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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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hinein. Tyrin und der Offizier wurden in ein Wartezimmer geführt. Und plötzlich war jede Hast vorbei. Sie hatten nichts anderes zu tun, als sich Sorgen zu machen. Tyrin blickte auf die schmucklose elektrische Uhr an der Krankenhauswand und sah zu seinem Erstaunen, daß es noch nicht einmal Mitternacht war. Dabei schienen Stunden vergangen zu sein, seit sie den Pub verlassen hatten.
    Nach einer langen Wartezeit kam der Arzt heraus. »Das Bein ist gebrochen, und er hat etwas Blut verloren.« Der Arzt wirkte sehr müde. »Er hat eine Menge Alkohol im Körper, was nicht gerade vorteilhaft ist. Aber er ist jung, kräftig und gesund. Sein Bein wird heilen, und er dürfte in ein paar Wochen wieder auf dem Damm sein.«
    Tyrin fühlte sich erleichtert. Er merkte, daß er zitterte. Der Offizier sagte: »Unser Schiff legt morgen früh ab.«
    »Er kann nicht mit«, erklärte der Arzt. »Ist Ihr Kapitän auf dem Weg hierher?«
    »Ich habe nach ihm geschickt.«
    »Gut.« Der Arzt drehte sich um und ging hinaus.
    Der Kapitän traf gleichzeitig mit der Polizei ein. Er unterhielt sich auf schwedisch mit dem Offizier, während ein junger Sergeant Tyrins vage Beschreibung des Autos zu Protokoll nahm.
    Danach näherte der Kapitän sich dem Russen. »Wie ich höre, haben Sie Lars vor einem viel schlimmeren Unfall bewahrt.«
    Tyrin wünschte sich, so etwas nicht mehr hören zu müssen. »Ich versuchte, ihn zur Seite zu ziehen, aber er fiel hin. Er war stark betrunken.«
    »Horst hier sagt, daß Sie gerade kein Schiff haben.«
    »Jawohl.«
    »Sie sind vollausgebildeter Funker?«
    »Jawohl.«
    »Ich brauche jemanden, der den armen Lars ersetzt. Würden Sie morgen früh mit uns in See stechen?«

    *

    Pierre Borg sagte: »Ich löse dich ab.«
    Dickstein wurde bleich. Er starrte seinen Chef an.
    »Ich möchte, daß du nach Tel Aviv zurückkehrst und die Operation vom Büro aus leitest«, fuhr Borg fort.
    »Darauf scheiße ich.«
    Sie standen an dem See in Zürich. Darauf tummelten sich Boote, deren bunte Segel malerisch unter der Schweizer Sonne flatterten. »Keine Diskussionen, Nat«, sagte Borg.
    »Keine Diskussionen, Pierre. Ich lasse mich nicht ablösen.«
    »Ich befehle es dir.«
    »Und ich sage dir, daß ich darauf scheiße.«
    »Hör zu.« Borg holte tief Atem. »Dein Plan ist fertig. Der einzige Fehler daran ist, daß du bloßgestellt bist: DerGegner weiß, daß du einen Auftrag hast, und er versucht, dich zu finden und deine Arbeit, worin sie auch bestehen mag, zu ruinieren. Du kannst das Projekt immer noch leiten – aber du mußt dich im Hintergrund halten.«
    »Nein«, sagte Dickstein. »Dies ist kein Projekt, bei dem man im Büro sitzen kann und nur auf Knöpfchen zu drükken braucht. Es ist zu kompliziert, und es gibt zu viele ungewisse Faktoren. Ich muß selbst draußen sein, um an Ort und Stelle Entscheidungen treffen zu können.« Dickstein hörte auf zu sprechen und überlegte: Warum will ich es selbst tun? Bin ich wirklich der einzige in Israel, der es schaffen kann? Habe ich es nur auf den Ruhm abgesehen?
    Borg gab ähnlichen Gedanken Ausdruck. »Versuch nicht, ein Held zu sein, Nat. Dafür bist du zu klug. Du bist ein Profi, du befolgst Befehle.«
    Dickstein schüttelte den Kopf. »Du solltest wirklich wissen, daß so etwas bei mir nicht zieht. Erinnerst du dich daran, was Juden von Menschen halten, die immer nur Befehle befolgen?«
    »In Ordnung, du warst also im Konzentrationslager – aber das gibt dir nicht das Recht, den Rest deines Lebens zu tun, was dir paßt!«
    Dickstein machte eine abschätzige Geste. »Du kannst mich daran hindern, indem du mich nicht mehr unterstützt. Aber dann bekommst du auch dein Uran nicht, weil ich keinem anderen sagen werde, wie es gemacht werden kann.«
    Borg starrte ihn an. »Du Schwein, du meinst es wirklich ernst.«
    Dickstein beobachtete Borgs Miene. Er hatte einmal das peinliche Erlebnis gehabt, mitansehen zu müssen, wie Borg sich mit seinem Sohn Dan, einem Teenager, stritt. Der Junge hatte mürrisch, aber selbstbewußt dagestanden, während sein Vater sich bemüht hatte, ihm zu erklären, daß es nicht loyal gegenüber seiner Familie, seinerHeimat und Gott sei, an Friedensmärschen teilzunehmen, bis Borg schließlich an sprachloser Wut fast erstickt war. Dan hatte wie Dickstein gelernt, sich nicht einschüchtern zu lassen, und Borg würde nie so recht verstehen, wie Leute zu behandeln sind, die sich nicht einschüchtern lassen.
    Das Drehbuch verlangte jetzt, daß Borgs Gesicht

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