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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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tun gehabt hatte, ein bisschen unheimlich gewesen. Aber wichtig war nur, dass Leonard ihr zugeflüstert hatte, er werde bald bei ihr sein. Seine sachte Berührung hatte ausgereicht, ihren Körper in Flammen zu setzen.
    Jo hielt es nicht mehr aus, untätig auf dem breiten, mit Samtdecken und Seidenkissen bestückten Bett zu liegen, und stand auf. Nervös begann sie, in dem Raum auf und ab zu gehen. Die Sonne blitzte durch die Wolken. Da ihr Strahl nahezu senkrecht durch die bleigefassten Fenster fiel, bemerkte Jo, dass es fast Mittag war. Das Geschrei »Hexe, Hexe!« begann wieder, in ihren Ohren zu dröhnen. Sie zitterte. Sicher eine posttraumatische Reaktion. Wenn Leonard nicht gewesen wäre … Sollten ihre Beine doch unrasiert und Leonard über sechshundert Jahre älter sein als sie – egal, sie würde mit ihm schlafen.
    Wieder fiel die Sonne gleißend hell durch die Fenster und ließ die farbigen Steine in den Wandgemälden aufleuchten. Die Bodendielen schimmerten in einem warmen Braunton. Vor der Türschwelle zum Nachbarraum hatte sich ein wenig Staub auf den Brettern abgesetzt. Jo lächelte. Katrein wäre entsetzt, wenn sie das sähe. Zumal in den Räumen eines Bischofs.
    Staub? Nein, die Stelle wirkte eher wie ein Fleck. Fast wie ein schwacher Abdruck. Neugierig bückte sich Jo. Der Fleck sah aus wie ein Absatz, in dem ein Nagel mit einem kreuzförmigen Kopf steckte. Das ist nicht möglich … Bestimmt narrt mich das Sonnenlicht …, dachte sie. Trotzdem zog Jo ihr Büchlein aus Wachstäfelchen aus ihrem Bündel und blätterte es durch. Da – das Täfelchen, in das Lutz den Schuhabdruck geritzt hatte, den er im Schnee bei Annas Leiche entdeckt hatte. Die geritzte Zeichnung und der Fleck auf dem Boden ähnelten einander wie ein Ei dem anderen.
    Sie musste Gewissheit haben. Jo fühlte sich sehr wach und gleichzeitig unnatürlich ruhig. Sie stand auf und ging in den angrenzenden Raum. Rasch blickte sie sich um. Ein Tisch, auf dem eine Waschschüssel und ein Krug aus feinziseliertem Silber standen … Eine große Truhe mit Goldbeschlägen … Ein Schrank aus dunklem, fast schwarzem Holz, der fast die gesamte Rückwand einnahm. Eine der Türen war nur angelehnt. Jo öffnete sie. Mehrere Mäntel, die aus kostbaren Stoffen gefertigt waren, hingen in dem Fach. Schwarzer, blauer und roter Samt. Pelzbesetzte und bestickte Kragen …
    Jo zerrte die Kleidungsstücke auseinander. Hinter ihnen hing noch ein Gewand. Sie fasste danach, um es nach vorn zu ziehen. Der schwarze Stoff fühlte sich seltsam steif an. Als sei er von etwas verkrustet. Sie kannte solche Stoffe … Ihr wurde übel, aber sie zwang sich, weiterzumachen. Nun hielt sie den Mantel in den Händen. Ja, seine Vorderseite war von einer getrockneten Flüssigkeit bedeckt. Sie schlug ihn auseinander. Licht fiel auf das Futter. Es bestand aus einer sehr feinen, leuchtend blauen Seide.
    Ihr Instinkt übernahm die Führung. Sie musste schleunigst hier weg! Jo stopfte den Mantel zurück in den Schrank, als sie hinter sich ein leises Geräusch hörte. Sie wollte herumwirbeln. Doch zu spät. Ein heftiger Schlag traf sie am Kopf, so dass sie ohnmächtig zu Boden stürzte.
    Zusammen mit Herbert und einigen anderen Freunden war Lutz zum Bischofspalast geeilt. Nun standen sie inmitten einer großen Menschenmenge vor dem geschlossenen Tor. Darüber befand sich ein steinernes Relief. Es zeigte einen Mann, der einem Drachen die Lanze in den Schlund rammte. Eben war ein bischöflicher Soldat vor dem Tor erschienen, der verkündet hatte, dass Bischof Leonard gleich zum Volk sprechen würde.
    Die Worte »Josepha«, »Hexe« und »Pater Lutger« schwirrten durch die Luft. Lutz wurde es allmählich schlecht, sie nur zu hören. Aber warum nur war er so besorgt? Dieser Leonard hatte Jo doch schon einmal vor dem Mob gerettet. Außerdem schien er ein besonnener und liberaler Kerl zu sein, nach allem, was Lutz über ihn wusste. Bestimmt würde er die Menge beruhigen.
    Lutz zog sich die Kapuze noch ein wenig tiefer ins Gesicht. Eine Schlägerei mit Schreibers Kumpanen war wirklich das Letzte, was er nun gebrauchen konnte.
    Er verwünschte sich dafür, dass er nicht da gewesen war, um Jo zu beschützen. Sie musste eine entsetzliche Angst ausgestanden haben, als der Mob sie durch die Gassen jagte. Was, wenn sie schwer verletzt oder gar getötet worden wäre? Der Gedanke war einfach unvorstellbar. Nie mehr von ihr zurechtgewiesen zu werden … Zu sehen, wie ein Lächeln ihr gerade noch so

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