Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
Büroangestellten im Moskauer Zentrum. Sie sitzen den ganzen Tag auf ihrem Hintern, tun nichts Gefährlicheres, als die Granowskij-Straße in der Hauptverkehrszeit zu überqueren.« Rostow beschloß, die Gelegenheit zu Hassans Weiterbildung zu nutzen. »Ein Agent sollte keine Zeit für die Beschaffung von Informationen verschwenden, die bekannt sind. Die Eichhörnchen können alles finden, was in Büchern, Berichten und Akten steht. Da ein Eichhörnchen weniger kostet als ein Agent – nicht wegen der Gehälter, sondern wegen des Hilfsapparates –, zieht das Komitee es vor, wenn die Eichhörnchen eine bestimmte Arbeit machen können. Man muß sie so oft wie möglich einsetzen.«
    Hassan verzog ironisch die Mundwinkel – eine Spur seiner alten Lässigkeit zeichnete sich ab. »Dickstein arbeitet nicht so.«
    »Die Israelis haben eine völlig andere Methode. Außerdem vermute ich, daß Dickstein ein Einzelgänger ist.«
    »Wie lange werden die Eichhörnchen brauchen, um uns den Standort der Coparelli mitzuteilen?«
    »Vielleicht einen Tag. Ich werde den Auftrag erteilen, sobald wir in der Botschaft sind.«
    Tyrin sagte über die Schulter hinweg: »Können Sie gleichzeitig eine Eilanforderung durchgeben?«
    »Was brauchst du?«
    »Noch sechs Hemdenknöpfe.«
    »Sechs?«
    »Wenn sie so sind wie die letzte Lieferung, werden fünf nicht funktionieren.«
    Hassan lachte. »Ist das kommunistische Tüchtigkeit?«
    »Es hat nichts mit kommunistischer Tüchtigkeit zu tun«, sagte Rostow. »Wir leiden unter russischer Tüchtigkeit.« Der Lieferwagen bog in die Embassy Row ein und wurde von dem diensthabenden Polizisten weitergewunken.
    »Was unternehmen wir, wenn wir die Coparelli ausfindig gemacht haben?«
    »Das ist doch klar. Wir bringen einen Mann an Bord unter.«

9
    D ER DON
HATTE einen schlechten Tag gehabt. Es hatte beim Frühstück mit der Nachricht angefangen, daß zwei seiner Leute in der Nacht geschnappt worden waren. Die Polizei hatte einen Lastwagen angehalten und durchsucht, der 2 500 Paar pelzgefütterte Hauspantoffeln und fünf Kilo verschnittenes Heroin enthielt. Die Ladung, auf dem Weg von Kanada nach New York City, war in Albany entdeckt worden. Man hatte die Ware beschlagnahmt und den Fahrer und den Beifahrer eingesperrt.
    Das Zeug gehörte dem Don nicht. Aber die Leute, die es schmuggelten, zahlten ihm Abgaben und erwarteten als Gegenleistung, daß er sie schützte. Sie würden fordern,daß er die Männer aus dem Gefängnis holte und das Heroin wiederbeschaffte. Das war so gut wie unmöglich. Er würde vielleicht dazu in der Lage sein, wenn nur die regionale Polizei für die Aktion verantwortlich wäre; aber wenn es sich nur um die gehandelt hätte, wäre die Sache gar nicht erst passiert.
    Und das war erst der Anfang. Sein ältester Sohn hatte aus Harvard telegrafisch mehr Geld verlangt, da er den gesamten Zuschuß für das nächste Semester schon Wochen vor Vorlesungsbeginn verspielt hatte. Am Morgen hatte er ermittelt, weshalb seine Restaurantkette Verlust machte, und am Nachmittag hatte er seiner Geliebten erklärt, weshalb er sie in diesem Jahr nicht mit nach Europa nehmen könne. Zu guter Letzt war er von seinem Arzt informiert worden, daß er Tripper hatte – schon wieder.
    Er betrachtete sich im Spiegel seines Ankleidezimmers, rückte seine Schleife zurecht und sagte zu sich selbst: »Was für ein Scheißtag.«
    Wie sich herausgestellt hatte, war die Aktion von der New Yorker Stadtpolizei veranlaßt worden. Sie hatte den Tip an die Bundespolizei weitergeleitet, um Schwierigkeiten mit der städtischen Mafia zu vermeiden. Die Stadtpolizei hätte den Tip natürlich ignorieren können; da sie es nicht getan hatte, mußte daraus geschlossen werden, daß der Fingerzeig von einer wichtigen Stelle gekommen war, vielleicht von der Drogenbekämpfungsbehörde. Der Don hatte den verhafteten Fahrern Rechtsanwälte besorgt, ihre Familien besuchen lassen und Verhandlungen mit der Polizei aufgenommen, um das Heroin zurückzukaufen.
    Er zog sein Jackett an. Es hatte ihm immer Spaß gemacht, sich zum Dinner umzuziehen. Was sollte er nur mit seinem Sohn Johnny anfangen? Wieso war er im Sommer nicht nach Hause gekommen? Das wurde von Studenten doch erwartet. Der Don hatte daran gedacht, jemandenzu Johnny zu schicken, aber dann würde der Junge annehmen, daß sein Vater sich nur des Geldes wegen Sorgen mache. Wahrscheinlich würde er selbst hinfahren müssen.
    Das Telefon klingelte, und der Don nahm den Hörer ab.

Weitere Kostenlose Bücher