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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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rot anlief und er zu brüllen begann. Plötzlich merkte Dickstein, daß es nicht dazu kommen würde. Sein Chef war ruhig geblieben.
    Borg lächelte tückisch. »Ich glaube, daß du eine Agentin der anderen Seite bumst.«
    Dickstein stockte der Atem. Er hatte das Gefühl, von hinten mit einem Schmiedehammer geschlagen worden zu sein. Das war das letzte, was er erwartet hatte. Er war erfüllt von irrationaler Schuld – wie ein Junge, den man beim Masturbieren überrascht hat: Scham, Verlegenheit und das Gefühl, daß etwas verdorben war. Suza war etwas Privates, sie war von seinem übrigen Leben getrennt, aber nun zog Borg sie hervor und stellte sie vor aller Öffentlichkeit bloß: Seht nur, was Nat angestellt hat! »Nein«, sagte Dickstein tonlos.
    »Ein paar Stichwörter genügen. Sie ist Araberin, ihr Vater ist proarabisch eingestellt, sie reist in ihrem Tarnberuf durch die ganze Welt und hat Gelegenheit zu Kontakten. Der Agent Yasif Hassan, der dich in Luxemburg entdeckte, ist ein Freund der Familie.«
    Dickstein wandte sich Borg zu, trat ganz dicht an ihn heran und blickte ihm wütend in die Augen. Sein Schuldbewußtsein verwandelte sich in Zorn. »Das ist alles?«
    »Alles? Was soll das heißen, alles? Das Material würde dir genügen, um Leute zu liquidieren!«
    »Nicht Leute, die ich kenne.«
    »Hat sie irgendeine Information aus dir herausgeholt?«
    »Nein!« rief Dickstein.
    »Du regst dich auf, weil du einen Fehler gemacht hast.«
    Dickstein drehte sich um und schaute über den See hinweg. Er bemühte sich, seine Fassung wiederzugewinnen. Nach einer langen Pause sagte er: »Ja, ich rege mich auf, weil ich einen Fehler gemacht habe. Ich hätte dir von ihr erzählen sollen – nicht andersherum. Mir ist klar, welchen Eindruck zu haben ...«
    »Eindruck? Glaubst du etwa nicht, daß sie eine Agentin ist?«
    »Hast du es durch Kairo überprüfen lassen?«
    »Du redest, als wenn Kairo mein Geheimdienst wäre.«
    »Aber du hast einen sehr guten Doppelagenten im ägyptischen Geheimdienst.«
    »Wie kann er gut sein, wenn jeder von ihm zu wissen scheint?«
    »Hör mit deinen Spielchen auf. Seit dem Sechstagekrieg steht sogar in den Zeitungen, daß du gute Doppelagenten in Ägypten hast. Entscheidend ist, daß sie bisher nicht überprüft wurde.«
    Borg hob besänftigend die Hände. »Okay, ich werde in Kairo nachfragen. Inzwischen schreibst du einen Bericht über alle Einzelheiten deines Planes, und ich setze andere Agenten auf die Sache an.«
    Dickstein dachte an Al Cortone und André Papagopulos. Keiner der beiden würde sich auf die Zusammenarbeit mit einem anderen einlassen. »Daraus wird nichts, Pierre«, sagte er ruhig. »Du brauchst das Uran, und ich bin der einzige, der es dir beschaffen kann.«
    »Und wenn Kairo bestätigt, daß sie eine Agentin ist?«
    »Ich bin sicher, daß die Antwort negativ sein wird.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann wirst du sie umbringen, nehme ich an.«
    »Oh nein.« Borg deutete mit dem Finger auf Dicksteins Gesicht und sprach mit echter, tiefempfundener Schadenfreude. »Wenn sie eine Agentin ist, wirst du sie umbringen.«
    Langsam und bedächtig packte Dickstein Borgs Handgelenkund schob den Finger vor seinem Gesicht zur Seite. In seiner Stimme war nur ein schwaches, kaum spürbares Beben, als er zurückgab: »Ja, Pierre, ich werde sie umbringen.«

11
    I N DER
BAR des Flughafens Heathrow bestellte David Rostow eine weitere Runde und beschloß, sich mit Yasif Hassan auf ein Risiko einzulassen. Das Problem war immer noch, Hassan daran zu hindern, daß er einem israelischen Doppelagenten in Kairo alles erzählte, was er wußte. Beide, Rostow und Hassan, mußten Zwischenberichte abgeben, deshalb war die Entscheidung nicht länger hinauszuzögern. Rostow wollte Hassan über alles unterrichten und dann an dessen Professionalismus – soweit davon die Rede sein konnte – appellieren. Die Alternative war, ihn zu provozieren, aber er brauchte den Araber gerade jetzt als Verbündeten, nicht als mißtrauischen Gegner.
    »Sehen Sie sich das an«, sagte Rostow und zeigte Hassan eine dechiffrierte Botschaft.

An:
Oberst David Rostow über Londoner Botschaft
Von:
Moskauer Zentrale
Datum:
3. September 1968
    Genosse Oberst,
    wir nehmen Bezug auf Ihre Mitteilung g/35-21a, in der Sie weitere Informationen über jedes der in Ihrer Nachricht r/35-21 genannten Schiffe anfordern.
    Das Motorschiff Stromberg, 2 500 Tonnen, niederländischer Eigner und niederländischer Registration, hat kürzlich den

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