zu trösten. Und jetzt wurde sie angeschrien? Weil sie nett sein wollte?
    Hazel schüttelte den Kopf und stand auf, um zum Holzsteg zurückzugehen. Sie war ein paar Schritte gegangen, als sie Jaimes Stimme hörte. Anscheinend hatte sie den Kopf wieder gegen

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