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Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1

Titel: Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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einprägsam. (Als ich ihn fragte, was das sei, gab er zur Antwort: »Keine Ahnung, nur ein altes Lied, vielleicht vom Großvater.«)
    Und nun ertönt genau dieses Lied aus dem geschwungenen Trichter eines Grammofons, in einer Nacht inmitten der Pyrenäen, und ein Paar bewegt sich dazu mit schlafwandlerischer Sicherheit in einer schwierigen Schrittfolge; Drehungen, verschlungene Figuren, dann wieder verharrt man in einer Pose. Ist es viel leicht so etwas Ähnliches wie ein Tango? Keine Ahnung. Aber mir ist, als wenn ich irgendwie mit auf diese Bühne gehören würde, als wenn ich mittanzen sollte.
    Während sie sich da drüben bewegen, schenke ich mir von diesem Wein nach. Ich trinke ihn durstig, der Geschmack nach Harz und Tanne verbindet sich mit den Gerüchen, den Klängen und dem Geschmack der Speisen dieser Nacht. Einen Becher und dann noch einen. Dass ich davon trinke, gehört einfach dazu.
    Dann ist die Musik vorbei und das Tanzpaar kommt zu mir. Keiner der beiden ist außer Atem, und im ungewissen Licht von Sternen und Feuerglimmen wirken die beiden, als hätten sie die ewige Jugend gepachtet.
    Ich bin aufgesprungen. Bin ein bisschen taumelig.
    »Was war das für ein Lied?«
    »Du kennst es?« In Isabelles Stimme klingt Freude, ungläubige Freude. »Ach Gaston, Gaston, es ist nicht alles verloren gegangen im Lauf der Zeit!«
    »Mein Vater summt es manchmal, aber er weiß nicht mehr davon als diese Melodie. Er singt es beim Kochen. Und nun ihr hier ... Und das mit der Gewürzmischung, die so besonders ist. Ich meine, ihr kennt euch doch gar nicht. Wie kommt es dann, dass ihr bestimmte Dinge genauso macht wie er?«
    »Siehst du, Gaston? Ich hatte recht.« Sie wendet sich zu mir und fasst mit ihren warmen festen Händen meine Wangen, hält ihr Gesicht direkt vor dem meinen und ich sehe in ihre leuchtenden dunklen Augen. »Das hat zu bedeuten, dass du die Richtige bist. Ich habe genau gerechnet. Das Jahr 1923! Dieses Jahr wird die Erfüllung bringen. Du bist eine junge Tochter der Familie Lasker. Mit deiner Hilfe werde ich das Werk vollbringen.«
    Was für ein Werk denn?
    Mir wird auf einmal beklommen zumute. Was sind denn das nur für Reden, die diese Frau führt? Ist sie vielleicht – nicht ganz richtig im Kopf? Und was für eine Erfüllung? Dient das alles hier, mein Hiersein, der Zauber dieser Nacht, vielleicht nur dazu, mich für irgendetwas ... zu gewinnen?
    Ich mache mich los von den Händen, die meinen Kopf fi xieren, die mich zu irgendetwas zwingen wollen, und gehe ein paar Schritte rückwärts.
    Aber anders als diese Alten, die eben hier getanzt haben, komme ich auf dem unebenen Gelände ins Stolpern und wäre beinah gefallen.
    »Was wollen Sie von mir?«, sage ich und will mich auf einmal nicht erinnern, dass ich diese »Verwandten« ja mit Du anrede.
    »Du musst dich nicht erschrecken! Das alles werden wir dir erklären, so gut es geht!«, meldet sich jetzt Gaston zu Wort. »Aber da du zur Familie Lasker gehörst, wirst du bald verstehen. Verzeih den Überschwang von deiner – ja, soll ich vielleicht sagen: von deiner Ahnin? Sie hat in dir etwas sehr Wertvolles entdeckt, das ihrem Leben wieder neue Kraft gibt.«
    Das klingt zwar etwas vernünftiger. Aber seltsam erscheint es mir weiter. Und beklommen fühle ich mich immer noch.
    »Sie – ihr redet in Rätseln«, sage ich mühsam. »Was hat man denn in mir ›entdeckt‹? Was soll diese ganze Veranstaltung auf dem Berg hier bedeuten? Ein Festmahl für mich – gut und schön. Aber das läuft doch auf irgendetwas hinaus? Und wofür soll ich die Richtige sein?«
    Ich merke, dass ich laut geworden bin.
    Gaston hebt beschwichtigend die Hände. »Hat es dir gefallen?«, fragt er zurück, statt einer Antwort.
    »Was tut das zur Sache? Ich möchte wissen, was ...«
    »Nun ja. Wir werden es dir sagen. Es ist nicht einfach zu erklären.« Er macht eine Pause, sieht mich an. »Es hat mit einer uralten Geschichte zu tun, mit einem Versuch, die Welt zu verstehen. Man nennt sie die Kabbala.«
    Ich verstehe kein Wort. »Kabbala?« Ratlos sehe ich von ihm zu Isabelle, der »Ahnfrau«, aber sie wendet sich ab. Sie geht fort und beginnt, das Grammofon und die Gerätschaften für das Essen im Kofferraum des Wagens zu verstauen. Das Erklären überlässt sie wohl ihrem Mann.
    Gastons Blick lässt mich nicht los. »Gut. Woher sollst du es wissen. Isabelle beschäftigt sich mit Mystik. Genauer gesagt: mit jüdischer Mystik. Das solltest du vielleicht als Erstes

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