Drei Wunder zum Glück (German Edition)
wenn sie die Einzige war, die es wusste.
Reid bog in eine Seitenstraße ab, die an der felsigen Küste entlangführte. An dieser Straße standen viele alte viktorianische Häuser, manche davon sahen aus wie Restaurants oder Hotels. Vor einer scharfen Kurve fuhr Reid in eine schmale Einfahrt und stellte den Motor ab.
»Home, sweet home«, sagte er, als sie nacheinander aus dem Auto stiegen. Die Einfahrt war von hohen, gepflegten Hecken gesäumt, und rosafarbene Rosensträucher umgaben die Veranda, die anscheinend ums ganze Haus reichte.
Innen führte eine Wendeltreppe in den ersten Stock. Dort befand sich das Wohnzimmer mit einem Klavier und Möbel mit Klauenfüßen. Jaime eilte ins Badezimmer; sie hatte zwar noch keine der verrückten Essattacken gehabt, auf die das Schwangerschaftsbuch sie vorbereitete, aber die Warnung, ständig zur Toilette zu müssen, hatte sich bereits bewahrheitet.
»Wow«, rief Luke aus, beugte sich über das Klavier und schlug ein paar Tasten an. »Bist du sicher, dass wir hier sein dürfen?«
»Klar doch.« Reid warf sein Handtuch über die hohe Rücklehne eines Esszimmerstuhls. »Meine Eltern sind daran gewöhnt. Sie sind gar nicht so steif, wie sie aussehen.«
Reid blickte dabei zu einem gerahmten Gemälde, das über dem Klavier hing. Es war das Porträt eines vornehm aussehenden Paares, das vor einem Kamin stand. Der Mann war groß und elegant, in einem gutgeschnittenen Anzug, und die Frau war klein mit dunklem, rötlichem Haar. Zu ihren Füßen lagen zwei Golden Retriever entspannt auf einem Orientteppich.
Hazel starrte mit großen Augen auf das Gemälde. Das waren ihre Großeltern. Das waren die Hunde ihrer Großeltern.
»Hey«, sagte Reid hinter ihr, und Hazel zuckte zusammen. »Willst du die Fotos sehen, von denen ich dir erzählt habe?«
Hazel nickte und folgte Reid zur Treppe. Luke setzte sich vorsichtig auf den glänzenden Klavierstuhl. Hazel hatte den Eindruck, dass er befürchtete, versehentlich etwas umzustoßen. Sie drückte aufmunternd seine Schulter, als sie an ihm vorbeiging.
Reid führte Hazel nach oben, einen langen Flur entlang und durch eine Glastür. Das Arbeitszimmer seines Vater hatte eine ovale Form und war voller Bücherregale, mit einem Schreibtisch aus dunklem Mahagoniholz in der Mitte.
»Da wären wir«, sagte Reid und drückte auf den Lichtschalter neben der Tür. Ein Dutzend strategisch platzierter Lampen gingen an und erleuchteten die gerahmten Fotografien, die jeden Zentimeter der Wände neben den Bücherregalen einnahmen.
»Er hat von allem ein bisschen was«, sagte Reid und ging langsam durchs Zimmer. »Edward Weston, Cartier-Bresson«, zählte er auf und deutete auf die Aufnahme einer Gruppe von Kindern, die in einem Brunnen spielten. Hazel hatte das Gefühl, die Fotografien schon einmal gesehen zu haben, wahrscheinlich in einem der Bildbände, die sie stundenlang in den Buchläden durchgeblättert hatte, ohne sie kaufen zu können.
Hazel stellte sich ganz nah vor diese Bilder und sah ausgiebig eines nach dem anderen an. Vor einem hohen Schwarzweißfoto eines Strandes an einem wolkigen Tag blieb sie etwas länger stehen.
»Das ist ein original Ansel Adams«, erklärte Reid, der mit verschränkten Armen hinter Hazel stand.
Hazel nickte und beugte sich näher zur Fotografie, um den Titel lesen zu können. »Rodeo Beach«, las sie laut. »Da war ich auch schon!«
Hazel betrachtete das Foto noch genauer. Sie war an diesem Strand gegenüber der Golden Gate Bridge in Marin County gewesen – ein paarmal mit Roy und ein- oder zweimal auf unterschiedlichen Heimausflügen. Er lag nicht weit von der Stadt oder Roys Wohnung in San Rafael entfernt, aber im Tunnel dorthin herrschte immer unglaublich viel Verkehr. Die meiste Zeit hatte es Hazel deshalb keinen Spaß gemacht hinzufahren. Der Strand, an den sie sich erinnerte, glich in nichts der unberührten Küste, die sie jetzt durch Ansel Adams’ Linse sah.
»Er ist der Lieblingsfotograf meines Dads«, sagte Reid und deutete auf ein paar andere, ähnlich aussehende Landschaftsaufnahmen. »Mein Dad sagt immer, der amerikanische Westen sei der Traum jedes Fotografen. Ich glaube, er wünschte, wir würden dort leben.«
Hazel seufzte leise und sah Reid an, als er hinter dem Schreibtisch seines Vaters weiterging. Wie oft hatte sie sich schon gewünscht, woanders zu leben? Sie konnte immer noch nicht glauben, dass dieser Wunsch auf eine eigenartige Weise wahr geworden war.
»Aber ich weiß nicht«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher