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Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1

Titel: Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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das ist nicht so einfach zu erklären. Jedenfalls nicht so einfach wie die unbestreitbare Tatsache, dass du genauso aussiehst wie meine Isabelle vor mehr als einem halben Jahrhundert. Vielleicht ist es einfach so, dass Menschen wie sie und ich, die sehr lange und sehr fest miteinander verbunden sind, einander zu ähneln beginnen – durch die Kraft der Liebe.«
    Für Leonie waren bisher alte Leute einfach alte Leute gewesen. Sie hatte nicht gewusst, dass alte Leute auch schön sein können. Wie Isabelle eben. Und wie Gaston. Sie betrachtet ihn verstohlen. Ja, trotz der Falten an seinem Hals und der Runzeln auf den untadelig rasierten Wangen ist er schön. Einfach durch den lebendigen Glanz seiner dunklen Augen, die edlen Schläfen, die sanft gewölbte Stirn. Der schmale Strich des grauen Bärtchens auf der Oberlippe gibt ihm indes wirklich etwas Aristokratisches ...
    »Wenn du auch kein richtiger Graf bist – du siehst so aus!«, sagt sie spontan.
    Gaston legt noch einmal die Hand auf ihre, leert sein Glas. Zwei junge Männer kommen vorbei, Baskenmütze, gebräunteHaut, ein Tuch um den Hals gebunden. Sie verlangsamen ihr Tempo; wie es scheint, um Gaston ehrerbietig zu grüßen. Aber eigentlich mustern sie Leonie so ausgiebig, wie es nur geht, wenn ein älterer Herr, eine Respektsperson, dabei ist. Es sind hübsche Kerle, offen, mit fröhlichem Lachen. Leonie genießt die Anerkennung, die in ihren Blicken liegt, und kann es sich nicht verkneifen, ein bisschen herausfordernd mit dem Fuß zu wippen.
    Sie sieht, dass Gaston schmunzelt. Dann steht er auf.
    »Komm, bevor sie noch bei ihren Freunden Bescheid sagen und die gesamte männliche Jugend von Cerbère hier vorbeidefi liert. Ich habe schließlich Besorgungen zu machen.«
    Leonie unterdrückt ein Kichern. Es ist angenehm, wenn man bewundert wird. Aber für sie kommt ohnehin nur ein Schauspieler infrage...
    »Müssen wir nicht zahlen?«, fragt sie dann, schon im Gehen. »Monsieur Fedan sammelt die Belege und schickt sie nach Hermeneau«, erhält sie Auskunft.
    Und tatsächlich erscheint der Wirt wieder katzbuckelnd in der Tür, ohne eine Rechnung zu präsentieren. »Mademoiselle – Monsieur le Comte – beehren Sie uns bald wieder! Und hoffentlich bleibt Madame weiterhin bei guter Gesundheit!«
    Leonie registriert: Gaston blickt sie an – irgend wie forschend. Was hat er denn?
    Der Wirt räumt das Geschirr aufs Tablett.
    Beinah hätte sie ihren Hut vergessen.
     
    Gaston macht Einkäufe.
    An einem Stand, wo Muscheln, lebendige Krebse, bleiche bizarre Oktopusse und anderes Meeresgetier verkauft wird, das ich nicht einmal in der großen Berliner Markthalle am Alexanderplatz gesehen habe, kauft er schließlich schöne Meerbarben, Fische, die ich meinem Vater auf den Küchentisch wünschen möchte. Er geht in eine schmale lichtlose Gasse, wo er in einer winzigen, noch lichtloseren Buchhandlung handgeschöpftes Büttenpapier, eine bestimmte Tinte und zwei in weiches Leder gebundene Bücher ersteht.Dann verhandelt er mit einem Sattler, ich weiß nicht, wo rüber, weil ich lieber draußen vor der Tür bleibe.
    Überall, wenn wir durch die schmalen Straßen laufen, grüßen die Leute respektvoll, bleiben wohl auch zu einem kleinen Schwatz stehen, er stellt mich vor, und man heißt mich, »Mademoiselle aus Berlin«, herzlich willkommen. (Es ist, als gäbe es hier keine unguten Erinnerungen an den Krieg wie daheim.) Und immer wird nach Madames Gesundheit gefragt. Es scheint den ganzen Ort zu beschäftigen.
    Zum Schluss belädt Gaston den Rücksitz des Wagens mit einem Korb voll mit kleinen, stark duftenden Erdbeeren und blutroten Kirschen. Wäre ich auf einem Markt in Berlin, hätte ich mir wohl ein Zwillingspärchen als Schmuck übers Ohr gehängt. Aber hier kommt mir das kindisch und »deplaciert« vor.
    Aber statt nun einzusteigen, fragt er: »Hast du die kleine Kirche bemerkt? Da gibt es so einen schönen Platz mit Platanen. Wir können uns noch einen Moment hinsetzen, wenn es dir recht ist.«
    Warum nicht, sage ich mir.
    Die Kirche ist ockergelb, mit verwitterten Ziegeln auf dem Dach. Eine Glocke hängt frei in dem winzigen Turm, der kaum größer ist als der Taubenschlag von Schloss Hermeneau. Unter den schattigen Platanen steht eine Bank, und der alte Mann fordert mich mit einer einladenden Geste auf, mich hinzusetzen.
    »Da ist noch etwas, was ich dir sagen wollte«, beginnt er. Er wirkt irgendwie... verlegen.
    Um Gottes willen, nicht schon wieder irgendetwas

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