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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Holzbänken an den Wänden und Kunststofftischen, die am Fußboden festgeschraubt waren. Vier der Matrosen spielten in einem Winkel mit Wurfpfeilen, ein fünfter sah von der Bar aus zu.
    Der Barkellner nickte Tyrin zu. »Guten Morgen«, sagte der Russe. »Einen halben Liter Lagerbier, einen doppelten Whisky und ein Schinkensandwich.«
    Der Matrose an der Bar wandte sich um und nickte freundlich. Tyrin lächelte. »Seid ihr gerade eingelaufen?«
    »Ja, mit der Coparelli «, antwortete der Seemann.
    »Christmas Rose«, sagte Tyrin. »Sie haben mich zurückgelassen.«
    »Du hast Glück.«
    »Ich hatte mir den Arm gebrochen.«
    »Na und?« meinte der schwedische Matrose grinsend. »Trinken kannst du doch.«
    »Und nicht schlecht«, sagte Tyrin. »Ich lade dich ein. Was soll’s sein?«

    *

    Zwei Tage später tranken sie immer noch. Die Zusammensetzung der Gruppe änderte sich, weil die einen zum Dienst zurückkehrten und andere an Land kamen; und es gab eine kurze Zeitspanne zwischen 4.00 Uhr morgens und der Öffnungszeit, während der man nirgends in der Stadt – ob legal oder illegal – Alkohol kaufen konnte. Davon abgesehen, war das Leben zu einer einzigen langen Sauftour geworden. Tyrin hatte schon vergessen gehabt, wieviel Seeleute vertragen können. Ihm graute vor dem Katzenjammer. Allerdings war er froh darüber, daß er nicht in eine Situation geraten war, in der er sich mit Prostituierten einlassen mußte. Die Schweden waren an Frauen interessiert, aber nicht an Huren. Tyrin hätteseine Frau nie davon überzeugen können, daß er sich im Dienst für Mütterchen Rußland eine Geschlechtskrankheit geholt hätte. Glücksspiele waren das andere Laster der Schweden. Tyrin hatte ungefähr fünfzig Pfund des KGB-Geldes beim Poker verloren. Er stand auf so gutem Fuß mit der Besatzung der Coparelli, daß man ihn in der Nacht zuvor um 2.00 Uhr an Bord eingeladen hatte. Er war auf dem Messedeck eingeschlafen, und die anderen hatten ihn einige Stunden dort gelassen.
    Heute nacht würde es anders aussehen. Die Coparelli sollte mit der Morgenflut in See stechen, und alle Offiziere und Matrosen mußten bis Mitternacht an Bord sein. Es war 23.10 Uhr. Der Gastwirt sammelte Gläser ein und leerte Aschenbecher. Tyrin spielte Domino mit Lars, dem Funker. Sie hatten das eigentliche Spiel aufgegeben und wetteiferten nun darum, wer die meisten Stükke nebeneinander aufstellen konnte, ohne alle umzustoßen. Lars war stockbetrunken, Tyrin tat nur so. Er hatte große Angst vor dem, was er in ein paar Minuten tun mußte. Der Wirt rief: »Das wär’s, Gentlemen! Vielen Dank.«
    Tyrin stieß seine Dominosteine um und lachte.
    »Siehst du – du bist ein schlimmerer Trinker als ich«, sagte Lars.
    Die anderen Besatzungsmitglieder verließen den Pub. Tyrin und Lars standen auf. Der Russe legte den Arm um Lars’ Schulter, und sie taumelten zusammen auf die Straße.
    Die Nachtluft war kühl und feucht. Tyrin erschauerte. Von jetzt an mußte er nahe bei Lars bleiben. Hoffentlich hat Nik alles genau ausgerechnet, dachte er. Hoffentlich streikt der Wagen nicht. Und hoffentlich wird Lars dabei nicht umgebracht.
    Er begann, Fragen nach Lars’ Zuhause und Familie zu stellen. Tyrin achtete darauf, daß sie sich ein paar Meter hinter der Hauptgruppe der Seeleute hielten.
    Sie kamen an einer blonden Frau mit Minirock vorbei. Sie berührte ihre linke Brust. »Hallo, Jungs, wie wär’s mit uns?«
    Heute nicht, Liebling, dachte Tyrin und ging weiter. Er durfte Lars nicht anhalten und mit ihr plaudern lassen. Der richtige Zeitpunkt, darauf kam es jetzt an. Nik, wo war Nik?
    Dort. Sie näherten sich einem dunkelblauen Ford Capri 2000, der mit abgeschalteten Scheinwerfern am Straßenrand parkte. Dann blitzte die Innenbeleuchtung auf, und Tyrin erkannte das Gesicht des Mannes am Steuer: Es war Nik Bunin. Tyrin zog eine flache weiße Mütze aus der Tasche und setzte sie auf – das Signal, daß Bunin anfangen konnte. Nachdem die Seeleute vorbeigeschlendert waren, wurde das Auto angelassen und rollte in die entgegengesetzte Richtung.
    Nicht mehr lange.
    »Ich habe eine Verlobte«, sagte Lars.
    Oh nein, hör bloß damit auf.
    Lars kicherte. »Sie ist ganz schön heiß.«
    »Wirst du sie heiraten?« Tyrin spähte angestrengt nach vorn und lauschte. Er sprach nur, damit Lars dicht neben ihm blieb.
    Lars verzog lüstern das Gesicht. »Wozu?«
    »Ist sie treu?«
    »Würde ich ihr raten. Sonst schneide ich ihr die Kehle durch.«
    »Ich dachte, daß die

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