Drei Wunder zum Glück (German Edition)
langsam entspannte. Irgendwie stimmte es. Sie fühlte sich tatsächlich sicher in seiner Nähe.
»Hör mal«, sagte er nach einem Augenblick des Schweigens. »Ich weiß, warum alles ein bisschen verrückt ist. Also mach dir keine Sorgen, ja?«
Hazels Magen verkrampfte sich, und sie krallte ihre Finger in die feuchten Spalten der Felsen. »Ach ja?«, sagte sie mit zitternder, dünner Stimme. Hatte er sie vielleicht in dem Kleid am Teich gesehen? Hatte er Poseys Brief gefunden? Dachte er, sie sei aus einer Irrenanstalt geflohen?
Luke holte tief Luft und faltete die Hände im Schoß. »Jaime hat es mir erzählt«, sagte er schließlich. »Ich weiß, dass sie schwanger ist. Und ich weiß, dass du ihr geholfen hast.«
Hazel starrte auf das glitzernde Mondlicht, das sich im Ozean spiegelte. Sie fühlte sich unglaublich erleichtert, dass sie nicht versuchen musste, irgendetwas zu erklären (was ihr sowieso nicht gelungen wäre). Aber sie war auch verblüfft, dass Jaime Luke von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte.
»Sie hat es dir erzählt?«, fragte sie. »Wann denn? Ich dachte, sie wollte nicht, dass es irgendjemand erfährt.«
Luke zuckte mit den Schultern. »Ich kenne Jaime, seit wir zwei Jahre alt waren. Wir saßen zusammen in der Badewanne«, sagte er einfach. »Glaub mir, ich weiß mehr von diesem Mädchen, als irgendein Kerl wissen sollte.«
»Oh«, sagte Hazel leise. »Das wusste ich nicht.« Sie war froh, dass sie das große Geheimnis nicht allein bewahren musste. Und auf einmal mochte sie Jaime viel lieber. Wenn Luke mit ihr so lange befreundet war, dann musste sie im Grunde doch ganz nett sein, oder?
Luke stieß mit dem Fuß leicht gegen die Felsen und sah dann auf seine Hände. »Sie hat auch gesagt, dass sie es ziemlich okay von dir fand, dass du heute mit ihr in die Klinik gefahren bist. Tja, so ist Jaime eben«, sagte er und warf Hazel einen Blick von der Seite zu. »Für sie war es ziemlich okay . Aber ich finde, es war mehr als das. Es war wirklich sehr, sehr nett von dir.«
Hazel wurde rot und sah schnell weg.
»Und du sollst einfach nur wissen, dass ich es schon verstehe, wenn du bloß befreundet sein willst«, sagte er leise. »So oder so freue ich mich wirklich, dass du hier bist.«
»Für Jaime«, fügte er plötzlich stammelnd hinzu. »Ich meine, ich freue mich, dass du hier bist …«
Bevor Hazel es sich noch anders überlegen konnte, beugte sie sich zu Luke und legte ihre Lippen ganz leicht auf seine. Sie schmeckte die salzige Wärme seiner Haut, bevor sie sich rasch wieder zurückzog.
Lukes Gesicht war zu einem verblüfften Lächeln erstarrt, die Meeresbrise zauste sein Haar.
»Für Jaime«, beendete Hazel den Satz für ihn.
Luke lachte und tastete in der Dunkelheit nach ihrer Hand.
Unter ihnen rollten die Wellen herein und wieder hinaus, das Rauschen der Brandung wiederholte sich unablässig. Hazel blickte hoch zum Himmel. Er schien mit Diamanten besetzt. Sie hätte sich nie vorgestellt, dass sie bei ihrem ersten richtigen Kuss unter einem Sternenhimmel säße und das Rauschen des Meeres hörte, während sie die Beine über dem Ende der Welt baumeln ließe. Um genau zu sein, hatte sie ihn sich sowieso nie so richtig vorgestellt. Aber das war wahrscheinlich auch in Ordnung so.
Es gab keine Vorstellung auf der Welt, die halb so gut gewesen wäre wie diese Wirklichkeit.
17
Mit einem flauen Gefühl im Magen stand Hazel vor dem Eiscafé. Rosanna hatte sie in die Stadt geschickt, um ein paar Dinge zu erledigen, und auf dem Rückweg hatte Hazel beschlossen, Jaime bei der Arbeit zu besuchen. Zuerst hatte sie es für eine gute Idee gehalten, aber jetzt hatte sie so ihre Zweifel.
Sie und Jaime hatten seit der Ausstellung gestern keine Gelegenheit mehr gehabt, miteinander zu reden – es war spät gewesen, als Luke sie zum Gästehaus gebracht hatte, und Jaime hatte bereits geschlafen. Hazel hatte sich hin und her gewälzt, ab und zu einen Blick auf Jaime erhascht, die wie eine Mumie in ihren Quilt eingehüllt war. Ihre gleichmäßigen leisen Atemgeräusche waren das Einzige, was im Raum zu hören war. Irgendwann in der Nacht, in dem verschwommenen, traumähnlichen Zustand, sah plötzlich alles anders aus. Alles war auch anders! Jaime war nicht die zickige Mitbewohnerin, die Hazel wohl oder übel erdulden musste. Jaime war ihre Mutter! Und auf einmal war Hazel nicht mehr wütend oder aufgebracht, sondern glücklich. Sie hatte das bekommen, was sie sich schon immer gewünscht hatte:
Die
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