Drei Wunder zum Glück (German Edition)
bringen«, sagte Rosanna, und Hazel schluckte. Sie wusste nicht, welche Entschuldigung Jaime dafür gegeben hatte, dass sie nicht zur Arbeit erschienen war, und hatte jetzt Angst, dass man sie vielleicht durch widersprüchliche Ausreden ertappen würde.
»Auf deinem Bett lagen ein paar Polaroidfotos«, fuhr Rosanna fort. »Hast du die gemacht?«
Hazel atmete langsam aus, insgeheim erleichtert, Rosanna kein Alibi liefern zu müssen. »Oh«, sagte sie und erinnerte sich an die Aufnahmen, die sie vom Garten gemacht hatte. »Ja. Ich habe ganz vergessen, sie wegzuräumen.«
Rosanna nickte. »Du hast ein unglaubliches Auge«, sagte sie und drückte Hazels Ellbogen leicht. »Hast du deine Fotos schon einmal ausgestellt?«
Hazel lächelte. »Ausgestellt?«, wiederholte sie. »Aber es sind doch bloß Polaroids. Ich probiere einfach nur herum.«
Rosanna sah sie nachdenklich an und löste ihre Hand von Hazels Arm. »Das ist aber schade«, sagte sie. »Ich hatte gehofft, bei meiner nächsten Ausstellung vielleicht etwas von deiner Arbeit einfügen zu können.«
Die Käseteller auf dem Tablett rutschten, und Hazel hob schnell das Tablett an. »Oh«, stieß sie hervor. »Ich weiß nicht, ich meine, ich habe nie …«
»Denk einfach mal darüber nach«, bat Rosanna, drehte sich um und winkte ein paar älteren Männern in sandfarbenen Anzügen am anderen Ende des Ganges zu. »Nur fünf oder sechs von deinen Lieblingsfotos. Diejenigen, von denen du meinst, dass sie dich am besten repräsentieren. Gib mir Bescheid, wenn du es dir überlegt hast.«
Rosanna ging den Flur entlang, um ihre Freunde zu begrüßen. Hazel beobachtete, wie sie Rosannas Gemälde lobten, und gestattete sich für einen kleinen Moment die Vorstellung, es seien ihre eigenen Arbeiten, die hier an den Wänden hingen.
Das Tablett in ihren Händen wurde langsam schwer, und sie ging zurück zur Treppe. Ihre eigenen Arbeiten. Das klang so anmaßend und war so weit weg von den albernen Schnappschüssen, die sie normalerweise machte. Wer würde denn schon ein Foto von einem Schnürsenkel kaufen wollen?
Hazel schüttelte den Kopf und verdrängte diese Überlegungen. Es gab ganz andere Dinge, über die sie sich Gedanken machen musste, wie zum Beispiel das Tablett in ihrer Hand. Nicht zu vergessen Jaime, ihre leibliche Mutter, die ungeduldig wie immer oben an der Treppe auf genau dieses Tablett wartete.
16
»Du kannst uns hier rauslassen«, rief Luke von der Ladefläche des Pick-ups nach vorne. Es waren so viele Gemälde und Helfer zu transportieren gewesen, dass man die vielen Fahrten in die Stadt und wieder zurück gut hatte organisieren müssen, um jeden wieder nach Hause zu bringen.
Luke und Hazel waren bei der ersten Fuhre dabei und saßen auf der Ladefläche von Craigs silbernem Pick-up eingequetscht zwischen Stapeln unverkaufter Gemälde. Es war für Hazel das erste Mal, dass sie auf der Ladefläche eines Autos mitfuhr, und sobald sie ihre anfängliche Furcht herunterzufallen überwunden hatte, begann sie, den Fahrtwind im Gesicht zu genießen. Es fühlte sich gut an, draußen in der frischen Luft zu sein, und noch besser, nicht ständig an die merkwürdigen Erlebnisse des heutigen Tages zu denken.
»Bist du wirklich sicher?«, fragte Craig durchs Fenster, als Luke von der Ladefläche sprang. Nachdem der auf dem Boden aufgekommen war, reichte er Hazel die Hand und half ihr vorsichtig herunter. »Was ist mit den Bildern? Ich kann euch doch ganz nach Hause fahren.«
»Machst du Witze?«, scherzte Maura vom Beifahrersitz aus. »Es ist ja ein Wunder, dass er überhaupt so weit mitgefahren ist.«
Craig zuckte mit den Schultern, und Luke und Hazel winkten ihnen einen Abschiedsgruß zu. Luke hatte einen Stapel Bilder vom Auto gezogen, klemmte sie sich unter den Arm und marschierte los.
»Kann ich helfen?«, fragte Hazel und streckte eine Hand aus.
»Nein, ich denke, ich …«, fing Luke an, doch er brach ab, als drei oder vier Bilder drohten aus seinem Arm zu rutschen. Hazel packte sie, bevor sie auf den Boden fielen. »Aber wenn ich genauer nachdenke«, sagte Luke lächelnd, »wäre das doch nicht schlecht.«
Hazel nahm zwei der kleineren gerahmten Bilder unter den Arm, und sie gingen den schmalen Weg entlang, der zu Rosannas Anwesen führte. Über ihnen erhob sich ein Dach aus Baumkronen, deren Blätter im Mondlicht schimmerten.
»Ich hoffe, es macht dir nichts aus, mit mir zu Fuß zu gehen«, sagte Luke über das Knirschen ihrer Schritte auf dem Weg
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