Dreifach
mich nicht, dich hart anzufassen. »Sie wollen mir nicht sagen, weshalb die israelische Regierung diesen Koch an Bord der Coparelli haben will?« fragte Cohen.
»Nein.«
Schweigen.
»Können Sie sich ausweisen?«
»Nein.«
Die Sekretärin kam herein, ohne anzuklopfen, und brachte Kaffee. Dickstein spürte ihre Feindseligkeit.
Cohen hatte die Unterbrechung benutzt, um sich zu konzentrieren. Als sie hinausgegangen war, sagte er: »Ich müßte meschugge sein, um das zu tun.«
»Wieso?«
»Sie kommen einfach herein, behaupten, daß Sie die israelische Regierung vertreten, aber Sie können sich nicht ausweisen, Sie nennen mir nicht einmal Ihren Namen. Ich soll in etwas verwickelt werden, was offensichtlich anrüchig und wahrscheinlich kriminell ist. Sie wollen mir nicht sagen, was Sie vorhaben, und selbst wenn Sie es mir sagten und ich glaubte Ihnen, weiß ich nicht, ob ich damit einverstanden wäre, daß die Israelis sich so verhalten.«
Dickstein seufzte und überlegte sich die Alternativen: Erpressung, Entführung seiner Frau, Besetzung seines Büros an dem entscheidenden Tag ... »Gibt es nichts, wodurch ich Sie überzeugen könnte?«
»Wenn mich der israelische Ministerpräsident persönlich darum bittet, würde ich mich darauf einlassen.«
Dickstein stand auf, um hinauszugehen, dann dachte er: Warum nicht? Warum nicht, verdammt noch mal? Es war eine unglaubliche Idee. Man würde ihn für verrückt halten ... aber es würde funktionieren, es würde den Zweck erfüllen ... Er grinste. Pierre Borg würde einen Schlaganfall erleiden.
»In Ordnung.«
»Was soll das heißen: ›In Ordnung‹?«
»Ziehen Sie Ihren Mantel an. Wir fliegen nach Jerusalem.«
»Jetzt?«
»Haben Sie dringend zu tun?«
»Meinen Sie das ernst?«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, daß es wichtig ist.« Dickstein deutete auf das Telefon auf dem Schreibtisch. »Rufen Sie Ihre Frau an.«
»Sie ist draußen.«
Dickstein trat zur Tür und öffnete sie. »Frau Cohen?«
»Ja.«
»Würden Sie hereinkommen, bitte?«
Sie eilte mit besorgter Miene herbei. »Was ist los, Joseph?« fragte sie ihren Mann.
»Dieser Mann will, daß ich mit ihm nach Jerusalem fliege.«
»Wann?«
»Jetzt.«
»Du meinst in dieser Woche?«
Dickstein sagte: »Ich meine heute morgen, Frau Cohen. Sie müssen wissen, daß dies alles streng geheim ist. Ich habe Ihren Mann gebeten, etwas für die israelische Regierung zu tun. Natürlich möchte er sichergehen, daß die Regierung ihn um diesen Gefallen bittet und nicht irgendein Verbrecher. Deshalb nehme ich ihn mit, um ihn zu überzeugen.«
»Laß dich in nichts hineinziehen, Joseph –«
Cohen hob die Schultern. »Ich bin Jude, damit bin ich schon hineingezogen. Kümmere dich bitte um das Geschäft.«
»Du weißt überhaupt nichts über diesen Mann!«
»Also muß ich es herausfinden.«
»Die Sache gefällt mir nicht.«
»Es besteht keine Gefahr«, erwiderte Cohen. »Wir nehmen eine Linienmaschine, reisen weiter nach Jerusalem, ich treffe den Ministerpräsidenten, und wir fliegen zurück.«
»Den Ministerpräsidenten!« Dickstein war klar, wie stolz sie sein würde, wenn ihr Mann den Ministerpräsidenten von Israel traf. »Dies muß geheim bleiben, Frau Cohen. Bitte, sagen Sie allen, daß Ihr Mann geschäftlich nach Rotterdam gefahren ist.«
Sie starrte die beiden an. »Mein Joseph trifft den Ministerpräsidenten, und ich darf es Rachel Rothstein nicht erzählen?«
Nun wußte Dickstein, daß alles glattgehen würde.
Cohen nahm seinen Mantel vom Haken und zog ihn an. Frau Cohen küßte ihn und legte die Arme um seine Schultern.
»Alles ist in Ordnung. Es kommt sehr plötzlich und scheint seltsam, aber es ist in Ordnung.«
Sie nickte stumm und ließ ihn los.
*
Sie nahmen ein Taxi zum Flughafen. Dicksteins Freude wuchs während der Fahrt. Der Plan hatte etwas Tollkühnes an sich; er kam sich fast wie ein Schuljunge vor, der sich einen großartigen Streich ausgedacht hatte. Dickstein mußte das Gesicht abwenden, damit Cohen sein Grinsen nicht bemerkte.
Pierre Borg würde an die Decke gehen.
Dickstein löste zwei Rückflugkarten nach Tel Aviv und bezahlte mit seiner Kreditkarte. Sie mußten einen Anschlußflug über Paris nehmen. Vor dem Start rief er die Botschaft in Paris an und sorgte dafür, daß jemand sie im Transitsaal erwartete.
In Paris übergab er dem Mann von der Botschaft eine Nachricht an Borg, in der alles Erforderliche erklärt wurde. Der Diplomat gehörte zum Mossad und behandelte
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