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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Geheimdienstapparat. Was mir Sorgen machte – und noch macht –, ist die Möglichkeit, daß alles, was Sie Ihren Vorgesetzten berichten, über einen Doppelagenten nach Tel Aviv weitergeleitet wird. Dann wird Dickstein erfahren, wie dicht wir ihm auf den Fersen sind, und Ausweichmanöver einleiten.«
    »Ich weiß ihre Offenheit zu schätzen.«
    Nicht nur das, dachte Rostow, er schwelgt darin. »Nun sind Sie vollkommen im Bilde, und wir müssen darüber reden, wie wir verhindern können, daß die Information, die Sie haben, Tel Aviv erreicht.«
    Hassan nickte. »Was schlagen Sie vor?«
    »Nun, Sie müssen natürlich melden, was wir ermittelt haben, aber ich möchte, daß Sie sich zu den Einzelheiten so vage wie möglich äußern. Geben Sie keine Namen, Zeiten oder Orte an. Wenn man Ihnen zusetzt, beklagenSie sich über mich; sagen Sie, daß ich mich geweigert hätte, alle Informationen mit Ihnen zu teilen. Sprechen Sie mit niemandem über Ihr Wissen, außer mit den Leuten, denen Sie Bericht erstatten müssen. Vor allem sollten Sie niemandem gegenüber Savile Shipping die Stromberg oder die Coparelli erwähnen. Und versuchen Sie zu vergessen, daß Pjotr Tyrin an Bord der Coparelli ist.«
    Hassan wirkte beunruhigt. »Was bleibt dann noch?«
    »Eine Menge. Dickstein, Euratom, Uran, das Treffen mit Pierre Borg ... Selbst wenn Sie nur die halbe Geschichte erzählen, wird man Sie in Kairo für einen Helden halten.«
    Hassan war nicht überzeugt. »Ich will genauso offen sein wie Sie. Wenn ich Ihrem Vorschlag folge, wird mein Bericht weniger eindrucksvoll sein als Ihrer.«
    Rostow lächelte ironisch. »Wäre das unfair?«
    »Nein«, gab Hassan zu, »das meiste ist Ihr Verdienst.«
    »Außerdem werden nur wir beide wissen, wie unterschiedlich die Berichte sind. Und Sie werden am Ende alles Lob, das Ihnen zusteht, ernten.«
    »In Ordnung. Mein Bericht wird vage sein.«
    »Gut.« Rostow winkte einen Kellner zu sich. »Sie haben noch etwas Zeit für ein Gläschen.« Er ließ sich in seinen Sessel zurücksinken und schlug die Beine übereinander. Rostow war zufrieden: Hassan würde tun, was er ihm geraten hatte. »Ich freue mich darauf, nach Hause zurückzukehren.«
    »Irgendwelche Pläne?«
    »Ich werde versuchen, mit meiner Frau und den Jungen ein paar Tage an der Küste zu verbringen. Wir haben eine Datscha am Rigaer Meerbusen.«
    »Klingt verlockend.«
    »Es ist ganz angenehm dort, aber natürlich nicht so warm wie bei Ihnen. Wohin werden Sie reisen – nach Alexandria?«
    Hassans Flug wurde zum letztenmal über das Lautsprechersystemausgerufen, und der Araber stand auf. »Das wäre schön, aber ich rechne damit, die ganze Zeit im schmutzigen Kairo festzusitzen.«
    Rostow hatte das merkwürdige Gefühl, daß Yasif Hassan ihn belog.

    *

    Franz Albrecht Pedler war ruiniert, als Deutschland den Krieg verloren hatte. Mit fünfzig Jahren, als Karriereoffizier der Wehrmacht, war er plötzlich ohne Heim, ohne Geld und ohne Arbeit. Und wie Millionen andere Deutsche fing er wieder ganz von vorne an.
    Er arbeitete als Vertreter – gegen eine kleine Provision, ohne Gehalt – für einen französischen Farbstoffhersteller. 1946 gab es wenige Kunden, aber um 1951 war der Aufbau der deutschen Industrie fortgeschritten, und als die Aussichten endlich wieder günstiger wurden, war Pedler in einer guten Position, um die neuen Möglichkeiten zu nutzen. Er eröffnete ein Büro in der Stadt Wiesbaden, die verheißungsvolle Ansätze zu einem Industriezentrum zeigte. Das Verzeichnis seiner Produkte wurde länger, seine Kundenliste ebenfalls. Bald verkaufte er nicht nur Farbstoffe, sondern auch Seife, und er verschaffte sich Zugang zu den amerikanischen Stützpunkten, die damals jenen Teil des besetzten Deutschland verwalteten. In den schweren Jahren hatte er gelernt, opportunistisch zu sein: Wenn ein amerikanischer Beschaffungsoffizier Desinfektionsmittel in Halbliterflaschen wollte, kaufte Pedler Vierzig-Liter-Fässer davon, füllte das Zeug in einer gemieteten Scheune in gebrauchte Flaschen um, klebte ein Etikett mit der Aufschrift »F. A. Pedlers spezielles Desinfektionsmittel« darauf und verkaufte mit hohem Profit.
    Vom Kauf en gros und der Neuverpackung war es nur ein kleiner Schritt zum Kauf von Grundsubstanzen undzur Herstellung. Das erste Faß von »F. A. Pedlers speziellem Industriereinigungsmittel« – nie nannte er es einfach »Seife« – wurde in derselben gemieteten Scheune gemixt und zur Verwendung durch

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