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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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du?«
    »Geschäfte gemacht. Komm, wir wollen essen und uns unterhalten.«
    Das Essen war eine seltsame Angelegenheit. Mrs. Cortone saß am Ende des Tisches, ohne ein Wort zu sagen und ohne angesprochen zu werden. Zwei schlechterzogene Jungen schlangen ihre Speisen hinunter und verschwanden rasch unter dem Brüllen eines Sportwagenauspuffs. Cortone aß große Mengen des schweren italienischen Gerichts und trank mehrere Glas kalifornischen Rotwein. Aber am erstaunlichsten war ein elegant gekleideter,haifischgesichtiger Mann, der sich manchmal wie ein Freund, manchmal wie ein Berater und manchmal wie ein Diener benahm. Einmal nannte Cortone ihn seinen Anwalt. Während des Essens wurde nicht über Geschäfte gesprochen. Statt dessen erzählten sie einander Kriegsgeschichten. Cortone, der am meisten redete, erzählte auch die Geschichte des Bravourstücks, mit dem Dickstein 1948 die Araber überrumpelt hatte. Er hatte sie von seinen Cousins gehört und war nicht weniger belustigt gewesen als sie. Der Bericht war mit der Zeit immer weiter ausgeschmückt worden.
    Dickstein kam zu dem Schluß, daß Cortone sich wirklich über seinen Besuch freute. Vielleicht langweilte der Mann sich. Kein Wunder, wenn er jeden Tag mit einer schweigsamen Frau, zwei mürrischen Jungen und einem haifischgesichtigen Anwalt zu Abend aß. Dickstein gab sich Mühe, die gelöste Stimmung aufrechtzuerhalten; er wollte, daß Cortone guter Laune war, wenn er um den Gefallen gebeten wurde.
    Nach dem Dinner setzten Cortone und Dickstein sich in einem gemütlichen Zimmer in Ledersessel, und ein Butler brachte Brandy und Zigarren. Dickstein wies beides zurück.
    »Früher konntest du höllisch viel trinken«, sagte Cortone.
    »Es war ein höllischer Krieg«, antwortete Dickstein. Der Butler verließ das Zimmer. Dickstein sah zu, wie Cortone seinen Brandy schlürfte und an der Zigarre zog, alles offenbar lustlos, wie in der Hoffnung, er werde irgendwann Geschmack an diesen Dingen finden, wenn er sie nur lange genug tue. Beim Gedanken an die unverfälschte Heiterkeit, der sie sich zusammen mit den sizilianischen Cousins hingegeben hatten, fragte Dickstein sich, ob in Cortones Leben noch wirkliche Menschen existierten.
    Plötzlich lachte Cortone laut auf. »Ich erinnere mich an jede Minute des Tages in Oxford. Sag mal, bist du beider Frau des Professors, der Araberin, noch weit gekommen?«
    »Nein.« Dickstein lächelte kaum. »Sie ist jetzt tot.«
    »Tut mir leid.«
    »Etwas Seltsames geschah. Ich war wieder dort, in dem Haus am Fluß, und traf ihre Tochter ... Sie sieht genauso aus wie Eila vor zwanzig Jahren.«
    »Was du nicht sagst. Und ...« Cortone zog eine lüsterne Grimasse. »Und du hast mit der Tochter was angefangen – nicht zu glauben!«
    Dickstein nickte. »Wir haben nicht nur was angefangen. Ich möchte sie heiraten. Wenn ich sie das nächste Mal sehe, werde ich sie fragen.«
    »Wird sie einwilligen?«
    »Ich bin nicht sicher, aber ich nehme es an. Ich bin immerhin älter als sie.«
    »Alter spielt keine Rolle. Aber du könntest ein bißchen zunehmen. Eine Frau freut sich, wenn sie sich an etwas festhalten kann.«
    Das Gespräch ärgerte Dickstein, und nun merkte er, weshalb: Cortone war offensichtlich entschlossen, nur über Banales zu reden. Es mochte daran liegen, daß ihm Wortkargkeit in den Jahren zur Gewohnheit geworden war; vielleicht war ein großer Teil seines »Familiengeschäfts« kriminell, und er wollte es vor Dickstein verbergen; es mochte auch etwas anderes geben, vor dessen Enthüllung er sich fürchtete, irgendeine geheime Enttäuschung, die er mit niemandem teilen wollte. Jedenfalls war der einstige offene, geschwätzige, leicht erregbare Junge längst in diesem dicken Mann aufgegangen.

    Dickstein sehnte sich danach, ihn zu bitten: Sag mir, was dich glücklich macht, wen du liebst und wie sich dein Leben abspielt.
    Statt dessen fragte er: »Weißt du noch, was du in Oxford zu mir gesagt hast?«
    »Klar. Ich habe gesagt, daß ich dir etwas schulde, weil du mir das Leben gerettet hast.« Cortone inhalierte den Rauch seiner Zigarre.
    »Ich bin hier, um dich um einen Gefallen zu bitten.«
    »Nur zu.«
    »Hast du was dagegen, wenn ich das Radio anstelle?«
    Cortone lächelte. »Dieses Haus wird ungefähr einmal die Woche nach Wanzen abgekämmt.«
    »Gut«, sagte Dickstein, aber er schaltete das Radio trotzdem ein. »Ich arbeite für den israelischen Geheimdienst.«
    Cortones Augen weiteten sich. »Das hätte ich ahnen

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