Drei Wunder zum Glück (German Edition)
wird, sobald wir damit fertig sind, die Speisekarte für die Party auszuarbeiten«, überlegte Rosanna laut. »Ich habe ihm gesagt, er müsste nicht die Bewirtung der ganzen Veranstaltung übernehmen, aber er bestand darauf.«
Hazel nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und sah zu, wie eine Möwe über den Rand der Klippen flog und immer wieder nach unten zum Meer abtauchte.
»Wenn wir schon von der Party sprechen«, fuhr Rosanna fort, nahm ihre Tasse auf und fuhr mit dem Finger über den schwachen wässrigen Rand, den sie auf dem Glas hinterlassen hatte. »Hast du dich eigentlich entschieden, welche Stücke du zeigen möchtest?«
»Bei der Party?«, fragte Hazel unsicher. »Der Abschiedsparty? Sie ist auch eine Ausstellung?«
Rosanna hatte die Ausstellung seit dem Gespräch im Hotelflur nicht mehr erwähnt. Auch wenn Hazel sie im Hinterkopf gehabt hatte – jetzt, da sie wirklich stattzufinden schien und näherrückte, machte der Gedanke sie doch nervös.
Rosanna nickte. »Warum nicht?« Sie lächelte. »Was wäre ein besserer Anlass für eine Ausstellung als ein bevorstehender Umzug?«
Hazel schluckte und sah auf ihre nackten Füße hinab. Sie hatte hart gearbeitet, um gute Fotos abliefern zu können, doch sie hatte immer noch nichts, wovon sie hundertprozentig überzeugt war.
»Ich weiß nicht«, sagte sie leise. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich irgendetwas habe, was gut genug ist. Ich meine, es ist nur eine Polaroidkamera. Wenn ich meine Mappe von zu Hause hätte, die Sachen, die meine Lehrerin genommen hat, um mich bei der Kunstschule anzumelden …«
»Warte mal.« Rosanna hob einen Finger. »Du gehst auf die Kunstschule?«
Hazel zuckte mit den Schultern. »Ich habe mich noch nicht endgültig entschieden«, erklärte sie. »Aber ich bin in New York angenommen worden.«
»Du gehst zur Kunstschule«, sagte Rosanna noch einmal, nur dass es diesmal keine Frage war. »Und lass dir von mir sagen, was du als Erstes lernst. Du selbst wirst immer deine härteste Kritikerin sein«, erklärte Rosanna. »Du darfst dir nur selbst nicht im Weg stehen, dann wirst du unglaubliche Dinge schaffen können. Okay?«
Hazel ging das Herz auf, und ihr wurde klar, wie sehr sie sich Rosannas Anerkennung wünschte, auch wenn sie nicht ihre Mutter war. Die Tatsache, dass sie sich Zeit nahm, ihr Ratschläge zu geben, und sie ernst nahm, verlieh Hazel das Gefühl, fliegen zu können.
Rosanna dehnte den Hals erst nach einer, dann nach der anderen Seite und schloss die Augen. Sie sah müde aus. Manchmal vergaß Hazel beinah, wie krank Rosanna war. Einerseits, weil sie es so gut verbergen konnte, und andererseits, weil Hazel ja wusste, dass sie noch viele Jahre vor sich hatte. Doch in den seltenen Momenten, in denen Rosanna die gewohnte Energie verließ, hätte Hazel am liebsten ihre Hand genommen und ihr versprochen, dass alles gut würde.
»Wie geht es Jaime denn zur Zeit?«, fragte Rosanna unvermittelt, die Augen immer noch geschlossen, und die Sonne beschien die Fältchen um ihre Schläfen. »Ich bekomme sie ja kaum noch zu sehen. Sie verbringt wieder viel Zeit mit diesem Jungen aus dem Yachtclub, nicht wahr?«
»Reid.« Hazel nickte. »Sie sind viel zusammen.«
»Was hältst du denn von ihm?«, fragte Rosanna. »Ehrlich. Ich habe ihn ja nur ein Mal getroffen, und ich konnte Jaime seit Wochen nicht mehr allein zu Gesicht bekommen. Aber es kommt mir vor, als sei sie in letzter Zeit irgendwie verändert, oder? Ist alles in Ordnung?«
Hazels Herz schlug schneller, als sie nach den richtigen Worten suchte. Jaime hatte Rosanna noch immer nichts von dem Baby erzählt, und auch wenn Hazel ganz sicher nicht wollte, dass Rosanna Jaime mit nach Kalifornien nahm, hatte sie doch das Gefühl, es wurde Zeit, dass Rosanna erfuhr, was los war. Hazel tat ihr Bestes, um zu helfen, sie las jedes Schwangerschaftsbuch, das ihr in die Hände fiel, aber sie bekam langsam das Gefühl, dass Jaime vielleicht auch Rat von jemandem brauchte, der älter war.
Und Rosanna war nicht die Einzige, die noch nicht Bescheid wusste. Jaime hatte es auch Reid noch nicht erzählt. In letzter Zeit hatte Hazel versucht, kleine Hinweise fallenzulassen, und hoffte, hinter Jaimes Plan zu kommen. Wann wollte sie es ihm sagen? Und wie? Sie und Reid wirkten so perfekt miteinander, und Hazels Herz machte jedes Mal einen Sprung bei der Vorstellung, wie anders ihr Leben wäre, wenn sie nur mit ihnen als Eltern hätte aufwachsen können.
Doch zuerst müsste Reid erfahren,
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