Dreifach
Besuch bei Mahmud hatte er sich einreden können, daß er für zwei Organisationen mit demgleichen Ziel arbeitete. Nun aber war er unbestreitbar ein Doppelagent, der nur vortäuschte, mit den Ägyptern und dem KGB zusammenzuarbeiten, während er in Wirklichkeit ihre Pläne sabotierte. Er schien sich verändert zu haben – in mancher Hinsicht kam er sich wie ein Verräter vor –, und er hatte Angst, daß Rostow die Veränderung bemerken würde.
Bei Hassans Ankunft in Moskau war Rostow selbst verlegen gewesen. Er hatte behauptet, seine Wohnung sei zu klein, um Hassan unterbringen zu können, obwohl der Rest der Familie im Urlaub war. Es schien, daß Rostow etwas zu verbergen hatte. Hassan vermutete, daß er sich mit einer Frau traf und sich dabei nicht stören lassen wollte.
Nach einer ruhelosen Nacht im Hotel »Rossija«, begegnete Hassan Rostow im KGB-Gebäude an der Moskauer Ringstraße, im Büro von Rostows Chef, Felix Woronzow. Auch hier gab es Unterströmungen. Die beiden Männer stritten sich, als Hassan das Zimmer betrat, und obwohl sie sich sofort beherrschten, war die Atmosphäre immer noch von unausgesprochener Feindseligkeit erfüllt. Doch Hassan war zu sehr von seinen eigenen Plänen in Anspruch genommen, um dafür Interesse aufzubringen. Er setzte sich. »Gibt es irgendwelche Entwicklungen?«
Rostow und Woronzow wechselten einen Blick, und Rostow zuckte die Achseln. »Die Stromberg ist mit einem sehr starken Leitstrahlsender versehen worden«, sagte Woronzow. »Sie hat das Trockendock jetzt verlassen und über den Golf von Biscaya einen südlichen Kurs eingeschlagen. Wir nehmen an, daß sie nach Haifa fährt, um eine Besatzung von Mossad-Agenten an Bord zu nehmen. Ich finde, daß wir mit den gesammelten Informationen zufrieden sein können. Das Projekt tritt jetzt in die Phase der Verwirklichung ein. Unsere Aufgabe ist sozusagen nicht mehr deskriptiv, sondern wird normativ.«
»Im Moskauer Zentrum reden alle so«, meinte Rostow respektlos. Woronzow starrte ihn nur an.
»Um welche Aktion handelt es sich?« fragte Hassan.
»Rostow wird in Odessa an Bord des polnischen Handelsschiffes Karla gehen«, erklärte Woronzow. »Sie sieht wie ein gewöhnliches Frachtschiff aus, aber sie ist sehr schnell und hat eine Zusatzausrüstung – wir benutzen sie recht oft.«
Etwas angewidert starrte Rostow zur Decke hinauf. Hassan erriet, daß er den Ägyptern einige dieser Details hatte vorenthalten wollen. Vielleicht hatte er sich mit Woronzow darüber gestritten.
»Sie müssen uns ein ägyptisches Schiff besorgen und im Mittelmeer mit der Karla Kontakt aufnehmen«, fuhr Woronzow fort.
»Und dann?«
»Wir warten, bis Tyrin uns von Bord der Coparelli mitteilt, wann die israelische Kaperung stattfindet. Er wird uns auch darüber informieren, ob das Uran von der Coparelli auf die Stromberg umgeladen werden soll oder ob es einfach auf der Coparelli bleibt, um erst in Haifa entladen zu werden.«
»Und danach?« beharrte Hassan.
Woronzow wollte weitersprechen, aber Rostow kam ihm zuvor. »Ich möchte, daß Sie Kairo zur Tarnung etwas anderes erzählen«, sagte er zu Hassan. »Ihre Leute sollen glauben, daß wir nichts von der Coparelli wissen, daß wir nur von Plänen der Israelis im Mittelmeer erfahren haben und immer noch versuchen, die Einzelheiten aufzudecken.«
Hassan nickte mit unbewegtem Gesicht. Er mußte wissen, was geplant wurde, doch Rostow wollte ihn nicht näher informieren! »Ja, das werde ich tun – wenn Sie mir den tatsächlichen Plan beschreiben.«
Rostow hob die Schultern und blickte Woronzow an.
»Nach der Kaperung durch Dickstein wird die KarlaKurs auf Dicksteins Schiff nehmen, und zwar das mit dem Uran«, erläuterte Woronzow. »Die Karla wird das Schiff rammen.«
»Rammen!«
»Ihr eigenes Schiff wird Zeuge des Zusammenstoßes sein, ihn melden und beobachten, daß die Besatzung des gerammten Schiffes aus Israel stammt und die Fracht aus Uran besteht. Auch diese Tatsache werden Sie melden. Es wird eine internationale Untersuchung der Kollision geben. Man wird eindeutig feststellen, daß das Schiff Israelis und gestohlenes Uran an Bord hatte. Man wird das Uran den rechtmäßigen Eigentümern zurückgeben, und die Israelis werden mit Schande bedeckt.«
»Sie werden kämpfen«, gab Hassan zu bedenken.
»Um so besser«, sagte Rostow. »Das ägyptische Schiff wird in der Nähe sein, beobachten, daß sie uns angreifen, und uns helfen, sie zurückzuschlagen.«
»Es ist ein guter Plan«,
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