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Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Dreibettzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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hier glatt einen Job kriegen.
    Herr Fröhlich zwinkert mir zu, zeigt auf Anne und steckt sich ein Kissen unter das Shirt. Zum Glück sieht Anne nach vorn.
    »Katzen sind wie wir«, verkündet Ambra. »Sie brauchen liebe Menschen, damit ihre Familienseele im Feuer der Wahrhaftigkeit entflammt. Wollt ihr alle eure Familienseele entflammen?«
    »Jaaa!«, posaunt Herr Fröhlich, und die anderen Eltern nicken eifrig. Bis auf mich.
    »Damit ihr euch besser in eure Tempelkatzenseele einfühlen könnt, zeige ich euch einige überlieferte Bewegungen«, kündigt Ambra an und setzt sich die erste der Katzen auf den Schoß. Sie nimmt eine Pfote in jede Hand und dreht sie mit einem Ruck zu beiden Seiten auseinander. Es knackt.
    Ein erschrockenes »Huch!« fährt durch die Kursteilnehmer. Es ist, als hätte Ambra mal eben ein Exempel statuiert. Offenbar verbirgt sich im Innern der toten Katzen ein barbieartiges Plastikskelett. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob man die Gelenke der Tiere schon immer in alle Richtungen drehen konnte.
    Nach und nach zieht, quetscht und knickt Ambra die Pfoten der Katzen in die gewünschte Position: drei Katzen, die hintereinander die Arme in verschiedene Richtungen ausstrecken.
    Ohne sich groß mit den Grundregeln der Demokratie aufzuhalten, erklärt sie Anne, Leonie und mich zu Freiwilligen, die »den Tempeltanz« vormachen sollen.
    Ambra stellt Musik an, die so klingt wie aus dem Hinterzimmer eines Import-Export-Ladens in Kreuzberg. Ich stehe hinter Anne, die sich hinter ihrer Tochter postiert hat. Offenbar hat Ambra mit ihrer Musikauswahl den Geschmack meiner Kollegin getroffen, denn Annes Hüftbewegungen machen Shakira tatsächlich alle Ehre. Leonie dreht sich erstaunt zu ihrer Mama um, ahmt sie dann aber brav nach.
    »Anne, du musst die Arme auch nach unten drehen«, erkläre ich ihr. »Sonst verdeckst du mich doch.«
    Aber Anne scheint von Shakiras Geist besessen. Statt mir zu folgen, lässt sie weiter ihr Becken kreisen. Dazu hebt und senkt sie die Arme wie die zehnarmige Göttin Kali.
    Was soll’s? Ist ja erstens nur ein Tanz, zweitens totale Spinnerei, und drittens fühlt es sich gar nicht so schlecht an, wie Anne ihre Kehrseite gegen meine Hüften drückt. Leonie steht zum Glück einen halben Meter vor uns und kriegt nicht mit, dass ihre offiziellen Eltern hier eine hip-hop-videotaugliche Engtanznummer hinlegen. Obwohl ich nie gut darin war, mit Frauen zu tanzen, finden Anne und ich seltsamerweise schnell unseren Rhythmus. Wenn wir uns verlieren, wirkt es eher spielerisch, schon mit dem nächsten Kreisen sind wir wieder eins.
    Ambra hält mahnend ihre Katzen hoch. Aus Spaß drosseln Anne und ich unser Tempo ein wenig und probieren die ägyptischen Posen.
    »Gut so!«, höre ich Anne. Keine Ahnung, was dann passiert, aber irgendwo unterhalb meines Bauchnabels wird es warm – nichts Sexuelles, sondern eher so, als würde von dort eine seltsame, friedliche Kraft durch mich hindurchströmen. Sie läuft wie an unsichtbaren Hosenträgern von meinem unteren Bauch durch die Lunge nach oben, zu den Schlüsselbeinen.
    Obwohl ich weiß, dass eine ganze Menge anderer Frauen zusehen, gebe ich mich der Musik hin. Das fühlt sich seltsamerweise sehr schön an. Nicht, dass ich jetzt esoterisch werden will, aber irgendwie scheinen Anne, Leonie und ich zum ersten Mal zu harmonieren. Ich könnte stundenlang so weitertanzen.
    Doch dann landet Leonies rechter Zeigefinger nach einer kreisenden Bewegung plötzlich in ihrer Nase. Sie bleibt stehen, hält inne und zieht langsam einen dicken Popel heraus, an dem eine zentimeterlange gelbe Schleimspur hängt.
    »Popel gefunden!«, verkündet sie freudestrahlend, wischt das Prachtexemplar an ihrem farblich passenden Hüftschleier ab und macht sich auf die Suche nach Nachschub.
    Der Tanzlehrerin entgleisen die Gesichtszüge. Mit einem großen Schritt geht sie auf Leonie zu und zieht ihr den Finger aus der Nase.
    »Weitertanzen sollst du, kleine Tempelkatze«, befiehlt sie ernst. »Nicht popeln.«
    Leonie fängt an zu weinen. Sofort greift Anne nach Ambras Hand. In ihren Augen funkelt jetzt mehr Feuer als in ihrem Hüftschwung. Die schöne ganzheitliche Stimmung ist dahin.
    »Haben Sie etwa gerade meine Tochter angefasst?«, fragt sie drohend. »Wissen Sie, was mit Hotelangestellten passiert, die kleine Kinder von Gästen anfassen? Wenn sie ganz viel Glück haben, werden sie nur gefeuert und müssen die Prozesskosten tragen. Aber vielleicht haben Sie ja auch das

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