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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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»Ja.«
    »Hier ist der Pförtner, Sir. Ein Engländer will mit Ihnen sprechen, aber er weigert sich, seinen Namen zu nennen.«
    »Also schick in weg«, knurrte der Don, dessen Gedanken immer noch bei Johnny waren. »Ich soll Ihnen sagen, daß er ein Freund von der Universität Oxford ist.«
    »Ich kenne niemanden ... eine Sekunde. Wie sieht er aus.«
    »Ein kleiner Bursche mit Brille, sieht wie ein Stromer aus.«
    »Na, so was!« Das Gesicht des Dons verzog sich zu einem Lächeln. »Laß ihn rein – und roll den roten Teppich aus!«

    *

    In diesem Jahr hatte er mehrere alte Freunde getroffen und dabei feststellen können, wie sehr sie sich verändert hatten. Doch Al Cortones Erscheinung war die verblüffendste von allen. Die Gewichtszunahme, die nach seiner Rückkehr aus Frankfurt gerade begonnen hatte, schien sich über die Jahre hinweg stetig fortgesetzt zu haben, und nun wog er mindestens 250 Pfund. Sein aufgeplustertes Gesicht drückte eine Sinnlichkeit aus, die 1947 nur in Andeutung vorhanden gewesen war und während des Krieges noch völlig gefehlt hatte. Und er war vollkommen kahlköpfig. Dickstein fand dies bei einem Italiener ungewöhnlich.
    Dickstein konnte sich so deutlich, als wäre es gestern gewesen, an jenes Ereignis erinnern, bei dem er sich Cortonezu Dank verpflichtet hatte. In jenen Tagen hatte er die psychische Verfassung eines in die Enge getriebenen Tieres begreifen gelernt. Wenn man keine Möglichkeit mehr hat davonzulaufen, merkt man, wie verbissen man kämpfen kann. Dickstein war in einem fremden Land abgesetzt und von seiner Einheit getrennt worden; während er mit dem Gewehr in der Hand über unbekanntes Gelände schlich, hatte er sich Reserven an Geduld, List und Rücksichtslosigkeit zunutze gemacht, von deren Existenz er nichts geahnt hatte. Er hatte eine halbe Stunde lang in dem Dickicht gelegen und den verlassenen Panzer beobachtet, der, wie er wußte – ohne zu verstehen, wieso –, der Köder in einer Falle war. Dann hatte er den einen Scharfschützen entdeckt und nach einem anderen Ausschau gehalten, als die Amerikaner angebraust kamen. Dadurch war Dickstein bei seinem Schuß kein Risiko eingegangen – wenn es einen weiteren Scharfschützen gab, würde der auf das offensichtliche Ziel, die Amerikaner, gefeuert und nicht versucht haben, den Schützen in den Büschen ausfindig zu machen.
    Ohne also einen Gedanken an etwas anderes als sein eigenes Überleben zu verschwenden, hatte Dickstein Al Cortone das Leben gerettet.
    Cortone war noch unerfahrener gewesen als Dickstein, hatte aber genausoschnell gelernt wie er. Beide hatten gesunde Instinkte besessen und alte Prinzipien auf ein neues Gebiet angewandt. Eine Zeitlang kämpften, fluchten und lachten sie zusammen und unterhielten sich über Frauen. Als die Insel erobert war, hatten sie sich während der Vorbereitungen für den nächsten Vorstoß davongemacht und Cortones sizilianische Cousins besucht.
    Diese Cousins standen jetzt im Mittelpunkt von Dicksteins Interesse.
    Sie hatten ihm schon einmal geholfen, im Jahre 1948. Damals hatten sie einiges verdienen können, deshalb war Dickstein mit seinem Plan direkt an sie herangetreten.Dieses Projekt hier war etwas anderes. Er wollte, daß man ihm einen Gefallen tat, und er konnte keine Gewinnbeteiligung anbieten. Folglich mußte er sich an Al wenden und ihm die vierundzwanzig Jahre alte Schuld abfordern.
    Er war sich überhaupt nicht sicher, daß es gelingen würde. Cortone war nun ein reicher Mann. Das große Haus – in England hätte man so etwas als Landsitz bezeichnet – lag auf einem prächtigen Grundstück hinter einer hohen Mauer, deren Tor bewacht wurde. Auf der kiesbedeckten Anfahrt standen drei Autos, und Dickstein konnte die Bediensteten schon nicht mehr zählen. Ein reicher und bequemer Amerikaner mittleren Alters würde sich wohl kaum darum reißen, in politische Eskapaden im Mittelmeer verwickelt zu werden – auch nicht um eines Mannes willen, der ihm einmal das Leben gerettet hatte.
    Cortone schien sich sehr über seinen Besuch zu freuen, was ein gutes Zeichen war. Sie klopften sich wieder, wie damals an dem Novembersonntag im Jahre 1947, auf den Rücken und riefen: »Wie, zum Teufel, geht’s dir?«
    Cortone musterte Dickstein. »Du hast dich nicht verändert! Ich habe mein ganzes Haar verloren und hundert Pfund zugenommen, und du bist nicht einmal grau geworden. Was hast du getrieben?«
    »Ich bin nach Israel gegangen. Arbeite dort in der Landwirtschaft. Und

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