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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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du damit rechnen, daß ich dein Geheimnis verrate.«
    »Ich werde tun, was ich kann.«
    »Das würde ich dir auch raten.«
    Tyrin ließ ihn los. Er hatte immer noch Zweifel: Ein solcher Mann würde alles mögliche versprechen, doch wenn es darauf ankam, könnte er versagen.
    Alle Matrosen wurden für den Schiffswechsel auf Deck beordert. Das Meer war zu unruhig, als daß die Gil Hamilton längsseits hätte beidrehen können; deshalb schickte sie eine Barkasse. Alle mußten für die Überfahrt Rettungsgürtel anlegen. Die Offiziere und Matrosen der Coparelli standen geduldig im strömenden Regen, während sie gezählt wurden. Dann kletterte der erste Matrose die Leiter hinunter und sprang in die Vertiefung der Barkasse.
    Das Boot war zu klein, um die ganze Mannschaft tragen zu können – man würde in zwei oder drei Schichten überwechseln müssen. Während sich die ganze Aufmerksamkeit auf die ersten Männer, die über die Reling kletterten, konzentrierte, flüsterte Tyrin Ravlo zu: »Versuche, als letzter dranzukommen.«
    »In Ordnung.«
    Die beiden schoben sich bis zum Rand der an Deck wartenden Menge zurück. Die Offiziere spähten nach unten auf die Barkasse. Die einfachen Besatzungsmitglieder warteten stehend, das Gesicht zur Gil Hamilton gewandt.
    Tyrin schlüpfte hinter ein Schott.
    Er war zwei Schritte von einem Rettungsboot entfernt,dessen Verdeck er vorher gelockert hatte. Der Bug des Bootes konnte von mitschiffs, wo die Matrosen standen, gesehen werden, das Heck dagegen nicht. Tyrin schob sich zum Heck vor, hob das Verdeck an, kletterte hinein und schob die Hülle von innen her wieder zurück.
    Wenn ich jetzt entdeckt werde, ist es vorbei, dachte er.
    Tyrin war ein untersetzter Mann, und der Rettungsgürtel vergrößerte seinen Umfang noch. Mit einiger Mühe kroch er durch das ganze Boot zu einer Stelle, von der aus er das Deck durch eine Öse in der Persenning beobachten konnte. Nun hing alles von Ravlo ab.
    Er sah zu, wie die zweite Abteilung der Männer über die Leiter in die Barkasse hinabstieg. Dann hörte er den Ersten Offizier fragen: »Wo ist der Funker?«
    Tyrin hielt nach Ravlo Ausschau und entdeckte ihn. Sprich, verdammt noch mal!
    Ravlo zögerte, dann sagte er: »Er war bei der ersten Gruppe.«
    Na also!
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, ich habe ihn gesehen.«
    Der Offizier nickte und machte eine Bemerkung darüber, daß man in diesem Mistregen keinen Mann vom anderen unterscheiden könne.
    Der Kapitän rief Koch zu sich, und die beiden Männer unterhielten sich auf der Leeseite eines Schotts, nicht weit von Tyrins Versteck entfernt.
    Der Kapitän sagte: »Ich habe noch nie von Savile Shipping gehört. Sie etwa?«
    »Nein.«
    »Es gehört sich nicht, ein Schiff zu verkaufen, während es noch auf See ist, und dann den Ingenieur an Bord zu lassen, während der Kapitän abgelöst wird.«
    »Ja, Kapitän. Ich nehme an, daß diese neuen Eigner nichts von der Seefahrt verstehen.«
    »Bestimmt nicht, sonst würden sie sich anders verhalten.Wahrscheinlich Krämerseelen.« Eine Pause. »Sie könnten sich natürlich weigern, allein zu bleiben, dann müßte ich Ihnen Gesellschaft leisten. Ich würde mich später für Sie einsetzen.«
    »Ich hätte Angst, meine Lizenz zu verlieren.«
    »In Ordnung. Ich hätte es nicht vorschlagen sollen. Also viel Glück.«
    »Vielen Dank, Kapitän.«
    Die dritte Gruppe der Seeleute war eben in die Barkasse geklettert. Der Erste Offizier wartete oben an der Leiter auf den Kapitän, der immer noch etwas über Krämerseelen murmelte, sich dann aber umwandte, das Deck überquerte und dem Ersten Offizier über Bord folgte.
    Tyrin konzentrierte sich auf Koch, der nun glaubte, der einzige Mann an Bord der Coparelli zu sein. Der Ingenieur sah zu, wie die Barkasse auf die Gil Hamilton zuhielt, und stieg danach die Leiter zur Brücke empor.
    Der Russe fluchte laut. Ihm lag daran, daß Koch nach unten ginge, damit er vom vorderen Speicher aus mit der Karla Funkkontakt aufnehmen könnte. Er beobachtete die Brücke und sah Kochs Gesicht von Zeit zu Zeit hinter dem Glas auftauchen. Wenn Koch dort blieb, müßte Tyrin bis zum Einbruch der Dunkelheit warten, aber es sah aus, als plante Koch, den ganzen Tag auf der Brücke zu bleiben.
    Tyrin stellte sich auf eine lange Wartezeit ein.

    *

    Als die Nablus den Punkt südlich von Ibiza erreichte, wo sie nach Hassans Berechnung auf die Coparelli treffen mußte, war kein einziges Schiff in Sicht.
    Sie umkreisten den Punkt in einer immer größer

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