Drei Wunder zum Glück (German Edition)
Reid und blieb vor dem großen Erkerfenster stehen. »Wenn ich Fotograf wäre, fiele es mir schwer, mir etwas Besseres vorzustellen als das hier.«
Hazel blickte über seine Schulter. Das Fenster zeigte das Meer und einen langen hölzernen Anlegesteg, der bis zum Horizont zu reichen schien. Ein rustikaler weißer Leuchtturm stand auf einem kleinen Steinhügel. Reid hatte recht: Es war ein Foto, das darauf wartete, gemacht zu werden.
»Reid!«, rief Jaime von unten. »Wie krieg ich den Fernseher an? Da liegen ungefähr hundert Fernbedienungen herum!«
»Komme gleich«, rief Reid zurück und ging Richtung Flur. »Du kannst noch so lange hier bleiben, wie du möchtest«, sagte er über seine Schulter. »Mach einfach nur das Licht aus, wenn du gehst.«
Hazel sah ihm nach, die langen, schmalen Arme schwangen an seinen Seiten, als er zur Treppe ging. »Hey Reid«, rief sie ihm nach. »Vielen Dank. Das ist wirklich nett von dir.«
Reid lächelte. »Kein Problem«, sagte er mit einem freundlichen Schulterzucken.
Reid lief die Treppe hinab, und Hazel drehte sich wieder um. Sie konnte es nicht richtig erklären, aber irgendwie fühlte sie sich stärker. Als ob sie die meiste Zeit ihres Lebens nur irgendwie herumgetrieben sei und jetzt endlich an etwas Greifbarem festgemacht hätte. Vielleicht war es die Art, wie Jaime die Insel mitsamt ihren Pfeilspitzen liebte. Es lag in ihrem Blut. Es machte sie zu dem, was sie war.
Hazel warf einen letzten Blick auf die Sammlung ihres Großvaters, machte das Licht aus und ging nach unten zu den anderen.
21
»Ich bin hier draußen«, rief Rosanna von ihrem Platz hinter dem Studio. Hazel balancierte einen Teller mit Emmetts Muffins in der einen und zwei blaue Kaffeetassen in der anderen Hand auf die Terrasse hinaus.
»Ich sollte packen, ich weiß«, seufzte Rosanna. Es war Anfang August, und die Vorbereitungen für den großen Umzug quer durchs Land waren angelaufen. Jaime und Hazel verbrachten ihre meiste Zeit damit, das Büro auszuräumen und den Umzug zu organisieren, auch wenn sie sich bemühten, nicht darüber zu reden, was das eigentlich bedeutete.
Rosanna sollte sich um ihr Studio kümmern und sich auf die geplante Abschiedsfeier vorbereiten. Doch in letzter Zeit schien es, als hätte sie mehr gemalt als gepackt.
Heute hatte sie draußen eine Staffelei aufgestellt und blickte auf den Teil der Klippen, wo eine kleine Gruppe Seekiefern Richtung Meer gebeugt stand, ihre weißen Blütenzapfen rollten sich, so dass sie wie Eiszapfen aussahen.
Hazel stellte den Kaffee und die Muffins auf den niedrigen Glastisch und spähte über Rosannas Schulter auf die Leinwand. Sie hatte das Gefühl, Rosannas plötzliche Lust zum Malen war ihre Weise, mit dem Unvermeidbaren – Umzug und Krankheit – umzugehen, aber woher auch immer ihre Inspiration kam, das Resultat war eine atemberaubende Sammlung von Landschaftsbildern. Rosanna hatte gerade erst angefangen, die Klippen und den Horizont zu skizzieren, doch Hazel sah bereits, dass sie etwas Neues versuchte.
»Ich kam heute morgen zeitig hier heraus, und da war etwas an dem Lichteinfall in den Bäumen, was mich einfach in seinen Bann zog«, sagte Rosanna. »Manchmal, wenn ich bei Porträts nicht weiterkomme, versuche ich gern etwas ganz anderes. Dadurch kann ich irgendwie meinen Geist freimachen.«
Hazel wusste genau, was sie meinte. Nach einer weiteren Woche, in der sie ergebnislos versucht hatte, Porträtfotos von ihren Freunden zu machen, hatte sie schließlich beschlossen, in eine andere Richtung zu gehen. Und seit Reid ihr die Sammlung seines Vaters gezeigt hatte – die Sammlung ihres Großvaters! –, hatte sie das Gefühl, dass Landschaften vielleicht auch zu ihr sprachen. Wo sie sich auch hindrehte, gab es einen neuen wundervollen Ausblick, und dabei hatte sie immer Reids Zitat im Ohr. Die Insel war wirklich der Traum eines Fotografen, und es wäre dumm, nicht das zu nutzen, was direkt vor einem lag.
Rosanna setzte sich auf einen der gusseisernen Stühle und nahm sich einen warmen Muffin. »Mmmm«, seufzte sie genüsslich. »Was meinst du, muss ich tun, um Emmett dazu zu bringen, mit uns nach Kalifornien zu kommen?«
Hazel saß auf dem Stuhl gegenüber von Rosanna und nahm sich ebenfalls einen Muffin. Heute war er mit Blaubeeren und weißen Schokostückchen gefüllt, und die säuerlichen Beeren ergaben mit der süßen Schokolade einen wunderbaren Geschmack.
»Ich befürchte allerdings, dass er von mir ziemlich bald genug haben
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