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Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Dreibettzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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zeichnen die Lebenslinie nach.
    »Wie das Leben manchmal so spielt«, flüstere ich unverbindlich. Eigentlich wollte ich etwas tiefer und bestimmter sprechen, aber meine Stimmbänder bringen nur ein scheues Krächzen heraus. Anne hält meinen Blick und lässt ihre Finger in meine gleiten. Unsere Ellbogen ruhen auf dem Tisch, die Finger spielen miteinander, ineinander, lösen sich aber nie völlig voneinander.
    Leonie lässt ihren Löffel scheppernd in die leere Dessertschüssel fallen.
    »Fertig!«, verkündet sie stolz. Dann sieht sie uns an. »Bitte Bussi!«
    Anne beugt sich, ohne meine Hand loszulassen, zu ihr und haucht ihr einen zarten Kuss auf die Wange, der sehr, sehr weit von einem Mutter-Tochter-Schmatzer entfernt ist. Dabei lässt sie mich nicht aus den Augen. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass vielleicht auch ich gern so einen Kuss auf die Wange bekommen hätte. Leonie schüttelt den Kopf.
    »Nein, Caspar Bussi.«
    Anne grinst mich an. »Du hast sie gehört.«
    Ich seufze und drücke Leonie auch einen Kuss auf die Backe, einen echten Schmatzer, wie es sich geziemt. Aber auch damit ist Leonie nicht zufrieden. Sie haut mit beiden Patschehändchen auf die Tischplatte und sieht uns mit kindlichem Ernst fast schon ein wenig tadelnd an.
    »Nein!«, erklärt sie. »Nicht Leonie. Mama und Caspar Bussi. «
    Unsere Blicke, die sich gerade kurz verloren hatten, finden sich wieder. Gegen meinen Willen muss ich lächeln. Anne auch. Sie schlägt die Augen nieder. Gehört das noch zum Plan, Adoré eifersüchtig zu machen? Oder haben wir gerade ein neues Spiel begonnen? Vielleicht bin ich emotional etwas durcheinander, oder ich projiziere meine Gefühle für Adoré auf die nächstbeste weibliche Person, nämlich auf meine Kollegin, oder …
    »Leonie, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, sagt Anne. Wusste ich es doch, sie spielt nur. Wie alle Frauen. Jetzt bin ich am Zug.
    »Komm schon«, necke ich sie. »Oder traust du dich nicht? Wir sind doch offiziell verheiratet, was hast du zu verlieren? Ich dachte, du wolltest Adoré eifersüchtig machen?«
    Anne legt ihre Ellbogen auf den Tisch und beugt sich vor.
    »Forderst du mich jetzt hier rein beruflich dazu heraus, meine Tarnung unter Beweis zu stellen?«
    Auch ich komme näher, bis unsere Köpfe nur noch eine Hand breit voneinander entfernt sind.
    »Bussi, bitte!«, höre ich Leonies Stimme etwas fordernder. Ich sehe Anne lächeln und kann nicht anders, als es zu erwidern. Irgendetwas zieht mich zu ihr.
    »Ich will euch Turteltäubchen ja nicht stören …«, höre ich Mr. Perfects Stimme direkt neben uns. Anne schreckt zurück und zupft ihre Kleider zurecht, als hätte uns ihr Verlobter in flagranti erwischt.
    »Das war rein beruflich«, erklärt sie in dieser beherrschten, etwas hektischen Stimme, die so gar nicht der vorherigen ähnelt. »Stimmt’s, Caspar?« Sie sieht mich Hilfe suchend an.
    »Absolut«, bestätige ich. »Wir waren gerade in einer Besprechung und würden damit jetzt auch gern weitermachen.«
    Anne steht auf und stellt sich demonstrativ neben Mr. Perfect. »Wegen dieser Pressefrau …«, setzt sie an und deutet zu Adorés Tisch, auf dem Jeannie gerade eine neue weiße Tischdecke drapiert.
    »Eben saß sie doch noch dort, oder, Caspar?«
    »Absolut«, bestätige ich erneut.
    Mr. Perfect sieht von Anne zu mir, dann zu Leonie und wieder zu seiner Verlobten. »Ich habe mir das Fitnessstudio angesehen und in einem Kabuff etwas Schwimmspielzeug gefunden. Habt ihr Lust auf ein bisschen Bewegung?«
    »Jaaaa!«, ruft Leonie, die schon lange genug in ihrem Kindersitz hockt. Auch Anne nickt.
    »Ich trinke noch in Ruhe meinen Kaffee aus«, behaupte ich.
    Mr. Perfect hebt Leonie aus dem Sitz, verabschiedet sich mit Zeige- und Mittelfinger an der Stirn und schiebt Anne in Richtung Spa. Ich bleibe noch ein paar Minuten sitzen, um das alles sacken zu lassen. Dann hole ich mir noch eine kleine Portion »Familienglück«.
    Anstatt mit dem Lift auf mein Zimmer zu fahren, steige ich die sechs engen Treppen hinauf, was meine Laune gleich wieder Richtung Nullpunkt senkt. Aber die Iren haben offenbar so oft auf die Nothalttaste gedrückt, dass der Aufzug nun tatsächlich kaputt ist. Dabei müssen die gerade echt Pluspunkte sammeln, nicht nur wegen der morgendlichen Lärmerei. Im Hotel munkelt man, dass sie bei einem Ausflug in den Streichelzoo, den sie gestern auf eigene Faust unternommen haben, ein Schaf verprügelt hätten. Der Clanchef hat als

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