Dreifach
werden konnte.
Satia, Nugba und Boyd traten, wie es üblich war, 24 Stunden später zurück, und am selben Tag stempelte der Notar von Montserrado Country, Liberia, eine eidesstattliche Erklärung ab, die besagte, daß die Kontrolle über die Savile Shipping Corporation sich nun in den Händen eines gewissen André Papagopulos befinde.
Inzwischen fuhr Dickstein bereits mit dem Bus vom Züricher Flughafen in die Stadt, um sich mit Papagopulos zum Mittagessen zu treffen.
Wenn er Zeit hatte, darüber nachzudenken, war sogar er selbst von der Kompliziertheit seines Plans überwältigt, von der Zahl der Teile in diesem Puzzle, der Menge der Personen, die überredet, bestochen oder gezwungen werden mußten, ihre Rolle zu spielen. Bis jetzt hatte er Erfolg gehabt, zuerst bei Steifkragen, dann bei Al Cortone, von Lloyd’s of London und Liberian Corporation Services, Inc., gar nicht zu reden, aber wie lange würde es so weitergehen?
Papagopulos war in mancher Hinsicht die größte Herausforderung. Er war ein Mann, so schwer zu fassen, so stark und so frei von Schwächen wie Dickstein selbst.
Er war 1912 in einem Dorf geboren worden, das während seiner Jugend abwechselnd zur Türkei, zu Bulgarien und Griechenland gehörte. Sein Vater war Fischer. Als Halbwüchsiger arbeitete er sich vom Fischfang zu anderen maritimen Beschäftigungen, hauptsächlich Schmuggel, empor. Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchte er in Äthiopien auf und kaufte zu Ramschpreisen die Berge von militärischen Restbeständen, die mit dem Ende des Krieges plötzlich wertlos geworden waren. Er erwarb Gewehre, Handfeuerwaffen, Maschinengewehre, Panzerfäuste und Munition. Dann nahm er Kontakt mit der Jewish Agency in Kairo auf und verkaufte diese Waffen mit enormemProfit an die israelische Untergrundarmee. Er arrangierte den Seetransport – hier erwiesen sich seine Erfahrungen mit der Schmuggelei als unschätzbar – und beförderte die Ware nach Palästina. Dann erkundigte er sich, ob man an weiteren Lieferungen interessiert sei.
Auf diese Weise war er mit Nat Dickstein bekannt geworden.
Bald zog er weiter, in das Kairo Faruks und dann in die Schweiz. Sein Handel mit den Israelis hatte den Übergang von gänzlich illegalen Geschäften zu Operationen eingeleitet, die im schlimmsten Fall anrüchig, im besten Fall unanfechtbar waren. Gegenwärtig bezeichnete er sich als Schiffsmakler, und das war tatsächlich sein wichtigstes, wenn auch keineswegs sein einziges Geschäft.
Er hatte keine feste Adresse. Man konnte ihn über ein halbes Dutzend Telefonnummern in aller Welt erreichen, aber er war nie da – immer nahm jemand anders den Anruf entgegen, und Papagopulos meldete sich später. Viele Leute, besonders im Reedereiwesen, kannten ihn und vertrauten ihm, denn er ließ nie jemanden im Stich; doch dieses Vertrauen gründete sich auf seinen Ruf, nicht auf persönlichen Kontakt. Er lebte ein gutes, aber unauffälliges Leben, und Nat Dickstein war einer der wenigen Menschen, die sein einziges Laster kannten: Er ging gern mit vielen Mädchen ins Bett – das heißt, mit zehn oder zwölf gleichzeitig. Er hatte keinen Sinn für Humor.
Dickstein stieg am Bahnhof, wo Papagopulos ihn auf dem Bürgersteig erwartete, aus dem Bus. Der Grieche war ein großer, massiger Mann mit olivfarbener Haut und dünnem dunklen Haar, das er über den immer kahler werdenden Schädel kämmte. An diesem hellen Sommertag in Zürich trug er einen marineblauen Anzug, ein blaßblaues Hemd und eine dunkelblaue, gestreifte Krawatte. Seine Augen waren klein und dunkel.
Sie schüttelten einander die Hand. »Wie geht das Geschäft?« fragte Dickstein.
»Mal besser, mal schlechter.« Papagopulos lächelte. »Meistens besser.« Sie schlenderten durch die sauberen, gepflegten Straßen und wirkten wie ein Generaldirektor und sein Buchhalter. Dickstein atmete die kalte Luft ein. »Ich mag diese Stadt.«
»Ich habe einen Tisch im Veltliner Keller in der Altstadt bestellt«, sagte Papagopulos. »Ich weiß, daß Ihnen egal ist, was Sie essen, aber mir nicht.«
»Sind Sie in der Pelikanstraße gewesen?«
»Ja.«
»Gut.«
Das Züricher Büro der Liberian Corporation Services, Inc., lag in der Pelikanstraße. Dickstein hatte Papagopulos gebeten, sich dort als Präsident und Hauptgeschäftsführer von Savile Shipping registrieren zu lassen. Dafür würde er 10 000 amerikanische Dollar erhalten, die vom Konto des Mossad bei einer Schweizer Bank auf Papagopulos’ Konto in derselben Filiale
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