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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ein paar Jahren musste man noch direkt von Mensch zu Mensch übertragen – so wie jetzt eben auch bei dir, weil sie keine Konserven deiner Blutgruppe hatten.« Er sieht mich liebevoll an. »Damals wurde die Bevölkerung aufgerufen, sich als Spender zu melden. Und da Isabelle diese mit allen anderen verträgliche Blutgruppe hat, wurde sie trotz ihres Alters gebeten.« Er grinst. »Obwohl immer so gern davon geredet wird, dass man mit jüdischem Blut nichts zu tun haben will, waren damals alle heilsfroh, dass sie als Spenderin da war.« Sein Grinsen vertieft sich: »Wenn das jüdische Blut etwas anderes wäre als jedes andere Menschenblut – dann wären jetzt eine ganze Reihe alteingesessener französischer Familien heimliche Juden, denn sie hat mehrfach den jungen Soldaten gespendet.«
    Ich muss lachen.
    »Dass sie bei dir gleich zur Hand war, nun, das war ja selbstverständlich.« Er beugt sich vor, küsst sanft meine Wange.
    »Aber was habe ich ?«, frage ich. »Was ist mir geschehen?«
    »Was mit dir geschehen ist, das musst du uns wohl erst einmal selbst erzählen, das wissen wir nicht. Fest steht, dass Clémence dich gefunden hat.«
    Ausgerechnet Clémence!
    »Wie denn das?«, frage ich. Ich fühle mich matt und Gastons Stimme dringt wie durch eine Schicht Wachs an meine Ohren.
    »Wir wurden unruhig, als du nicht zu der Stunde zurückkamst, wie sonst immer.« (Ich wusste es, sie spionierten mir nach!) »Ich bin mit dem Auto losgefahren und habe ein paar Leute aus Cerbère gebeten, sich an der Suche zu beteiligen, natürlich auch Clémence. Sie war mit ihrem Fahrrad unterwegs. Es wurde schon fast dämmrig, als sie dich schließlich entdeckt hat – von einer anderen Bucht her. Dein roter Pullover hat dich gerettet, kann man sagen. Er leuchtete aus dem Grau des Schlicks.«
    »Was für Schlick?«, frage ich mühsam. Ich kann kaum noch folgen. Bin schrecklich müde.
    »Der Schlick, dick wie eine Matte, auf den du, dem Himmel sei Dank, gefallen bist. Wärst du auf nacktem Gestein gelandet, wäre es wohl nicht so glimpflich abgegangen.«
    »Glimpflich?« Zu mehr als zu einsilbigen Fragen reicht es nicht.
    Gaston zuckt die Achseln. »So sagen zumindest die Ärzte. Du hast ein paar gebrochene Rippen, eine geprellte Schulter und allerdings ein Loch am Hinterkopf, eine Platzwunde. Da war dann wohl doch ein Stein im Weg. Ein paar Stiche waren nötig. Zum Glück gab es keine inneren Blutungen, deinem Hirn ist nichts geschehen.«
    Gaston streichelt meine Hand. Er merkt wohl, dass ich jetzt nicht in der Lage bin, Erklärungen abzugeben, und redet für sein Teil weiter.
    »Du hattest wirklich Glück. Du bist weich gelandet. Dieser Teil der Bucht ist nach den Frühlingsstürmen immer angefüllt mit Treibgut, aber vor allem mit Schlick und Algen. Das Meer presst sozusagen alles in diese Ecke. Fischer und Sammler und Muschelsucher fahren gern hinaus zu der Stelle, um nach Meeresgetier zu suchen, das sich da verfangen hat, aber auch nach irgendwelchen wertvollen Dingen, wie sie die See manchmal ausspuckt. Diesmal warst du der wertvolle Gegenstand.«
    »Sie fahren hinaus?«
    »Ja. Die Stelle ist zu Fuß nicht zu erreichen, außer man seiltsich ab. Zwei Fischer aus Cerbère haben ihr Boot flottgemacht und dich geholt. Du lagst da mit dem Gesicht nach oben, die Augen zu. Du hast gelächelt. Du warst unterkühlt und hattest viel Blut verloren durch die Kopfwunde. Ja, und dann haben wir dich, so schnell es ging, hierher nach Perpignan ins Spital gebracht, und noch bevor deine Wunden versorgt wurden, ließ sich Isabelle bereits die Staumanschette an den Arm legen und die Kanüle setzen, um für dich das Blut zu geben. Das ist alles.«
    Er beugt sich vor, streichelt mein Gesicht, da, wo kein Verband ist, und fragt leise: »Leonie, sag bitte, wie das geschehen konnte. Bitte.«
    Ich halte mit Mühe die Augen offen. »Da oben«, sage ich, »da ist
    ein Plateau. Wie eine Bühne. Da studiere ich meine Rollen ein.« »Das wissen wir«, sagt er. »Das hast du Isabelle ja gesagt.«
    »Ich bin abgestürzt. Es war noch glatt da am Rand.«
    »Aber warum warst du ... am Rand?«, dringt er weiter in mich, sanft, aber bestimmt.
    »Ich habe die Balkonszene geübt.«
    Schweigen.
    Endlich begreife ich, worauf er hinauswill.
    Ich gebe mir einen Ruck, raffe mich zu einer längeren Antwort auf.
    »Gaston«, sage ich. »Ich bin auf meinem Rücken gelandet, hast du mir eben gesagt. Ich bin rücklings abgestürzt. Es war ein Unfall. Ich hatte nicht vor, mit

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