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Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Dreibettzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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Familienministeriums suche. Dort finde ich »Das Ah und Oh beim schreienden Kind«, »Wickeln ein- und beidhändig«, »Das perfekte Schlaflied«, aber keine »Tipps zum Lockern von Verstopfung«.
    Anne geht auf Leonie zu, aber die weicht zurück. Kann ich verstehen.
    »Ich will dir doch nur helfen.«
    Leonie schiebt die Unterlippe vor und dreht scheu ein Bein zur Seite. Sie flüstert etwas.
    »Wie bitte?«, fragt Anne. »Wenn du etwas willst, musst du lauter sprechen.« Sie wendet sich zu mir und erklärt: »Kleine Kinder wissen oft am besten, was ihnen hilft. Wenn Leonie bei uns zu Hause Verstopfung hat, trinkt sie immer die Vinaigrette aus der Salatschüssel.«
    »Wie überaus interessant«, erwidere ich und widme mich wieder meinen Recherchen. Da spüre ich, dass mich Leonie und Anne anstarren.
    »Sag das noch mal«, flüstert Anne tonlos.
    Leonie schaut mich traurig an. »Caspar bitte helfen.«
    Das kann jetzt nicht ihr Ernst sein. Wie soll ich denn einer Zweieinhalbjährigen beim Stuhlgang assistieren? Rizinusöl einflößen? In der Armbeuge Furzgeräusche imitieren?
    »Ich kann ja mal aus der Küche einen doppelten Espresso holen, der hilft meistens. Oder eine filterlose Zigarette.«
    »Caspar bitte Kolette machen!«, sagt Leonie.
    Ich sehe Anne fragend an, aber die zuckt nur mit den Schultern. »Mich will sie nicht dabeihaben.« Sie holt den Toilettenaufsatz aus der Tasche und drückt ihn mir in die Hand. »Stell dich nicht so an, sie ist nur ein Kind.«
    Leonie kommt auf mich zu und streckt die Hand aus. Also klappe ich den Computer zu. Das war die Theorie, jetzt kommt die Praxis.
    Im Schrank lege ich den Toilettensitz auf die Brille.
    »Windel ausziehen«, verlangt Leonie. Na gut, wird schon nicht so schwer sein. Also: Schuhe und Hose aus, dann knöpfe ich den Body über ihrer Schulter zusammen, wie ich das bei Anne gesehen habe. Zuletzt setze ich Leonie auf den Toilettensitz und mich davor. Leonie starrt mich an, als wollte sie mich hypnotisieren. Ihre Beine reichen nicht mal bis zum Boden. Ich erinnere mich an Annes Du-musst-drücken-Präsentation, atme ein und presse die Luft in den Bauch. Leonie fixiert mich weiterhin.
    »Na gut, Leonie, was soll ich machen?«
    Keine Reaktion. Wir starren uns an wie Henry Fonda und Charles Bronson in »Spiel mir das Lied vom Tod«, bevor die beiden losballern. Draußen klopft jemand an der Tür. Von wegen schalldicht! Gedämpft höre ich Annes Schritte, dann Adorés Stimme, die nach mir verlangt. Meine Retterin.
    Leonie stöhnt.
    Anne erklärt Adoré da draußen, dass ich gerade »sehr beschäftigt« sei. Eigentlich würde ich meine Angelegenheiten am liebsten selbst regeln, aber ich kann Leonie nicht hängen lassen. Vielleicht stört sie einfach nur der blöde Toilettensitz? Könnte ich verstehen, darauf sitzt man ja wie auf dem Präsentierteller. Also hebe ich die Kleine hoch, stupse den Aufsatz vom Klo und setze sie wie einen Erwachsenen direkt auf die Brille. Leonie stützt sich seitlich mit beiden Händen ab, was ihr offenbar ganz leichtfällt. Geht doch!
    Draußen erklärt Anne Adoré gerade irgendetwas. Wenn Männer nicht dabei sind, sprechen Frauen ja viel offener. Ich horche nach guter alter Indianerart direkt am Furnier. Was reden die beiden da nur? Muss mich konzentrieren. Das fällt mir allerdings zusehends schwer, weil es plötzlich stinkt. Ich drehe mich um.
    Leonie steckt bis zu den Schultern in der Schüssel. Offenbar ist sie ins Klo gefallen und hat sich dabei so erschreckt, dass sie ihre Verstopfung losgeworden ist. Anstatt zu weinen, strahlt Leonie über das gelungene »große Konzert« wie eine Stardirigentin nach der Premiere.
    Vorsichtig hebe ich sie hoch, stelle sie auf den Toilettenrand und putze ihr den Po ab. Dabei atme ich nur durch den Mund. Wer immer behauptet hat, Kinderkacke würde nicht stinken, hat garantiert nicht Leonie gemeint.
    Anne klopft gegen die Tür. »Ist alles okay da drinnen? Ihr habt die Feuchttücher vergessen.«
    Wenig später sitzen wir beim Frühstück. Anne ist unendlich stolz auf Leonie und seltsamerweise auch auf mich. Dabei versuche ich nur, das Erlebte zu vergessen. Aber Leonie wird nicht müde, ihrer Mutter von dem erfolgreichen Geschäft zu berichten. Dass ihre Tochter ins Klo gefallen ist, hält Anne für kindliche Flunkerei. Mich interessiert viel mehr, was Adoré vor der Tür gemacht hat. Anne meint, sie habe nur mit mir persönlich reden wollen. Wahrscheinlich ist sie bereit für unser nächstes Date.
    Wie

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