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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Dickstein voll Ehrerbietung. Cohen durfte der Unterhaltung zuhören, und als der Mann zur Botschaft zurückgekehrt war, sagte er: »Wir können zurückfliegen. Ich bin schon überzeugt.«
    »Oh nein. Da wir schon einmal hier sind, will ich ganz sichergehen.«
    Im Flugzeug meinte Cohen: »Sie müssen in Israel ein wichtiger Mann sein.«
    »Nein, aber was ich tue, ist wichtig.«
    Cohen wollte wissen, wie er sich zu benehmen habe und wie der Ministerpräsident anzureden sei. »Keine Ahnung,ich bin ihm nie begegnet«, sagte Dickstein. »Schütteln Sie ihm die Hand und reden Sie ihn mit seinem Namen an.«
    Der Geschäftsmann lächelte. Er begann, Dicksteins Übermut zu teilen.
    Pierre Borg holte sie am Flughafen Lod mit einem Wagen ab, der sie nach Jerusalem bringen sollte. Er lächelte und reichte Cohen die Hand, aber er kochte innerlich vor Wut. Während sie zum Wagen gingen, raunte er Dickstein zu: »Ich hoffe, du hast einen verflucht guten Grund für diesen Zirkus.«
    »Habe ich.«
    Cohen war dauernd bei ihnen, so daß Borg keine Gelegenheit hatte, Dickstein ins Kreuzverhör zu nehmen. Sie fuhren direkt zur Residenz des Ministerpräsidenten in Jerusalem. Dickstein und Cohen warteten in einem Vorraum, während Borg dem Regierungschef erklärte, worum es ging.
    Ein paar Minuten später wurden sie hereingebeten. »Das ist Nat Dickstein, Herr Ministerpräsident«, stellte Borg vor.
    Sie schüttelten einander die Hand, und der Ministerpräsident sagte: »Wir sind uns noch nie begegnet, aber ich haben von Ihnen gehört, Herr Dickstein.«
    »Und das ist Herr Joseph Cohen aus Antwerpen«, meinte Borg.
    »Herr Cohen.« Der Ministerpräsident lächelte. »Sie sind ein sehr vorsichtiger Mann. Sie hätten Politiker werden sollen. Also ... bitte, helfen Sie uns. Es ist sehr wichtig, und es wird Ihnen nicht schaden.«
    Cohen war geblendet. »Ja, natürlich, es tut mir leid, daß ich so viele Schwierigkeiten gemacht habe ...«
    »Keine Ursache. Sie haben das Richtige getan.« Er gab Cohen noch einmal die Hand. »Vielen Dank für Ihren Besuch. Auf Wiedersehen.«
    Auf dem Rückweg zum Flughafen war Borg wenigerhöflich. Er saß stumm auf dem Beifahrersitz des Autos, rauchte eine Zigarre und spielte nervös mit den Fingern. Am Flughafen gelang es ihm, eine Minute lang allein mit Dickstein zu sprechen. »Wenn du noch einmal so eine Masche abziehst ...«
    »Es ging nicht anders, und es dauerte weniger als eine Minute. Warum nicht?«
    »Warum nicht? Meine halbe Abteilung hat den ganzen beschissenen Tag daran gearbeitet, um diese Minute zu ermöglichen. Warum hast du dem Mann nicht einfach die Pistole an die Schläfe gesetzt?«
    »Weil wir keine Barbaren sind.«
    »Das wird mir immer wieder gesagt.«
    »Tatsächlich? Ein schlechtes Zeichen.«
    »Wieso?«
    »Weil du es eigentlich selbst wissen müßtest.«
    Dann wurde ihr Flug aufgerufen. Während er mit Cohen in die Maschine stieg, sann Dickstein darüber nach, daß seine Beziehung zu Borg ruiniert war. Sie waren zwar nie zimperlich zueinander gewesen, aber bis jetzt war ein Unterton von ... vielleicht nicht von Zuneigung, aber wenigstens von Respekt dabeigewesen. Das war vorbei. Borg verhielt sich unverhüllt feindselig. Dicksteins Weigerung, sich ablösen zu lassen, war eine Herausforderung, die Borg nicht dulden konnte. Wenn Dickstein weiter im Mossad hätte arbeiten wollen, hätte er Borg den Posten des Direktors streitig machen müssen – die Organisation bot nicht mehr genügend Platz für beide Männer. Aber dazu würde es nicht kommen, denn er, Dickstein, würde zurücktreten.
    Auf dem Nachtflug nach Europa trank Cohen etwas Gin und schlief ein. Dickstein beschäftigte sich in Gedanken mit der Arbeit, die er in den letzten fünf Monaten geleistet hatte. Im Mai hatte er angefangen – ohne klares Konzept. Er hatte sich den jeweils auftretenden Problemen gestellt und für jedes eine Lösung gefunden:wie Uran ausfindig zu machen war, welches Uran er stehlen sollte, wie er ein Schiff kapern konnte, wie die israelische Beteiligung an dem Diebstahl zu tarnen war, wie man verhindern konnte, daß das Verschwinden des Urans den Behörden gemeldet wurde, wie er die Eigentümer zufriedenstellen konnte. Wenn er sich am Anfang hingesetzt und versucht hätte, den ganzen Plan zu entwerfen, hätte er nie alle Komplikationen vorhersehen können.
    Er hatte etwas Glück und etwas Pech gehabt. Die Tatsache, daß die Eigner der Coparelli mit einer jüdischen Besatzungsagentur in Antwerpen

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