Dreifach
zusammenarbeiteten, war ein Glücksfall, ebenso die Existenz einer Uranladung für nichtnukleare Zwecke, die noch dazu auf dem Seeweg transportiert wurde. Das Pech beschränkte sich im wesentlichen auf seine zufällige Begegnung mit Yasif Hassan.
Hassan – das Haar in der Suppe. Dickstein war ziemlich sicher, daß er den Gegner abgeschüttelt hatte, als er nach Buffalo geflogen war, um Cortone zu besuchen, und daß seine Spur noch nicht wiederaufgenommen worden war. Aber das bedeutete nicht, daß die anderen aufgegeben hatten.
Es wäre nützlich gewesen zu wissen, wieviel sie herausgefunden hatten, bevor er ihnen entwischt war.
Dickstein konnte Suza nicht wiedersehen, bis die ganze Angelegenheit ausgestanden war – und auch daran war Hassan schuld. Wenn er noch einmal nach Oxford reiste, würde Hassan sich bestimmt wieder irgendwie auf seine Fährte setzen.
Das Flugzeug begann zu landen. Dickstein schnallte seinen Sicherheitsgurt fest. Nun war es soweit, der Plan stand fest, die Vorbereitungen waren getroffen. Alle Karten verteilt. Er wußte, welche Trümpfe er hielt, er kannte einige Karten seiner Gegner und umgekehrt. Jetzt mußte die Partie nur noch gespielt werden, und niemand konnte das Ergebnis voraussagen. Er wünschte sich, die Zukunftklarer sehen zu können, weniger komplizierte Pläne in die Tat umzusetzen, sein Leben nicht mehr riskieren zu müssen, und er wünschte sich, daß das Spiel endlich begänne, damit er endlich handeln könnte.
Cohen war aufgewacht. »Habe ich das alles geträumt?«
»Nein.« Dickstein lächelte. Ihm stand noch eine unangenehme Pflicht bevor. Er mußte Cohen zu Tode erschrekken. »Ich habe Ihnen gesagt, daß die Sache wichtig und geheim ist.«
»Natürlich, ich verstehe.«
»Sie verstehen nicht. Wenn Sie mit irgend jemandem außer Ihrer Frau darüber sprechen, werden wir drastische Maßnahmen ergreifen.«
»Ist das eine Drohung? Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ich will darauf hinaus, daß wir Ihre Frau umbringen, wenn Sie nicht den Mund halten.«
Cohen starrte ihn an und wurde bleich. Nach einem Moment wandte er sich ab und blickte aus dem Fenster auf den Flugplatz hinunter, der ihnen entgegenzukommen schien.
13
D AS MOSKAUER
HOTEL »Rossija« ist das größte Hotel Europas. Es hat 5 738 Betten, zehn Meilen Flure und keine Klimaanlage.
Yasif Hassan schlief dort sehr schlecht.
Es war einfach zu sagen: Die Feddajin müssen das Schiff kapern, bevor Dickstein es tut, aber je mehr er darüber nachdachte, desto mehr ängstigte ihn die Sache.
Die PLO war 1968 keine straffe politische Einheit, wie sie vorgab. Sie war nicht einmal ein loses Bündnis individueller Gruppen. Eher erinnerte sie an einen Verein fürMenschen mit einem gemeinsamen Interesse; sie repräsentierte ihre Mitglieder, doch sie beherrschte sie nicht. Die einzelnen Guerillagruppen konnten durch die PLO mit einer Stimme sprechen, aber sie agierten nicht einheitlich und konnten es auch nicht. Wenn Mahmud also erklärte, daß die Feddajin etwas unternehmen würden, sprach er nur für seine eigene Gruppe. Außerdem wäre es in diesem Fall unklug gewesen, die PLO auch nur um Unterstützung zu bitten. Die Organisation erhielt Geld, Einrichtungen und Asyl von den Ägyptern, aber sie war auch von ihnen infiltriert worden. Wenn man etwas vor dem arabischen Establishment geheimhalten wollte, mußte man es auch vor der PLO geheimhalten. Wenn nach der Aktion die Weltpresse kam, um sich das gekaperte Schiff mit seiner Atomladung anzusehen, würden die Ägypter natürlich Bescheid wissen und vermutlich argwöhnen, daß die Feddajin ihnen absichtlich einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten. Doch Mahmud würde den Unschuldigen spielen, und die Ägypter würden in den allgemeinen Beifall für die Feddajin, die einen israelischen Aggressionsakt vereitelt hatten, einstimmen müssen.
Ohnehin glaubte Mahmud nicht, daß er die Hilfe der anderen benötigte. Seine Gruppe hatte die besten Verbindungen außerhalb Palästinas, die beste europäische Organisation und genug Geld. Er war jetzt in Benghasi, um sich ein Schiff zu borgen, während seine internationale Mannschaft sich aus verschiedenen Teilen der Welt zusammenfand.
Aber die allerwichtigste Aufgabe fiel Hassan zu: Wenn die Feddajin die Coparelli vor den Israelis schnappen sollten, mußte er ermitteln, wann und wo genau Dickstein das Schiff kapern wollte. Dazu brauchte er das KGB.
Inzwischen fühlte er sich in Rostows Gegenwart äußerst unbehaglich. Vor seinem
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