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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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Finger auf ihr Gelenk legte, um ihren Puls zu fühlen.
    Poch, poch, poch … Jo glaubte, ihren rasenden Herzschlag zu hören.
    Die Basics der Polizeiarbeit … Nachdem er am Morgen in der Grünen Traube das Essen für den Tag vorbereitet hatte, beschloss Lutz Jäger, es einmal mit einer simplen Zeugenbefragung zu versuchen. Vielleicht hatte ja einer von den Bettlern, die neben dem Portal der Gertrudiskirche saßen, Frowin gesehen oder sonst etwas beobachtet, das ihm und Jo bei ihren Ermittlungen weiterhelfen würde.
    »Herr, eine milde Gabe.«
    »Bitte, helft einem Mann, der schuldlos in Armut geraten ist.«
    »Herr, habt Ihr nicht ein paar Pfennige für einen armen Krüppel?« Ein Chor von klagenden Stimmen empfing Lutz, als er auf den Haupteingang der Kirche zuging. Ein Dutzend in Lumpen gekleideter Menschen – die meisten von ihnen Männer, nur ein oder zwei Frauen glaubte er unter den fadenscheinigen, tief ins Gesicht gezogenen Kappen oder den langen, verfilzten Haaren ausmachen zu können – kauerte dort auf Decken und Strohbüscheln im Schnee. Ein groteskes Bild, wie aus einem Mittelalter-Film, ging es Lutz durch den Kopf . Nur froren die Menschen hier wirklich. Er kramte in seinem Geldbeutel und warf freigiebig Münzen in die Holzschalen und Kappen, die ihm entgegengestreckt wurden.
    »Der Herr segne Euch!«
    »Ja, Gott möge Euch für Eure Barmherzigkeit belohnen«, änderte sich der Chor.
    Lutz wartete, bis das Stimmengewirr abgeklungen war. »Ist es nicht schrecklich, dass gestern neben der Kirche ein Mann ermordet wurde …«, versuchte er möglichst beiläufig, ein Gespräch zu beginnen.
    »Ja …«
    »Allerdings …« Die Bettler murmelten zustimmend.
    »Er soll ein Fremder gewesen sein«, meldete sich ein älterer Mann, dem der linke Unterarm fehlte, krächzend zu Wort. Tiefe Blatternarben hatten sich in sein Gesicht eingegraben.
    »Sah schlimm aus, der Tote. Ganz blutüberströmt, wie er war«, bemerkte ein anderer Bettler.
    »Tja, vielleicht wart ihr ja die Letzten, die den Mann lebend sahen, falls er am Portal vorbeiging«, heuchelte Lutz Sensationsgier. »Vielleicht habt ihr ja sogar unwissentlich seinen Mörder beobachtet.«
    »Nein, wohl kaum.« Fast alle Bettler schüttelten den Kopf. Andere starrten Lutz nur an.
    Mist … »Wie könnt ihr da so sicher sein?«, hakte er nach.
    »Weil die meisten von uns, sobald die Kirche abgeschlossen wird, diesen Ort verlassen und sich woanders einen Schlafplatz suchen«, sagte wieder der Verkrüppelte, der eine Art Wortführer der Gruppe zu sein schien, und blickte Lutz neugierig an. »Ihr solltet wissen, dass es hier im Winter während der Nacht viel zu kalt und zu ungeschützt ist.«
    Nun bemerkte auch Lutz den Wind, der eisig über den Platz pfiff. Okay … Fehler … Am besten, er verschwand, bevor er sich noch mehr als Alien outete. »Ja, wie dumm von mir, daran nicht zu denken«, sagte er rasch. Er nickte den Bettlern noch grüßend zu, dann betrat er die Kirche. Wenn er unverrichteter Dinge wieder gegangen wäre, hätte das noch merkwürdiger gewirkt.
    In der Nähe des Portals blieb er stehen. Vorn am Lettner zeigte die Statue der heiligen Gertrudis ihr stilles, anmutiges Lächeln. Nichts deutete darauf hin, dass sich irgendjemand an ihrer Reliquie zu schaffen gemacht hatte.
    »Herr, vielleicht habe ja ich etwas in der Mordnacht beobachtet.« Einer der Bettler, ein magerer hohläugiger Mann, der einen grünen Umhang voller Löcher trug – Lutz hatte ihn vorhin am Rand der Gruppe gesehen –, war ihm gefolgt und blickte ihn abwartend an.
    Lutz begriff und zog eine Münze aus seinem Geldbeutel. »Falls Ihr dies tatsächlich habt, soll es Euer Schaden nicht sein.«
    »Warum interessiert Ihr Euch dafür, was in dieser Nacht geschah?«
    »Wollt Ihr Euch das Geld verdienen oder nicht?«
    »Der Ermordete soll ein Sodomit gewesen sein.«
    »Tatsächlich?«
    Der Blick, mit dem der Bettler Lutz bedachte, zeigte nur zu deutlich, dass er auch ihn für einen Sodomiten hielt. Er räusperte sich und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »In der Nacht, in der der Mord geschah, bin ich noch einmal von meinem Schlafplatz zur Gertrudiskirche zurückgekehrt. In meinem Winkel bei der Stadtmauer hatte ich bemerkt, dass ich mein Messer dort draußen vergessen hatte.« Er nickte in Richtung des Platzes.
    Ein Messer , dachte Lutz, ist für einen mittelalterlichen Bettler ein Vermögen wert. Kein Wunder, dass er noch einmal den Weg auf sich genommen hat.
    »Ich

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