Drei Wunder zum Glück (German Edition)
verletzt aus.
»Welchen Sinn?«, fragte er, und die Enttäuschung in seiner Stimme war hörbar. »Manchmal gibt es gar keinen tieferen Sinn. Nicht immer geht es darum, irgendetwas Bestimmtes zu erreichen, Hazel. Nicht alles muss ein Wettlauf sein. Es geht einfach darum, dass ich dich liebe. Ist das nicht genug?«
Ein riesiger Knoten hatte sich in Hazels Kehle gebildet, und sie wusste, dass sie gehen musste. Alles, was sie sich wünschte, stand vor ihr – ihr Märchenprinz, der sie bat, ihn einzulassen.
Doch sie konnte es nicht.
»Es tut mir leid«, sagte sie und machte sich aus seinem Griff frei. »Es tut mir so leid.«
Als sie zur Straße ging, spürte sie seinen Blick wie einen Magnet, der sie zu ihm zurückziehen wollte. Ihr Kopf pochte und ihr Herz schmerzte.
Sie musste alle Kraft aufwenden, um sich nicht umzudrehen.
25
Hazel wusste nicht, wie lange sie umhergelaufen war, als ein vertrauter Pick-up neben ihr anhielt. Es waren Maura und Craig. Sie wollten der Menschenmenge entkommen und waren früher gegangen, um nicht in den Verkehrsstau zu geraten, als sie Hazel am Straßenrand entdeckten. Sie stieg ein und versuchte, höflich zu sein. Sie machte Smalltalk über die Pläne für Rosannas Party kommendes Wochenende, aber alles, was sie eigentlich wollte, war, sich in einer Ecke zusammenzurollen und zu weinen.
Als sie schließlich beim Gästehaus ankam, brannten ihre Augen von all den zurückgehaltenen Tränen. Sie hoffte nur, dass Jaime noch mit Reid unterwegs war. Hazel wünschte sich natürlich zu erfahren, was los war, aber sie war sich nicht sicher, ob sie die Kraft hatte, so zu tun, als ob bei ihr selbst alles in bester Ordnung war.
Sie putzte sich die Zähne und betrachtete ihr Spiegelbild. Ihre Augen waren blutunterlaufen und leer. Lukes Stimme klang immer noch in ihr nach. Er kannte nicht die ganze Geschichte, aber das bedeutete nicht, dass er nicht recht gehabt hatte. Es fiel ihr tatsächlich schwer, anderen zu vertrauen. Aber war das ihre Schuld? Niemand hatte vorher wirklich versucht, ihr Vertrauen zu gewinnen. Sie selbst hatte siebzehn Jahre lang versucht, sich nicht an irgendetwas oder irgendjemanden zu gewöhnen. Wie kann man jemandem vertrauen, wenn man sowieso nur wieder verlassen wird?
Hazel wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser und ging in den Flur. Als sie die Tür öffnete, hörte sie abgerissene Atemgeräusche. Schnell wischte sie sich noch einmal über die Augen und riss sich zusammen.
Aber Jaime war gar nicht in der Lage, irgendetwas zu bemerken. Sie saß mit angezogenen Beinen am Fenster und starrte hinaus. Sie weinte nicht, aber es war offensichtlich, dass sie es getan hatte. Ihr Gesicht war fleckig und rot, ihre dunklen Augen hatten tiefe Ringe.
»Jaime?«, fragte Hazel leise, als sie die Tür hinter sich schloss.
Jaime bewegte sich nicht, und Hazel fragte sich eine Sekunde lang, ob sie vielleicht schlief. Ihre Augen waren offen, doch sie waren auch völlig reglos, als sei sie gar nicht wach. Sie sah einfach nur … wie betäubt aus.
Hazel setzte sich ans Fußende von Jaimes Bett, ihre Finger fassten nervös die Enden des Quilts. Der Stoff war durchgescheuert und die Füllung so dünn, dass sich der ganze Quilt federleicht anfühlte.
»Was ist denn passiert?«, fragte Hazel und rückte näher zu Jaime aufs Bett. Jaime wich zurück, als gäbe es eine Grenze, bis zu der sie die Nähe eines anderen Menschen ertragen konnte. Und Hazel hatte diese unsichtbare Linie überschritten.
Hazel rutschte ein Stück zurück. »Jaime«, bat sie noch einmal. »Du musst mir sagen, was los ist. Ich werde nicht weggehen, bevor du nicht etwas gesagt hast.«
»Es gibt nichts zu sagen«, flüsterte Jaime. Ihre Stimme war leise und flach, und Hazel lief eine Gänsehaut über den Rücken. »Es ist vorbei«, erklärte sie. »Ich hab es ihm gesagt. Es ist vorbei.«
Hazels Kehle schnürte sich zusammen, und sie rückte wieder näher. Es war ihr egal, ob Jaime wegrückte, sie wollte bei ihr sein. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte, aber sie musste bei ihr sein.
»Was hat er gesagt?«, fragte sie schließlich. Jaime zuckte zusammen, als schmerzte allein diese Frage.
»Was hat er nicht gesagt?« Jaime seufzte, blinzelte endlich wieder und lehnte sich zurück an die Wand. »Am Anfang war er nur sauer. Wütend, weil ich nicht schon früher etwas gesagt hatte. Ich merkte am Ausdruck seiner Augen, dass er Angst hatte. Alles, was er wissen wollte, war, wem ich es sonst noch erzählt
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