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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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Frau, deren rotes, lockiges Haar ihren Kopf wie Flammen umzüngelte, schritt auf ihn zu. Lutz blinzelte und bemerkte, dass ihm der Alkohol zu schaffen machte. Die Frau war auf eine wilde Weise schön und allem Anschein nach ziemlich wütend.
    Dicht vor ihm blieb sie stehen. »Du Mistkerl, du tauchst also einfach wieder hier auf. Wenn du denkst, damit ist alles in Ordnung, hast du dich aber gewaltig getäuscht«, fauchte sie ihn an. »Scher dich zum Teufel und lass dich hier nie wieder sehen!«
    »Aber Greta, sei doch nicht so hart mit ihm«, mischten sich einige der Frauen ein.
    »Lutz liebt dich wirklich.«
    »Du kennst ihn doch.«
    »Ja, allerdings kenne ich ihn.« Einer ihrer Eckzähne fehlte, was sie wie eine Freibeuterin wirken ließ. Ihre Brüste schimmerten im Licht. Sie war wirklich verdammt schön.
    »Ich …« Lutz schluckte. Dieser Idiot von einem Alter Ego. Plötzlich hatte er eine Eingebung. »Mein Liebchen, ich konnte nicht zu Euch kommen, da ich durch die Jahrhunderte gereist bin, um Euch von fernen Zeiten erzählen zu können. Von riesigen, metallenen Vögeln, die durch die Lüfte gleiten, und von Rossen, die Rauch spucken. Von Wasser, das heiß und kalt aus eisernen Hähnen rinnt, und von Licht, das auf einen bloßen Knopfdruck zu leuchten beginnt …«
    Gretas Augen verengten sich. Sie hob die Hand, als ob sie ihn schlagen wollte. Lutz duckte sich. Okay, sein lyrischer Ausflug ins 21. Jahrhundert hatte sie also nicht milde gestimmt …
    Zu seiner Überraschung begann Greta zu lachen. »Du bist und bleibst ein unverbesserlicher Lügner und Aufschneider. Jetzt komm schon mit.« Spielerisch packte sie ihn am Ausschnitt seines Kittels. Benommen stand Lutz auf und folgte ihr unter dem Gelächter und Beifall der anderen Frauen und deren Freier durch den Raum und eine knarrende Treppe hinauf.
    Verstohlen sah Jo sich um, während sie den Kragen ihres Mantels hochschlug und ihren Stuhl noch ein wenig weiter in den Schatten rückte. Frowin – so hieß der junge Mann, auf den sie im Hof des Männerbordells gestoßen war – hatte sich schließlich doch bereit erklärt, mit ihr zu sprechen. Sie hatte mit ihm die nächstbeste, ziemlich heruntergekommene Kaschemme aufgesucht.
    Vor der schmuddeligen Theke lungerte eine dralle Hure herum, die ganz offensichtlich auf Kundschaft wartete. Nein, dachte Jo, während sie an ihrem Holzbecher nippte, nur um gleich darauf angewidert den Mund zu verziehen, denn der Wein schmeckte nach Essig, das ist eindeutig kein Ort, an dem ich gesehen werden möchte. Damit wäre meine Reputation als achtbare Witwe ein für alle Mal zerstört.
    Sie schob den Gedanken beiseite, wie absurd es war, dass sie sich über so etwas Sorgen machte, und wandte sich wieder dem Jungen zu. Er hatte den Kopf gesenkt und hielt seinen Becher ängstlich umklammert. Mit seinen langen dunklen Wimpern war er auf eine mädchenhafte Weise hübsch. Jo schätzte Frowin auf zwölf bis vierzehn Jahre. Noch immer fiel es ihr schwer, das Alter der Menschen in dieser ihr fremden Zeit richtig zu bestimmen.
    »Warum kümmert es Euch, dass Anselm umgebracht wurde?« Der Junge warf ihr einen scheuen Blick zu. »Oder seid Ihr etwa wirklich mit ihm verwandt?«
    »Nein, das war nur ein Vorwand. Sagen wir es einmal so … Gewissermaßen bin ich im Auftrag des Herrn unterwegs. Also, ich muss den Mörder einfach finden …«
    »Ihr habt eine Art Gelübde abgelegt?«
    »Wenn Ihr es so nennen wollt …« Jo nickte. Zu ihrer Erleichterung schien diese Erklärung den Jungen zufriedenzustellen. Was für ein verrücktes Zeitalter …
    »Ihr habt Anselm also in dem Männerpuff …, ähm, ich meine, in dem Haus, in dem Ihr Eurem Gewerbe nachgeht, kennengelernt«, nahm Jo das Gespräch wieder auf.
    »Ja, er hörte meine Schreie.«
    »Schreie?«
    »Manche Kunden schlagen uns, weil … weil sie das erregt.« Frowin warf Jo einen scheuen Blick zu. Sie winkte ab. »Tut Euch keinen Zwang an. Ich weiß über Sadomaso Bescheid. Theoretisch zumindest …«, fügte sie hastig hinzu.
    »Normalerweise sind die Schläge auszuhalten. Außerdem zahlen die Freier dafür gut.« Frowin starrte wieder in seinen Becher. »Aber bei diesem Kunden war es anders. Ich dachte, er bringt mich um. Er hatte mich am Bett festgebunden. Sonst hätte ich versucht, ihm zu entkommen. Anselm hielt sich im Nebenzimmer auf. Er begriff, dass meine Schmerzensschreie und mein Flehen um Gnade nicht gespielt waren, und kam mir zu Hilfe. Er entriss meinem Peiniger die Peitsche

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