Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1

Titel: Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
schreckliche Dinge entdeckt.« (Er fragt nicht nach.) »Folg lich muss es hier bei euch sein, bei den Laskarows. Darum habe ich mich hier zunächst ... eingeschlichen. Und dann hab ich es aus den Augen verloren.«
    »Ja, da ging es erst einmal um uns beide«, sagt er und bewegt sanft die Hand auf mir. »Aber was sind das für Zeichen? Buchstaben, sagst du?«
    »Buchstaben aus Gold, einen halben Handteller groß«, antworte ich. »Isabelle hat sie mir aufgemalt. Ich zeig sie dir morgen.«
    »Buchstaben aus Gold?« Er runzelt die Stirn. »Könnte sein, meine Mame hat das Ding einschmelzen lassen für ein hübsches Armband.«
    »Isabelle hat gesagt, das wäre nicht möglich. Selbst wenn man vergessen hat, was es bedeutet – es würde eine Art Ehrfurcht vor diesen, nun ja, Reliquien geben.«
    »Hm«, sagt er nachdenklich. »Ich helf dir beim Suchen.«
    »Ich hab schon alles angesehen bei meinem Aufräumen. Und hier« – ich blicke mit einem halben Lachen um mich –, »hier wird es ja wohl nicht sein.«
    Er schüttelt den Kopf. Dann sagt er: »Aber es gibt sicher eins, wo du noch nicht gesucht hast.«
    »Und wo?«
    »Da, wo du bisher nicht drankonntest. Mames Schmuckkästchen.«
    »Wie die Katze um den heißen Brei bin ich um das Ding herumgeschlichen!«, bekenne ich. »Du hast doch auch keinen Schlüssel dazu, oder?«
    »Nein.« Er grinst. »Aber eine Haarnadel wird sich doch finden. Erinnerst du dich nicht? Das hab ich schon als Kind gekonnt. Ich hab nun mal geschickte Hände.«
    Seine Hand setzt nun ihren Weg fort. Oh ja. Geschickte Hände. Wir reden nicht weiter in dieser Nacht. –
     
    »Aleph – Mem – Taw«, liest Schlomo vom Zettel ab. »Zusammen Emeth. Wahrheit. Wahrheit auf der Stirn des Golem. Und welcher Buchstabe soll hier in Berlin sein?«
    »Das wusste Isabelle nicht«, sagt Leonie unruhig. »Du bist ja der erste, den ich mal fragen kann, wie aus diesen Buchstaben überhaupt das Wort entsteht. Bei mir kommt dabei ›Amt‹ heraus.«
    Schlomo schüttelt den Kopf. »Vokale werden überhaupt nicht mitgeschrieben, die ergänzt man einfach, nach der Kenntnis der Sprache. Und das, was du für ein A hältst, das Aleph, das ist ein stummer Buchstabe, so etwas wie ein kurzes gehauchtes E. Daraus entsteht dann Emeth.«
    Die beiden stehen im Allerheiligsten, im Schlafzimmer der Eheleute, und wollen probieren, eine Schatulle zu knacken.
    Es ist die Zeit zwischen der Vormittagsprobe für »Bar Kochba« und der Vorstellung am Abend. Im Allgemeinen nutzt sie der Hauptdarsteller, um sich auszuruhen. Doch der Prinzipal ist heute in Geschäften unterwegs. Die Hausherrin ist aufgebrochen, um einen nach dem Pogrom vom Freitag (die Zeitungen waren voll davon)völlig verstörten nichtjüdischen Händler in der Präsidentenstraße am Hackeschen Markt zu überreden, wieder mit ihr ins Geschäft zu kommen.
    Die Stunde ist günstig. Aber trotzdem. Jeden Augenblick kann die Wohnungstür gehen. Sie müssen sich beeilen. Schlomo hat das Ding aus dem Schrank genommen und auf dem Frisiertisch seiner Mutter abgestellt. Sie hat es ja schon gesehen: ein solides Köfferchen aus dunkelrotem Saffi anleder mit abgerundeten Ecken und einem Metallverschluss. »Na, dann wollen wir mal«, sagt er und lässt die verschränkten Finger knacken, als habe er vor, einen Safe aufzubrechen. (Natürlich ist das schon wieder eine Rolle!, erkennt Leonie.) Dann beginnt er, die aufgebogene Haarnadel ins Schloss zu schieben und darin nicht gerade sanft herumzufuhrwerken.
    »Schlomo!« Leonie würde ihm am liebsten in den Arm fallen. »Sei bloß vorsichtig! Was machen wir, wenn deine Mutter das entdeckt? Das kann doch niemand anders gewesen sein als ich!«
    »Sei doch mal ruhig«, entgegnet er. »So kann man ja nicht arbeiten!« Mit schief gelegtem Kopf, die Zunge an der Oberlippe, spielt er den routinierten Einbrecher. Und tatsächlich springt das Schloss auf. »Na bitte! Ich wusste doch, es geht ganz leicht!«
    Das Köfferchen entpuppt sich als ein Behältnis mit mehreren Schubladen, ähnlich den aufklappbaren Nähkästchen. Obwohl es Fächer und Täschchen genug gibt, herrscht ein heilloses Chaos. Mit einander zu unentwirrbaren Knäueln verschlungene Ketten und Ringe bedecken den Boden des Kastens, darauf in wildem Durcheinander Armbänder, Anhänger, Medaillons, Ohrringe und Glitzerdiademe. In den einzelnen Fächern befi ndet sich meist gar nichts. Hin und wieder eine protzige Brosche oder noch ein paar Ringe.
    Mit fahrigen Fingern wühlt Leonie darin

Weitere Kostenlose Bücher