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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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kann’s nicht mehr lang dauern. Mehr Kraft als für a Viertelstund hat kein Frauenzimmer, wenn’s so herumtobt.«
    Sie lauschen beide. Er scheint recht zu haben. Hinter der Tür wird es still. Schnelle Schritte, noch einmal schlägt etwas Krach. Ruhe. Anton nagt an seinem Daumennagel.
    »Herr von Rofrano – würden ’s dann auf sich nehmen und sehen, wie’s der gnädigen Frau geht?«
    Er wirft ihr einen schrägen Blick zu, zieht eine Grimasse. »Na, ich denk«, sagt er halblaut, mehr für sich, »das ist wohl eins von meinen Obliegenheiten hier.«
    Er steht mit einem Seufzer auf.
    »Vergelt’s Gott«, sagt die Pfleiderer leise.
    Er schnaubt verächtlich durch die Nase. Bevor er die Tür zum Empfangssalon öffnet, um die Zimmerflucht zu durchqueren, bekreuzigt er sich verstohlen.
    »Fee, was fehlt dir?«
    Die Schauspielerin auf ihrer Récamière, gleichsam zusammengefaltet, die Beine angezogen, den Kopf zwischen den Armen, rührt sich nicht. Still wie ein Lämmchen.
    »Felice!«
    »Lass mich, geh weg!«, murmelt sie in das Nest ihrer Arme hinein.
    »Da wär ich der Letzte, der weggeht, wenn du dich so aufführst!«, entgegnet Anton von Rofrano. »Wer soll denn dann bei dir sein, wenn nicht ich?«
    Er hat sich neben sie gesetzt und löst mit sanfter Gewalt ihre verkrampfte Haltung, fasst sie an den Schultern, richtet sie auf. »Sag’s mir.« Er zieht ihren Kopf zu sich heran. »Sag’s mir einfach, was dich quält.«
    Vorsichtig wischt er ihr mit dem Finger den verschmierten Stift von der Oberlippe.
    »Was geht es dich an?« Noch wehrt sie ab.
    »Gar nichts«, sagt er ruhig. »Aber du bist meine Bichette, wie im Spiel, und ich hab dich jetzt im Arm.«
    Ein tiefer Seufzer, wie von einem Kind, das geweint hat. »Jetzt, wo du dich ausgetobt hast, jetzt kannst es mir doch sagen.«
    »Es ist das Mädchen.« Felice räuspert sich, wird langsam wieder sie selbst. »Sie ist nicht gut für mich.«
    »Bisher hab ich davon nichts gemerkt. Unser Goldeselchen ...«
    »Hör auf. Das mein ich nicht.« Sie schüttelt den Kopf, an ihn gelehnt. »Sie hat sich heute aufgemacht in die Judenstadt. Vielleicht wollte sie wirklich bloß ein bisschen was erleben, was sie an ihr Berlin erinnert – da, wo sie wohl aufgewachsen ist, was weiß denn ich. Aber dann ... dann ist sie gleich auf meine Vergangenheit gestoßen. Zumindest auf die Ränder von dieser Vergangenheit. Es hat mich mehr aufgeregt, als es vielleicht wert ist.«
    »Das versteh ich. Ich werd auch nicht gern auf meine Vergangenheit gestoßen.«
    »Du! Meine Güte, Flusch, was ist dir schon begegnet!«
    »Mehr, als einem lieb sein konnte. Aber zum Glück irgendwann du«, sagt er lächelnd und küsst sie aufs Haar.
    »Mach jetzt keine Sprüche«, sagt sie unwillig. »Gib mir lieber eine Zigarette.«
    »Nein, tu ich nicht. Da müsste ich dich ja loslassen.«
    Sie schmiegt sich enger an ihn, seufzt. »Da ist noch etwas.«
    Er schweigt, wartet ab.
    »Damit du’s denn weißt: Sie hat’s auf das Mem abgesehen, den hebräischen Buchstaben, meinen Talisman. Du weißt schon, den ich manchmal als Schmuck trage. Isabelle Lescére in Hermeneau, diese verdrehte Verwandte von uns, braucht das Ding zu einer magi schen Spielerei. Sie will es partout haben und die Kleine soll’s ihr holen. Deswegen ist sie hauptsächlich hier.«
    »Aber du musst es ihr ja nicht geben.«
    »Natürlich nicht. Aber das ist so eine alte Familiengeschichte, so etwas, was du ohnehin nicht begreifst. Irgendwie fühle ich mich ... « Sie lacht gereizt auf. »Fühle ich mich ... in der Pflicht. Das sind diese Traditionen, von denen man schwerer loskommt, als man wahrhaben will. Obwohl ich’s natürlich nicht hergeben werde.«
    Anton Rofrano schweigt einen Moment. Dann sagt er leichthin: »Ich versteh nicht, wo da die Schwierigkeit liegt. Verkauf’s ihr einfach. Das heißt, du lässt für sie eine gute Dublette anfertigen und dann ... «
    »Raus!« Sie springt auf. »Gar nichts verstehst du, wirklich gar nichts!« Ihre Augen sind dunkle Schlünde.
    Er hebt abwehrend die Hände. »Nicht, meine Schöne. Nicht zweimal am Tag wütend werden. Das schadet der Gesundheit.« Sie presst die Lippen schmal.
    Er deutet eine kleine Verbeugung an, halb ironisch, halb traurig. »Sag mir, wann du mich wieder brauchst, Bichette.«
    Kopfschüttelnd geht er, murmelt vor sich hin: »Judenweiber!« Es klingt zärtlich. –
    Liebe Isabelle, lieber Gaston!
    Mein Jubel darüber, dass der erste Teil meiner Aufgabe sich so einfach und wie

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