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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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komplizierte Art, wie Politik in Luxemburg und Oxford diskutiert wurde. Nun schien ihm, daß jene Leute, einer Vielzahl von Informationen zum Trotz, weniger Kenntnisse hatten als Mahmud. Er wußte auch, daß internationale Politik tatsächlich kompliziert war, daß das Öl nicht den einzigen Hintergrund bildete, doch im tiefsten Innern war er davon überzeugt, daß Mahmud recht hatte.
    Sie saßen im Schatten eines Feigenbaumes. Die glatte, schwarzbraune Landschaft erstreckte sich kahl nach allen Seiten. Der Himmel dehnte sich heiß, blau und wolkenlos. Mahmud entkorkte eine Wasserflasche und reichte sie Hassan, der das lauwarme Wasser trank und die Flasche zurückgab. Dann fragte er Mahmud, ob er Palästina regieren wolle, wenn die Zionisten zurückgeschlagen waren.
    »Ich habe viele Menschen getötet«, erwiderte Mahmud. »Zuerst tat ich es mit meinen eigenen Händen, mit einem Messer, einer Pistole oder einer Bombe. Jetzt töte ich, indem ich Pläne entwerfe und Befehle erteile, aber ich töte immer noch. Wir wissen, daß es eine Sünde ist, doch ich kann es nicht bereuen. Ich habe keine Gewissensbisse, Yasif. Sogar wenn wir einen Fehler machen, wenn wir Kinder und Araber statt Soldaten und Zionisten töten, denke ich nur: ›Das ist schlecht für unseren Ruf‹, nicht: ›Das ist schlecht für meine Seele‹. An meinen Händen klebt Blut, und ich will es nicht abwaschen. Ich möchte es nicht einmal versuchen. Es gibt ein Buch mit dem Titel Das Bildnis des Dorian Gray. Es handelt von einem Mann, der ein böses und erschöpfendes Leben führt, ein Leben, das ihn alt aussehen lassen, ihm Falten im Gesicht und Säcke unter den Augen, eine zerstörte Leber und Geschlechtskrankheiten bescheren sollte. Trotzdem hat er keine Beschwerden. Während die Jahre vergehen, scheint er sogar jung zu bleiben, als habe er den Jungbrunnengefunden. Aber in einem verschlossenen Zimmer seines Hauses hängt ein Gemälde von ihm; dieses Bild wird älter und spiegelt die Verwüstungen eines üblen Lebenswandels und schrecklicher Krankheiten wider. Kennst du das Buch? Es wurde von einem Engländer geschrieben.«
    »Ich habe den Film gesehen.«
    »Ich las es, als ich in Moskau war. Es würde mir Spaß machen, den Film zu sehen. Erinnerst du dich an den Schluß?«
    »Oh ja. Dorian Gray zerstört das Gemälde. Danach gehen alle Krankheiten und Entstellungen sofort auf ihn über, und er stirbt.«
    »Ja.« Mahmud verkorkte die Flasche wieder und schaute mit leeren Augen über die braunen Hügel hinweg. »Wenn Palästina frei ist, wird mein Bild zerstört werden.«
    Danach saßen sie eine Zeitlang schweigend da.
    Schließlich erhoben sie sich ohne ein Wort und kehrten in die Stadt zurück.

    *

    An jenem Abend kamen mehrere Männer in der Dämmerung, kurz vor der Polizeistunde, zu dem kleinen Haus in Nablus. Hassan wußte nicht genau, wer sie waren. Es hätten die örtlichen Führer der Bewegung sein können oder verschiedene Leute, deren Urteil Mahmud schätzte, oder auch ein ständiger Kriegsrat, der sich in Mahmuds Nähe aufhielt, aber nicht bei ihm wohnte. Hassan entschied sich für das letztere, denn es war logisch. Wenn sie alle zusammen wohnten, konnten sie auch alle zusammen vernichtet werden.
    Die Frau reichte ihnen Brot, Fisch und wäßrigen Wein, und Mahmud erzählte ihnen von Hassans Plan. Mahmud hatte ihn gründlicher durchdacht als Hassan. Er schlug vor, die Coparelli zu kapern, bevor Dickstein sie erreichte, und dann die Israelis zu überfallen, wenn sie an Bordkamen. Da Dicksteins Gruppe nur eine normale Besatzung und halbherzigen Widerstand erwartete, würde sie ausgelöscht werden. Dann würden die Feddajin mit der Coparelli einen nordafrikanischen Hafen anlaufen und die Weltpresse einladen, an Bord zu kommen und sich die Leichen der zionistischen Verbrecher anzusehen. Die Fracht würde ihren Eigentümern für ein Lösegeld angeboten werden, das die Hälfte des Marktpreises betrug: eine Million Dollar.
    Es folgte eine lange Debatte. Offensichtlich war eine Fraktion der Feddajin schon jetzt nervös, weil Mahmud den Krieg nach Europa getragen hatte; sie sah die geplante Kaperung als weiteren Schritt derselben Strategie. Die Vertreter dieser Richtung deuteten an, daß die Feddajin am meisten erreichen könnten, wenn sie einfach eine Pressekonferenz in Beirut oder Damaskus einberiefen und der internationalen Presse das israelische Komplott enthüllten. Hassan war überzeugt, daß das nicht genügte: Anklagen waren billig, und nicht

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