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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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Wieder durchfuhr sie ein Zucken. Ihr Blick trübte sich. Sie spürte noch, dass der Mann sie hochhob. Dann verlor sie die Besinnung.
    Clark Gable, Cary Grant und Hugh Jackman, was habe ich da nur für einen Unsinn gedacht … Jo öffnete die Augen. Sie lag wieder einmal auf einem Bett. Anscheinend tat sie das in letzter Zeit ständig. Über ihr breitete sich ein Baldachin aus dunkelrotem Samt aus, der mit goldenen Stickereien verziert war. Die Wand ihr gegenüber war bemalt. Grüne Ranken wanden sich um rote Blumen. Auf einem vergoldeten Leuchter brannten sechs Bienenwachskerzen, die einen süßen Duft verströmten. Wo ihr Schein auf das Gemälde fiel, funkelten die Farben auf, als seien sie mit buntem Glas gemischt.
    Jo hörte neben dem Bett ein leises Rascheln. Als sie den Kopf wandte, sah sie: Clark Gable, Cary Grant und Hugh Jackman … Tatsächlich, dort saß der Mann, der sie auf dem Markt vor der wütenden Menge gerettet hatte.
    Er lächelte sie an. »Josepha, wie schön, dass Ihr wieder zu Euch gekommen seid. Ich hoffe, Ihr fühlt Euch besser?« Seine Stimme hatte einen tiefen, angenehmen Klang. Sie erinnerte Jo an … an Rotwein, der lange in alten Eichenfässern gelagert hatte. An den Rauch eines Holzfeuers an einem Herbsttag …
    »Ja, danke, mir geht es gut«, stammelte sie.
    »Es freut mich, dass auf meinen Medicus Verlass ist.« Erneut lächelte er. In seinem Kinn bildete sich ein Grübchen. »Jedenfalls müsst Ihr nicht fürchten, dass Ihr noch einmal auf dem Markt angegriffen werdet. Dafür habe ich gesorgt.«
    In Wirklichkeit sah er noch besser aus als in ihrer Erinnerung. Dann begriff Jo: Dieser Mann kannte sie. Was ihrerseits umgekehrt nicht der Fall war.
    »Wer seid Ihr?«, platzte sie heraus.
    »Ach, Josepha, Ihr wisst doch nur zu gut, dass ich Leonard, der Bischof der Stadt, bin.« Er lachte leise, während er nach ihrer Hand griff. Wieder durchfuhr es Jo wie ein Stromstoß. Doch nun war es ein höchst angenehmes, elektrisierendes Gefühl. »Euer Gatte bat mich in Eurer Gegenwart, sein Testament mit Euch als alleiniger Erbin anzuerkennen.«
    »Verzeiht, aber ich war schwerkrank«, flüsterte sie. »Deshalb ist mein Gedächtnis manchmal verwirrt.«
    »Ich habe von Eurer Krankheit gehört und für Eure Genesung gebetet.«
    »Sicher haben Eure Gebete bewirkt, dass ich wieder gesund wurde.« Was redete sie da eigentlich? Jo fühlte sich wie in Trance.
    »Es würde mich glücklich machen, wenn ausgerechnet meine Bitten Gott dazu bewegt hätten.« Abermals lächelte er. Der Druck seiner Hand verstärkte sich. Sein Daumen streichelte ihre Handinnenfläche, während er sich näher zu Jo beugte. Das Gefühl, Elektrizität würde sie durchströmen, intensivierte sich. Sie war unfähig, sich zu bewegen, konnte ihn nur ansehen.
    Gott, war er attraktiv. War Bischof Leonard etwa ihr geheimnisvoller Liebhaber gewesen?
    Jos Gedanken überschlugen sich: Seit sie im Mittelalter zu sich gekommen war, hatte sie die Pille nicht mehr genommen … Ihre Beine waren nicht rasiert … Außerdem war sie gewissermaßen im Dienst … Er war ungefähr sechshundertfünfzig Jahre älter als sie … Wenn sie mit ihm schliefe und schwanger würde, würde sie dann ein Kind à la Rosemarys Baby in sich tragen?
    »Josepha, was habt Ihr? Ich erschrecke Euch doch nicht etwa?« Seine Stimme war wie ein weiteres erotisierendes Streicheln.
    »Nein«, hauchte sie. Das war alles, was sie herausbrachte. Sein Gesicht war dem ihren nun ganz nahe. Gleich würden sich ihre Lippen berühren.
    Ein Klopfen und Schritte in einem Nebenraum ließen Bischof Leonard zurückweichen. Gleich darauf erschien ein grauhaariger Diener in dem Schlafzimmer.
    Er verbeugte sich: »Hochwürdiger Herr, der Medicus Gregorius würde gerne nach der Kranken sehen. Wenn Euch dies beliebt.«
    »Bring ihn herein.« Leonard nickte. Seine Miene wirkte freundlich gelassen.
    Jo versuchte, ihren Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Dabei war sie sich nur zu sehr bewusst, dass ihre Wangen glühten.
    Der Mann, der gleich darauf an das Bett trat, war groß gewachsen und hager, sein Gesicht scharf geschnitten und eindrucksvoll.
    Er trug eine enganliegende schwarze Samtkappe und einen dunklen Mantel aus einem seidig glänzenden Stoff. Ein grauer Bart wallte auf seine Brust. Grau waren auch seine dichten Brauen über den Augen, die in dem Kerzenlicht fast schwarz wirkten.
    »Herr …« Auch er verneigte sich vor dem Bischof, ehe er zu Jo trat, nach ihrer Hand fasste und seine

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