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Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1

Titel: Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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herum, versucht, die Schmuckstücke auseinanderzunesteln.
    »Ui!« Schlomo stößt einen Seufzer aus. »Meine Alte ist meschugge! Das meiste davon ist doch bloß Tinnef!« Er hebt eine Handvoll ineinander verfi lzter Schmuckstücke in die Höhe. »Das kenn ich doch! Das stammt aus dem Stück ›Gott, Mensch undTeufel‹. Und dies Diadem hat sie in ›Die Wahnsinnige aus Liebe‹ getragen, also, wenn das echt ist, dann werd ich Rabbiner. Warum hat sie dies ganze Zeug aus dem Theaterfundus hierhergeschleppt und wie ein Hamster im Bau in ihren Schatzkasten getan?«
    Er nimmt einen der prunkvollen Ringe aus einem Seitenfach, hält ihn ans Licht. Leonie kennt das Stück, sie hat es oft an der Hand von Madame blitzen sehen, wenn sie an der Kasse saß.
    Schlomo pfeift durch die Zähne. »Kein Goldstempel! Verdammt, dieser Klunker ist unecht!« Nach und nach verfährt er in der gleichen Weise mit anderen Schmuckstücken.
    Er schüttelt den Kopf. »Ich versteh das nicht. Das Kollier mit den Rubinen – das werde ich nie vergessen, weil sie mir so den Hintern verhauen hat, als ich damit rumstolziert bin ... wo ist das denn hin?« Er wühlt weiter in dem Chaos des Kastens.
    Dann lässt er die Hände sinken und sieht Leonie entgeistert an. »Weißt du was, Leonie? Sie hat überhaupt keinen echten Schmuck mehr. Den hat sie irgendwann verscherbelt! Um ... ja, wos wejß ich? Um das Theater aufrechtzuerhalten? Um uns diese Wohnung zu erlauben, den ganzen Komfort? Alles hat sie versetzt. Vielleicht leben wir ja schon vom Letzten. Vielleicht sind wir ja bloß arme Schlucker, Blender, die markieren de raichn Leut?«
    Plötzlich ist er ganz ernst. »Arme Mame! Damit sie nicht in einen leeren Kasten gucken musste, hat sie ihn mit dem Talmi, dem Tinnef hier aufgefüllt, dem wertlosen Schund. Weißt du, nun darf sie erst recht nicht erfahren, dass wir hier herumgespielt haben. Komm, lass uns das wieder zumachen.«
    »Darf ich noch einmal nachsehen?«, sagt Leonie. »Wo wir nun schon dabei sind.«
    Schlomo nickt, ziemlich erschüttert von der gewonnenen Erkenntnis. »Aber mach nichts ordentlich!«, ermahnt er sie. »Sonst merkt sie es!«
    Nein, sie macht nichts ordentlich. Mit leichten Händen hebt Leonie noch einmal den Wust von falschen Schmuckstücken auf, sieht in den Fächern und Schubladen nach. Aber ein Goldbuchstabe von der Größe, wie sie ihn suchte, wäre ja wohl nicht zuübersehen. »Wieder nichts«, sagt sie matt. Sie ist furchtbar deprimiert. Und es bedrückt sie außerdem, dass sie nun um Selde Laskarows Geheimnis weiß. Dass sie nun gleichsam hinter die Fassade dieser tapferen Frau gesehen hat. Das Wohlbefi nden von Mann und Sohn, die Vorspiegelung, dass sie in Wohlstand und Ansehen stehen: teuer erkauft.
    »Hast du dich nie gefragt, wie ihr so einen Lebensstil aufrechterhaltet, wenn ihr bloß ein paar Säcke Mehl und Zucker und ein paar Tüten Kaffee am Abend einnehmt?«, fragt Leonie. »Also ich habe da schon drüber nachgedacht.«
    Schlomo zuckt die Achseln. »So etwas kommt unsereinem nicht in den Sinn. Mamele macht doch immer alles.«
    »Und der ganze echte Schmuck?«
    »Sie muss ihn zu den Schiebern getragen haben, und dann gab’s Dollars, und dafür haben wir hier diese Wohnung und Schampus und Austern zum Abendessen.« Er schüttelt sich. »Ich werde das edle Zeug nie wieder so richtig genießen können, weil mir dabei dieser geplünderte Kasten einfällt.«
    »Aber waren die Laskarows mal wohlhabend?«
    »Der Urgroßvater aus dem Elsass war vermögend. Und ich erinnere mich dunkel, dass Großvater Jonas einen Batzen Geld durch den Verkauf eines Patents gemacht hatte. Er war ja nicht nur Chef seiner Bühne, sondern auch ein Tüftler, der sich unter anderem für Theatertechnik interessierte. Da hat er irgendeine Erfi ndung getätigt. Irgendwas. Frag mich was Leichteres. Und Tate hat Mame zu jeder Gelegenheit Schmuck geschenkt, vor dem Krieg und vor der Infl ation.«
    Sie machen gemeinsam den Kasten wieder zu und sind froh, als sich das Schloss mit leisem Klicken problemlos schließt.
    Leonie stellt ihn sorgfältig in den Kleiderschrank zurück, hinter die Seidenstrümpfe und die Hüfthalter.
    Dann verlassen die beiden eilig wie die Diebe das Schlafzimmer.
    »Und dein Buchstabe?« Er fasst Leonie an den Händen. »Irgendwo muss er doch sein, nicht wahr?«
    »Wenn man Isabelle glauben darf: ja«, sagt Leonie bedrückt.
    Schlomo fährt sich mit beiden Händen ins Haar und runzelt nachdenklich die Stirn. »Aber es kann

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