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Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1

Titel: Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Jüdisches!, denke ich. Das würde ich jetzt nicht aushalten.
    Er fährt fort. »Es geht um Isabelle. Du hast ja wohl gehört, dass viele Leute hier sich nach ihrer Gesundheit erkundigt haben.«
    »Ja«, sage ich. »Ich dachte, das ist die allseits bekannte französische Höfl ichkeit, oder nicht? Ist Isabelle denn krank?«
    »Krank nicht direkt. Ich wollte es dir nur sagen, falls es wieder einmal mit ihr passieren sollte. Manchmal gibt es so – Anfälle.« »Was für Anfälle denn? Epilepsie?«
    »Nein, Leonie. Keine Epilepsie. Ich sage es nur, damit du dich nicht erschreckst.«
    Hat er mich nach Cerbère mitgenommen, weil er mir das sagen wollte? Anfälle also. Es wird immer unheimlicher. Nicht nur, dass sie ein bisschen verrückt ist. Jetzt hat sie auch noch mysteriöse »Anfälle«.
    Dazu will ich lieber nichts sagen. Hoffentlich muss ich das nicht auch noch miterleben.
    Gaston steht auf. »Lass uns nach Haus fahren.« Wir treten aus dem Schatten in das gleißende Sonnenlicht. Keiner von uns sagt etwas.
    Schweigend fahren wir zurück nach Hermeneau.
     
    »Hilfst du mir, die Einkäufe ins Haus zu bringen?«
    Leonie nickt.
    Nun lernt sie noch einen Teil dieses geräumigen Wohnsitzes kennen, den sie vorher noch nicht betreten hat: die Küche. Und es stimmt also nicht, dass die beiden alten Leute hier alles allein machen. Da gibt es eine Frau, die in diesem riesigen Raum zwischen den blitzenden kupfernen Pfannen und Tiegeln, den an der Wand aufgereihten Kellen, Schöpfl öffeln und Rührgeräten und den Borden voller Tassen und Teller hantiert. Sie ist klein, aber ihre bunte Kittelschürze umhüllt rundliche Formen. Das rötliche Haar hat sie zu einem Knoten am Hinterkopf zusammengedreht. An den Füßen trägt sie Holzpantinen und mit beiden Armen steckt sie bis zu den Ellenbogen im Spülwasser. Sie wäscht das Geschirr ab. Als sie Geräusche hinter sich hört, dreht sie sich um, trocknet die Hände an der Schürze und knickst, und ihr rundes, stupsnasiges Gesicht ist abweisend.
    »Das ist Clémence«, sagt Gaston wohlgefällig und legt seinen in mehrere Lagen Zeitungspapier gewickelten Fisch auf dem riesigen weiß gescheuerten Küchentisch ab. »Sie hilft von Zeit zu Zeit im Haushalt, und wenn es Isabelle schlecht geht, darf sie auch einmal an den Herd. Clémence, das ist unsere Verwandte, Leonie aus Deutschland.«
    »Die Deutsche! Die Boche!« Die Frau reißt nun die Augen auf und mustert Leonie, die ihren Obstkorb ebenfalls auf dem Tisch abstellt, von Kopf bis Fuß. Ihre Augen sind wasserhell. Dann sagt sie, als müsste sie sich selbst zu der Meinung überreden: »Es gibt auch gute Deutsche.« Ihre Stimme klingt leicht heiser.
    Sie reicht Leonie eine kleine, feste, vom Seifenwasser gerötete Hand, und Gaston bemerkt mit leisem Tadel: »Clémence, der Krieg ist seit fünf Jahren vorbei.«
    »Ja, aber mein Pierre ist vor sechs Jahren bei Verdun gefallen, von Deutschen erschossen«, entgegnet sie trotzig und wendet sich wieder ihrem Abwasch zu.
    Leonie erschrickt. Also doch. Dieser unselige Krieg! Auch in Frankreich...
    »Clémence!«, sagt Gaston mahnend.
    »Ist ja schon gut. Kocht Madame heute selbst?«
    »Ich werde sie fragen«, erwidert Gaston. Er tätschelt der Frau kurz den Arm, wendet sich an Leonie. »Komm.«
    Sie stehen nun in der Halle. »Ich will nach Isabelle sehen«, sagt Gaston, »ob sie Lust hat, in die Küche zu kommen. Eigentlich lässt sie es sich nicht nehmen, Meerbarben zuzubereiten, aber ...« Er seufzt.
    Plötzlich hat sie einen Einfall. »Was meinst du, Gaston? Würde Isabelle vielleicht damit einverstanden sein, wenn ich den Fisch zubereite?«
    Und als sie das amüsierte Lächeln des Mannes sieht, sagt sie herausfordernd: »Ich kann kochen!«
    »Daran zweifl e ich keinen Moment«, erwidert Gaston ruhig. »Du bist schließlich die Tochter deines Vaters und eine Lasker. Wenn Isabelle einverstanden ist ...«
     
    Isabelle ist einverstanden.
    Zum Glück ist diese Clémence, die etwas gegen Deutsche hat, entweder nach Haus gegangen oder hat anderweitig auf dem Anwesen zu tun.
    So stehe ich nun allein in dieser Küche, die so groß ist wie diemeines Vaters am Berliner Savignyplatz, in die ich manchmal meine Nase stecken durfte, und sehe mich erst einmal um, was wo ist. Da die Töpfe und Pfannen, hier das Besteck und die Gerätschaften, hier die Speisekammer, so gut gefüllt, dass einem die Augen übergehen. Das Gewürzregal – alles, was das Herz begehrt. Daneben gleich zwei Eisschränke. In dem

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