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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Hand. Dann werde ich sie fragen. Aber vielleicht – vielleicht ist mir bis dahin schon etwas zugestoßen ... mir oder jemandem anderen ... Wieder überläuft mich ein Schauder.
    Auf der Schwedenbrücke lege ich dem Bettler mit der zerbrochenen Fiedel einen Geldschein in die ausgestreckte Hand. Er sieht mich mit offenem Mund an, blickt auf das Geld, schließt dann die schmutzigen Finger darum und murmelt: »Seid gebenscht!« (Ich weiß, das heißt: Gesegnet.)
    Als ich auf der anderen Seite bin, drehe ich mich noch einmal um. Er starrt mir immer noch hinterher, als sei ich eine Erscheinung. –
    Zurück am Palais, sehe ich, da steht immer noch jemand auf der gegenüberliegenden Straßenseite, scheint auf und ab zu pattrouillieren. Sein Gesicht liegt im Dunkel. Ich erkenne diese Trachtenjoppe wieder. Muss der Gleiche sein wie vorhin. Was will der? Wird Felice Lascaris Stadtpalais ausgekundschaftet – aus welchen Gründen auch immer?
    Ich hab den Kopf zu voll mit dem, was ich heute gehört habe, um mich weiter darum zu kümmern.
    Ich lege mich wieder zu Bett und ziehe die Decke über den Kopf. Wünschte, ich hätte Hanna nie getroffen, verfluche sie und ihre alten Geschichten und meine Leichtgläubigkeit. Das sind doch nur Ammenmärchen!, sage ich mir. Schließlich versinke ich doch in Schlaftiefen. Zum Glück ohne Träume.
    Und anderntags geschieht etwas, was meine Gedanken zunächst einmal in eine ganz andere Richtung lenkt.

28
    Wie immer sitzt der gleiche Beamte hinterm Schalter der Hauptpost, und wie immer schüttelt er den Kopf, schon bevor er im Fach nachgesehen hat. Sie hat ihm bereits den Rücken zugedreht, da ruft er ihr nach: »Warten S’, Fräulein! Da ist ja doch etwas!« Er wedelt mit dem Umschlag, grinst. »Der Schatz hat geschrieben! Na, geht’s jetzt wieder besser?«
    Der Schatz hat nicht geschrieben. Die Wiener Postangestellten sind so diskret, dass sie nicht einmal den Absender angucken. »Theater in der Josefstadt«. Sie geht die paar Schritte zum Donau kanal vor, zu dem Kai, der nach Kaiser Franz Josef heißt, das Schreiben in der Tasche und beide Hände daraufgelegt, damit sie auch die Gewissheit hat, dass es sich nicht verflüchtigt. Am Wasser setzt sie sich auf eine Bank unter Linden, mit Blick zum Riesenrad des Praters links im Hintergrund, das aussieht wie ein Heiligenschein, den die Stadt sich selbst verpasst hat.
    Sie spürt ihr Herz, seine Schläge. (Sie werden mich nett, aber höflich abweisen.)
    Holt den Brief vor, schiebt den Zeigefinger in die Lücke zwischen Pfalz und oberen Rand, wo man auch so einen edlen Brieföffner ansetzen würde, wie ihn Felice auf ihrem Schreibtisch hat, und reißt das Papier auf.
    Es ist keine Absage, aber es ist auch keine Zusage. Es ist eine Einladung zum Gespräch, und ihr Herz macht sich gleich noch einmal so deutlich bemerkbar, als sie das Datum sieht: Es ist nämlich heute.
    Um ein Haar hätte sie den Termin verpasst.
    Es bleibt gerade noch Zeit, zurückzufahren (das mit den Fiakernkann man sich wirklich angewöhnen; es geht am schnellsten!) und sich umzuziehen. Schminke auf die immer noch nicht ganz verblasste Fechtstrieme, was natürlich Folgen hat: Sie muss sich eine völlige »Kriegsbemalung« antun. Handschuhe! Ihr Hut liegt noch im geschlossenen Kabarett, in der Rolandbühne; da wird er wohl auch bis ans Ende aller Tage bleiben, wenn er den Überfall der Männer mit den Federbüschen an den Hüten überhaupt überlebt hat. Ihr Tribut an diesen Abend.
    Pünktlich ist sie in der Josefstadt und wird vom Pförtner des Bühneneingangs eingewiesen in das Labyrinth hinter der Bühne, Zimmer so und so, rechts, links, zwei Treppen, dann wieder nach links. Ob er jemanden herbeirufen soll, der sie führt (»geleitet« sagt er, es hört sich wie Oper an). Sie winkt ab. In Theatern kennt sie sich aus; vor, auf und hinter der Bühne.
    Als sie seitlich an der Hauptbühne vorbeigeht, kann sie es sich nicht versagen, die Tür zu öffnen und einen Sehnsuchtsblick hineinzuwerfen. Keine Probe heute. Im kühlen »Arbeitslicht« liegt der große Raum verwaist, der Prospekt zur Hinterbühne ist hochgezogen, man guckt bis zur nackten Brandmauer mit ihren eisernen Leitern und dem Kabelgewirr, und wenn sie den Kopf in den Nacken legt, kann sie alle vier Stockwerke hochschauen in den Schnürboden, wo die Kulissen hängen. Der Zuschauerraum ist ein dunkles Loch.
    Theater, ach, Theater!
    Das Herzklopfen ist wieder da, als sie schließlich – auf die Sekunde genau – an die

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